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Generation Gold

Generation Gold

Titel: Generation Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Müller
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folgende Grafik zeigt die Verschuldungskurve aus Abbildung 2.1 mit zwei exponentiellen Kurvenüberlagerungen. Die linke Überlagerungskurve beschreibt die Verschuldung von 1950 bis 1996. Wir sehen, daß diese mathematisch exponentielle Kurve fast exakt mit der tatsächlichen Kurve übereinstimmt.
    Die rechte Überlagerungskurve verbindet die Punkte von 1950 bis 1974 mit den Punkten aus den Jahren 2004 und 2005. Es zeigt sich, daß durch die massive Privatisierung von Volkseigentum lediglich ein Zeitraum von ca. sechs Jahren erkauft werden konnte. Am Ergebnis der Kurven indessen ändert sich nichts.
    Dieser Gesichtspunkt scheint auch ein Beleg für den kurzfristigen Horizont politischen Denkens zu sein. Reales Volksvermögen, das über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg erarbeitet und aufgebaut wurde, wird für einen Zeitgewinn von lediglich wenigen Jahren unwiederbringlich veräußert.

    Es ist zu erwarten, daß, sobald der letzte silberne Staatslöffel verkauft sein wird, der Schuldenberg sich gemäß der rechten Kurvenprognose weiter entwickeln wird. Die Zeitung Die Welt berichtete am 15. September 2005 folgerichtig:

    »Da das Tafelsilber mittlerweile fast vollständig verkauft ist, wird Eichels Nachfolger diesen Weg nicht mehr weitergehen können .« [2.4]

    Der Bundesrechnungshof mahnt in seinen Bemerkungen 2004 an:

    »Die Zinsen bilden nach den Sozialausgaben den zweitgrößten Ausgabenblock im Bundeshaushalt. Das im Langzeitvergleich niedrige Zinsniveau und die zur Schuldentilgung eingesetzten Einnahmen aus der Versteigerung der Mobilfunklizenzen haben bewirkt, daß die Zinsausgaben im Zeitraum von 1999 bis 2003 sogar rückläufig waren. Diese günstige Tendenz wird sich aber nicht fortsetzen, denn die insbesondere seit dem Haushaltsjahr 2002 aufgenommenen neuen Kredite lassen die Zinslast wieder anwachsen. Bereits für das Haushaltsjahr 2005 muß mit Zinsausgaben in der Größenordnung von fast 40 Mrd. Euro gerechnet werden .« [2.4]

    Am 12. November 2005 hatte der neue Finanzminister Peer Steinbrück angekündigt, die Bundesbank für den Verkauf von Gold gewinnen zu wollen. Dies erscheint ebenfalls ein Indikator dafür zu sein, daß in der Tat das staatliche Silber bereits erschöpft ist und nun der letzte verbliebene Substanzwert des Staates angegriffen werden soll. Laut Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14. November 2005 hat die Bundesbank zurückhaltend reagiert. Eine offizielle Erklärung diesbezüglich sucht man auf der Homepage der Bundesbank vergeblich.

    Wäre dieses Bild der offiziellen Staatsverschuldung nicht schon düster genug, so kommt zu diesem Berg die sogenannte »implizite« Staatsverschuldung noch hinzu. Diese rührt in der Hauptsache daher, daß der Staat für die Pensionierungszusagen an seine Beamten nie Rücklagen gebildet hat. Norbert Schwarz vom Statistischen Bundesamt in Wiesbaden bezifferte im Jahr 2005 die Gesamtstaatsverschuldung daher auf ca. 7,5 Billionen Euro, d. h. das fünffache der offiziell ausgewiesenen Staatsverschuldung [Quelle: http://kollog.destatis.de/2005/schwarz.pdf ]
    Im Zuge der zukünftigen Beamten-Pensionierungen werden demnach aus diesen bisher versteckten Schulden dann explizite Schulden, die unsere Volkswirtschaft zusätzlich zu tragen haben wird.
    Wie das ZDF-Magazin Frontal21 im Dezember 2006 meldete, ergeht es im übrigen auch vielen Gesetzlichen Krankenkassen nicht besser. Auch hier wurden für Pensionszusagen keine ausreichenden Rückstellungen gebildet, sodaß ein Loch von bis zu zehn Milliarden Euro klafft. Dies würde im Zuge der Gesundheitsreform ab 2009 bedeuten, »daß bei Inkrafttreten des Gesetzes viele Kassen am Stichtag bereits insolvent wären«, so der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach.

2.2 Exponentielle Entwicklungen

    »Das Geld ist für den Tausch entstanden , der Zins aber weist ihm die Bestimmung an, sich durch sich selbst zu vermehren. Daher widerstreitet auch diese Erwerbsweise unter allen am weitesten dem Naturrecht .«
    Aristoteles, 384-322 v. Chr., griechischer Philosoph

    Doch kommen wir nochmal zurück auf den exponentiellen Charakter der Schuldenkurve Deutschlands. Das Entscheidende einer solchen Funktion ist nämlich, daß sich die Geschwindigkeit des Wachstums immer weiter erhöht. Im Gegensatz dazu ist das Wachstum einer linearen Funktion konstant, d. h. der Wert steigert sich konstant in gleichen Zeitabständen.
    Man kann diesen Unterschied sehr gut anhand einfacher Zahlenreihen erkennen. Eine lineare,

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