Generation Wodka
Jugendliche heutzutage Alkohol konsumieren, laden förmlich dazu ein, weit über die eigenen Grenzen hinauszuschieÃen. Die sogenannten âFlatrate-Partysâ sind gerade in dieser Hinsicht definitiv höchst problematisch. Die bereits angesprochenen âHomepartysâ laufen im Prinzip oft nach einem ganz ähnlichen Schema ab. Es wird getrunken, was da ist, und so viel, wie geht. Gesetzlich vorgesehene Altersgrenzen spielen in diesem privaten Kontext sowieso keine Rolle.
Aus unserer Arbeit kennen wir 13- bis 15-Jährige, die, teilweise bereits wiederholt, volltrunken von der Polizei auf der StraÃe aufgegriffen worden sind. Das beschränkt sich übrigens nicht nur auf männliche Jugendliche, sondern gilt auch für Mädchen.
Statistiken belegen, dass aktuell weitaus mehr Jugendliche im stark alkoholisierten Zustand im Krankenhaus landen als noch vor einigen Jahren 13 . Aus meiner Sicht ein deutliches Indiz dafür, dass zu viele Jugendliche ihre Grenzen eben nicht kennen bzw. berücksichtigen.
Was sind die Folgen des Alkoholkonsums?
Jugendlichen ist oft zu wenig bewusst, dass übermäÃiger Alkoholkonsum ihren noch in der Entwicklung befindlichen Körper erheblich stärker schädigt als im Erwachsenenalter. Sie machen sich so gut wie keine Gedanken über gesundheitliche Langzeitfolgen.
Neben dieser gesundheitlichen Komponente beobachten wir immer wieder, dass erheblicher Alkoholkonsum von Jugendlichen oft mit Eskalationen und Gewaltausbrüchen bis hin zu Schlägereien in Verbindung steht. Im harmlosesten Fall kommt der eine oder andere Jugendliche nach dem Wochenende mit buchstäblich einem âblauem Augeâ davon und in unsere Einrichtung. Nicht wenige unserer männlichen Jugendlichen sind bereits wiederholt unter Alkoholeinfluss mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Mit Sachbeschädigung und Körperverletzung haben leider viele unserer jungen Besucher ebenfalls schon einschneidende Erfahrungen gemacht.
Als weitere Folgeerscheinung übermäÃigen Alkoholkonsums von Jugendlichen erleben wir Fälle von ungewollten Teenagerschwangerschaften.
Einzelne Jugendliche entwickeln in ihrem Alkoholkonsum Gewohnheiten, die in puncto Menge und RegelmäÃigkeit bereits die Tendenz zur Abhängigkeit erkennen lassen. Solche Fälle stehen nach meiner Beobachtung immer im Zusammenhang mit stark belastenden häuslichen Lebenszusammenhängen und falschen Bewältigungsstrategien, eben in Form von Verdrängung durch Alkohol.
Was sagt ein Pädagoge den Kindern, die auffällig viel Alkohol konsumieren?
Persönlich halte ich wenig davon, Jugendlichen gegenüber den Alkoholkonsum pauschal zu verteufeln. Vielmehr liegt mir im Rahmen unserer Arbeit daran, Jugendlichen zu einem ausgewogenen Umgang mit Alkohol zu verhelfen. âKenn dein Limit!â â so lautet ja der bekannte Slogan der Präventionskampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung â sehe ich als absolut hilfreiches Motto. Das versuchen wir unseren Jugendlichen zu vermitteln. In erster Linie passiert das in persönlichen Gesprächen. Da weisen wir dann durchaus auch auf gesundheitliche Risiken und gesetzliche Altersgrenzen hin oder thematisieren Probleme, die für Einzelne entstanden sind, weil sie unter Alkoholeinfluss Sachen angestellt haben, die sie im Nachhinein bereuen.
Das sind selten Gespräche, die sich allein auf den Umgang mit Alkohol beschränken. Oft kommt dabei auch manches andere an Hintergründen zur Lebenssituation der Jugendlichen zur Sprache; in der Regel familiäre Probleme, Beziehungskonflikte, schulische Frustration oder auch Identitätsfragen. Nur durch Betrachtung der Gesamtsituation lässt sich mit Jugendlichen effektiv an Strategien zum Umgang mit Alkohol arbeiten.
AuÃerdem gilt für die Angebote unserer Offenen Jugendarbeit das Prinzip âVerzicht auf Alkoholâ â sprich, in der Arche gibt es keinen Alkohol. Damit wollen wir einerseits die Jüngeren im Rahmen unserer Möglichkeiten davor schützen, dass sie zu früh mit Alkohol in Berührung kommen. Zudem sollen unsere Jugendlichen in der Arche die hilfreiche Erfahrung machen: Man kann auch ohne Alkohol Spaà haben.
Nun sagen viele Leute: âGetrunken haben Jugendliche schon immer. Das legt sich auch wieder.â Ist das so, oder ist heute etwas anders als früher?
Diese Aussage höre ich in der Tat häufiger.
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