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Generation Wodka

Generation Wodka

Titel: Generation Wodka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Mockler , Wolfgang Büscher , Bernd Siggelkow
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nehmen sie es wahr, so erleben sie es.
    Der erste Schritt zu einer rauchfreien Republik ist in Deutschland und anderen Ländern getan. Beim Alkohol sind wir aber noch lange nicht so weit. Vor 20 oder 30 Jahren haben die Kinder ihre ersten alkoholischen Erfahrungen in der Regel auf Festen gesammelt, auf denen auch ihre Eltern, zumindest aber zahlreiche andere Erwachsene mit dabei waren – Schützenfeste, Feuerwehrfeste, Maifeste und Ähnliches. Heute feiern die Kids ganz überwiegend nur noch mit anderen Jugendlichen – und auch die trinken eher unreflektiert.
Migranten und Alkohol
    Ãœber eine Gruppe haben wir bisher noch nicht geschrieben: die Migranten. Hier gibt es beträchtliche Unterschiede im Konsum legaler und illegaler Drogen. Das belegt eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen von Prof. Christian Pfeiffer aus Hannover 11 .
    Auffallend ist zunächst, dass Jugendliche türkischer und arabischer/nordafrikanischer Herkunft unterschiedlich häufig Alkohol, Nikotin, Cannabis und harte Drogen zu sich nehmen. Hier dürften sich vor allem die in Bezug auf den Konsum von Drogen und Alkohol strengen religiösen und kulturellen Überzeugungen des Islam niederschlagen, heißt es in der Studie.
    Fast 90 Prozent der türkischstämmigen Jugendlichen gaben an, dem Islam anzugehören. Demgegenüber ermittelte diese Untersuchung, dass gerade Jugendliche aus dem früheren Ostblock und aus Nordamerika überdurchschnittlich viel Alkohol trinken und Drogen nehmen. Man sollte dennoch nicht den voreiligen Schluss ziehen, dass Jugendliche mit einem muslimischen Hintergrund keine Probleme mit Drogen hätten. Der Islam verbietet zwar den Handel mit Drogen, er verbietet es auch, zu stehlen oder andere kriminelle Handlungen zu begehen. Wer aber mit offenen Augen zum Beispiel durch Städte wie Hamburg oder Berlin läuft, sieht schnell, in wessen Händen sich der Drogenhandel zu großen Teilen befindet.
    Wenn man die Jugendkriminalitätsstatistiken liest, weiß man, was junge Menschen mit islamischem Hintergrund alles anstellen können. Sie sind auch nicht anders als ihre deutschen Altersgenossen. Vielleicht gehen die Kinder und Jugendlichen ohne Migrantenhintergrund, aber auch die Kinder aus Polen, dem früheren Ostblock und Nordamerika, einfach ehrlicher mit der Situation um. Vielleicht haben die Kinder und Jugendlichen aus einem islamischen Umfeld mehr Angst vor der Reaktion ihren Familien und des religiösen Umfelds, was sich natürlich auch auf ihre Antworten bei Umfragen niederschlägt.
    Die Studie von Prof. Christian Pfeiffer macht weiter deutlich, dass Hauptschüler die höchsten Konsumwerte bei Nikotin, Cannabis und den harten Drogen aufweisen. Der Anteil an regelmäßig Alkohol konsumierenden Jugendlichen ist ebenfalls sehr hoch, wobei die Hauptschüler hier noch von den Realschülern übertroffen werden. Beim Alkohol allerdings gehen die Schüler der unterschiedlichen Schulformen alle gemeinsam im großen Hauptfeld durch das Ziel. Die deutschen Gymnasiasten und die Waldorfschüler unterscheiden sich in ihrem Konsum von Alkohol nicht sehr stark von den anderen Schulformen. Die Rate bei den deutschen Förderschülern liegt sogar noch unter der Quote der Gymnasiasten!
    Von Vorurteilen über die Verknüpfung von steigendem Alkoholmissbrauch bei sinkendem Bildungsgrad sollten wir uns also schleunigst verabschieden.
Es ist fünf vor zwölf
    Alle Untersuchungen, so unterschiedlich sie auch sind, machen eines deutlich: Viele unserer Kinder und Jugendlichen haben ein Problem mit Alkohol. Oder, wenn man es zynisch formuliert: Sie haben ein Problem ohne Alkohol.
    Wir müssen unsere Kinder stark machen, dann können sie sich selber helfen. Jean de la Bruyere hat mal einen weisen Satz niedergeschrieben: „Die meisten Menschen benutzen ihre Jugend, um ihr Alter zu ruinieren.“ Das gilt wahrscheinlich für keine Gruppe mehr als für die Drogenabhängigen – und Alkohol zählt letztlich zu den Drogen.
    Besorgniserregend ist auch die Aussage des Essener Biologen Dr. Axel Leibstein:
    â€žBeginnt der Alkoholmissbrauch mit 25 Jahren, braucht es durchschnittlich 10 bis 12 Jahre, ehe es zu einer Anhängigkeit kommt. Beginnt der Missbrauch dagegen schon mit 15 Jahren, dauert der Übergang in eine Abhängigkeit im Mittel nur 5 bis 6 Monate.“
    Jugendalkoholismus ist ein komplexes Phänomen.

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