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Generation Gold

Generation Gold

Titel: Generation Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Müller
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Sozialsysteme, insbesondere aber der Rentenversicherung, sollte mit diesen Zahlen hinreichend belegt und dokumentiert sein. Ein wirkliches Handeln auf politischer Ebene erscheint fragwürdig. Zitate wie das von Kurt Biedenkopf in seiner Festansprache auf der 56. Physikertagung in Berlin aus dem Jahre 1992 sind selten und daher um so bemerkenswerter:

    »Das politische System unseres Landes beruht auf Annahmen, die mit der Lebenswirklichkeit nicht länger vereinbar sind; auf der Annahme nämlich, daß ein stetes exponentielles Wachstum der materiell verfügbaren Ressourcen, des materiellen Bruttosozialproduktes, dauerhaft möglich ist. Sämtliche seiner wesentlichen Grundlagen, Strukturen, Verhaltensweisen und Erwartungen sind durch diese Annahme inhaltlich geprägt. Sein Geldsystem und die Marktwerte der Güter- und Dienstleistungen beruhen auf ihr. (...) Wer die Möglichkeit dauerhaften exponentiellen Wachstums leugnet, gefährdet deshalb das gegenwärtig reale demokratische Herrschaftssystem ebenso, wie die Beweise Galileis das damalige Herrschaftssystem der Kirche gefährdeten .« [1.34]

    Der Staat gerät an den Fronten Rente, Gesundheit, Pflege, Bevölkerungsentwicklung und Arbeitslosigkeit immer weiter unter Druck. Wie wir im zweiten Kapitel sehen werden, ist es mathematisch leicht herleitbar, daß dieser Druck in Zukunft immer weiter und sogar immer schneller steigen wird.

Kapitel 2

Problem Zins und Zinseszins

2.1 Der deutsche Schuldenberg

    »Die Staatsschulden sind nur ein anderes Wort für heimliche Konfiszierung von Vermögen.«
    Alan Greenspan, 1966 [2.1]

    Die Ausgaben des Staates für den sozialen Bereich steigen also kontinuierlich, d.h. linear, an. Man könnte und sollte demnach annehmen, daß aus diesem Grunde auch die dafür — wenn überhaupt — benötigten Schulden ebenfalls linear anwachsen sollten.
    Die finanzielle Realität ist jedoch die, daß die kummulierten Schulden von Bund, Ländern und Gemeinden in Deutschland, wie in der nächsten Grafik zu sehen ist, mit einer immer höheren Geschwindigkeit ansteigen. Bis Ende 2006 haben sie ca. 1540 Milliarden Euro erreicht (oder 1,54 Billionen Euro; eine Billion ist eine Million mal eine Million, eine Eins mit zwölf Nullen). Die ebenfalls in Abbildung 2.1. eingezeichnete schwarze Linie stellt eine sogenannte mathematische Überlagerung bzw. eine Trendlinie in Form einer (noch zu erklärenden) exponentiellen Kurve dar.
    Die Verschuldung steigt, wie zuvor gesagt, zur Zeit mit 2113,- Euro pro Sekunde [1.2], d. h. mit einer Rate von

    • 7,6 Millionen Euro pro Stunde oder
    • 182,6 Millionen Euro pro Tag oder
    • 1,28 Milliarden Euro pro Woche.

    Diese neuen Schulden müssen zu 100 Prozent in die Bedienung der alten, bereits bestehenden Schulden »investiert« werden. Sie sind mithin für die Bürger und die Zukunft unseres Landes völlig nutzlos, da keine werthaltigen Investitionen getätigt werden. Im Gegenteil: Sie vergrößern die Probleme für künftige Generationen, die nur immer weitere wachsende Zinsforderungen von uns erben werden.

    Weiterhin ist aus der Grafik abzulesen, daß die Zunahme der Verschuldung am Beginn dieses »Zyklusses«, d.h. nach dem Zweiten Weltkrieg, zunächst sehr langsam stieg, irgendwann Anfang der 1970er Jahre dann aber immer schneller an Dynamik gewann. Seit dem Jahr 1990 wuchsen die Schulden im Zuge der deutschen Wiedervereinigung für einige Jahre schneller als die exponentielle Kurve, flachten jedoch am Ende der Dekade wieder ab und unterschritten im Jahr 1999 sogar den mathematisch exponentiellen Kurvenverlauf wieder.
    Zurückzuführen ist das jedoch nicht auf besondere Sparmaßnahmen der Regierungen, sondern auf das im Langzeitvergleich extrem niedrige Zinsniveau sowie auf den beschleunigten Verkauf von Volksvermögen, dem sogenannten Tafelsilber. Dieses beinhaltete beispielsweise Anteile an Flug- oder Schiffshäfen (z. B. dem Frankfurter Flughafen Fraport), bekanntermaßen Telekom (»die Volksaktie«) und Post, Volkswagen oder VIAG und VEBA (heute E.ON). Das Bundesfinanzministerium schätzt, daß nicht weniger als 20 Prozent der heutigen Kapitalisierung des Börsenindexes DAX aus ganz oder teilweise privatisierten Bundesunternehmen stammt [2.3]. Ebenso brachte im Jahr 2000 die Versteigerung der UMTS-Lizenzen dem Bund ca. 50 Milliarden Euro an Einnahmen.
    Die vergangenen Jahre zeigen jedoch, daß diese Privatisierung von Staatseigentum nicht nachhaltig zu einer Besserung der Situation geführt hat. Die

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