G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
junges Pärchen mit wilden Punkfrisuren, das sich eng umschlungen hielt, als gäbe es keine Welt um sie herum. Die drei kamen nicht infrage. Wahrscheinlich würde er die Zeit bis zum Abflug benötigen, dem Senior sein Anliegen zu erklären und er müsste den halben Flughafen zusammenbrüllen, denn der Mann beugte sich immer wieder halb über den Schalter, um mit der jungen Frau dahinter zu kommunizieren. Das Pärchen schloss er aus, weil er vermutete, dass die beiden sich kaum für Nachrichten interessierten und deshalb nichts von dem Geschehen wussten. Er brauchte andere Kandidaten.
Ein Mann mittleren Alters in einem grauen, gepflegt wirkenden Anzug, mit Halbglatze und Brille eilte mit seinem Koffer heran. Er machte einen gebildeten Eindruck. Dix ging auf ihn zu und sprach ihn an.
„Verzeihung, Sir.“ Der Angesprochene schaute auf und sofort spürte Dix Abneigung. Dennoch fuhr er fort. „Es ist ein Notfall. Bestimmt haben Sie in den Nachrichten die Meldungen über die Entführung von Cindy McForest gehört. Meine Frau ist ihre Schwester und wir müssen dringend nach New Orleans. Wären sie bereit, einem von uns Ihren Platz in der Maschine abzutreten?“
Der Mann starrte ihn an, als wäre Dix schwachsinnig oder hätte ihn soeben gefragt, ob er sich kastrieren lassen wolle. „Tut mir leid, Mister. Ich habe um elf Uhr eine wichtige geschäftliche Besprechung.“ Er hastete davon, ließ sie einfach stehen. So viel Herzlosigkeit wollte Dix nicht möglich erscheinen. Ließe sich nicht jede noch so wichtige Besprechung in Anbetracht einer derartigen Tragödie verschieben? Man würde den Mann als Helden feiern, wenn es letztlich dank seiner Hilfe gelänge, Cindy zu retten.
Tränen verschleierten Jamies Blick, als sie hoffnungsvoll die nächsten ankommenden Passagiere musterte. Er drückte ihre Hand.
Ein Ehepaar in den Dreißigern wirkte vertrauenerweckend und aufgeschlossen. Dix sprach die beiden an und wiederholte sein Anliegen. Der Gesichtsausdruck des Mannes zeigte Mitleid, aber er war nicht derjenige, der das Wort erhob und Jamie musterte. „Himmel, Sie Arme. Bei Gott, ich wünsche, Sie finden Ihre Schwester rechtzeitig. Leider können wir auf unseren Flug nicht verzichten, weil …“
Dix zog Jamie davon. Die Begründung wollte er nicht hören. Gab es denn tatsächlich niemanden, der selbstlos genug war, seine Belange zurückzustellen? Für jemand Wildfremden, schon klar. Aber in Anbetracht einer Tragödie, die aktuell durch die Presse des ganzen Landes tobte? Wenn es sich um Belange des Vaterlandes handelte, dann waren seine Landsleute bereit, auf die Straße zu gehen und sich selbstlos einzusetzen. Verdammte Patrioten! Für ihr Land würden sie sterben, aber sie waren nicht bereit, sich für einen Einzelnen einzusetzen.
Er blieb neben einem Informationsschalter stehen. Jemand sprach Jamie und ihn von hinten mit sehr leiser und ruhiger Stimme an. „Entschuldigen Sie.“
Dix schnellte herum. Vor ihm stand das Punkerpärchen. Er war so am Kochen und Brodeln, dass ihm ein unfreundlichen „Ja?“ über die Lippen sprudelte, ehe ihm überhaupt bewusst wurde, dass die zwei ihnen gefolgt sein mussten. Er warf einen raschen Blick an ihnen vorbei. Max und die anderen standen sicher zwanzig Yards entfernt.
„Entschuldigung.“ Dix erwiderte den Blick des jungen Mannes und nickte auch dem Mädchen zu. Sie mochten Anfang zwanzig sein. Rebellen.
„Wir ham Ihr Problem mitbekommen.“ Die junge Frau kaute auf einem Kaugummi und an ihrer Stelle setzte ihr Freund die Unterhaltung fort.
„Sie können unsere Plätze ham.“
Jamie schwankte in seinem Arm, machte sich jedoch von ihm los. Sie breitete die Arme aus, fiel den beiden gleichzeitig um die Hälse und schniefte ein „Danke“ an das Ohr des Mädchens. Beim nächsten Atemzug löste sie sich.
„Kommt.“ Sie eilten zu der kleinen Gruppe um Max.
Es kostete noch eine Diskussion mit einem Vertreter der Fluggesellschaft, doch das Problem erledigte sich rasch. Der Mann zeigte Einsehen. Max beschloss, dass Jay-Eff zurückbleiben und sich um Wade kümmern sollte.
Das Boarding begann und die Maschine startete pünktlich. In knapp vier Stunden würden sie in New Orleans landen. Die Ortszeit ging zwei Stunden vor. Sie würden voraussichtlich um kurz nach zehn aus dem Flughafen heraus sein. Fast neunzehn Stunden nach dem Interview. Wie hatte Hurst die Zeit genutzt? Wie tötete er seine Opfer? Brachte er sie schnell um oder ließ er sie langsam dahinsterben?
Die
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