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Generation Wodka

Generation Wodka

Titel: Generation Wodka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Mockler , Wolfgang Büscher , Bernd Siggelkow
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ergehen?“, oder: „Meine Freunde hängen ab, chillen, leben in den Tag hinein – warum sollte ich mich übertrieben anstrengen, um in der Schule groß was zu reißen? Es garantiert mir ja keiner, dass ich später mal wirklich was davon habe!“
Spielen Alkohol und andere Drogen im Leben dieser jungen Menschen eine Rolle?
    Ja, bei den allermeisten Jugendlichen, mit denen wir arbeiten, ist das der Fall. Alkoholkonsum und Rauchen sind dabei am stärksten verbreitet und werden weitgehend als selbstverständlich betrachtet. Auf gesetzliche Altersgrenzen wird dabei kaum Rücksicht genommen. Eltern unternehmen meist reichlich wenig, wenn ihre 13- oder 14-jährigen Teenager bereits zur Flasche und/oder zum Glimmstängel greifen.
    Was andere Drogen angeht, spielt bei unseren Jugendlichen vor allem Cannabis eine Rolle. Das „Kiffen“ probieren viele als junge Teenager neugierig erstmals aus, manche bleiben dann dabei und „gönnen“ sich das regelmäßig. In unserer Offenen Jugendarbeit haben wir nicht selten auch mit Jugendlichen zu tun, bei denen sich bereits Abhängigkeiten entwickelt haben. Andere, härtere Drogen sind bei den Jugendlichen, die uns derzeit besuchen, eher die Ausnahme.
Ist die Gefahr gegeben, dass viele der Kids von ihren Freunden zum Trinken verführt werden?
    Nach meiner Einschätzung ist der Einfluss von Freunden und Cliquen entscheidend. Damit fängt es meistens an. Das Gefühl von Zugehörigkeit, die Akzeptanz der Gleichaltrigen hat für Jugendliche einen extrem hohen Stellenwert. Keiner will am Rand stehen, fast jeder will dazugehören und macht mit, wenn unter Gleichaltrigen getrunken wird. Ältere Jugendliche achten nur selten darauf, dass jüngere maßvoll trinken. Im Gegenteil: Das eigentlich Spannende besteht ja gerade darin zu testen, wie viel der Einzelne so verträgt.
    Ein anschauliches aktuelles Beispiel aus unserem Alltag in der Offenen Jugendarbeit: Erst vor Kurzem hat mir ein 11-Jähriger im Gespräch detailliert beschrieben, wie ältere Jugendliche (14- bis 15-Jährige) ihn beim Klauen von hochprozentigem Alkohol in Supermärkten „strategisch“ einsetzen. Der Hintergedanke: Er wirkt äußerlich unverdächtig und ist zudem – für den Fall, dass doch mal was schiefgeht – noch nicht strafmündig. Dass er am Konsum der „Beute“ hinterher mitbeteiligt ist, betrachtet er als völlig selbstverständlich.
Warum trinken Mädchen und Jungs Alkohol?
    Für viele der Jugendlichen, mit denen wir arbeiten, gilt Alkoholkonsum als eine Art Standard-Freizeitbeschäftigung. Passend dazu lautet die sicher mit Abstand häufigste Antwort auf die Frage: „Was machst du am Wochenende?“ – „Saufen!“ In den meisten Fällen ist Alkohol dabei Teil eines spaßigen Gruppenerlebnisses. Zum „Partymachen“ gehört eben selbstverständlich auch das Trinken dazu. Damit das Ganze nicht zu sehr ins Geld geht, feiern unsere Jugendlichen meist zu Hause. Nicht wenige nutzen den Alkoholkonsum auf solchen „Homepartys“ dabei als bewusst gewähltes Mittel, um sich für sexuelle Aktivitäten „locker zu machen“.
    Daneben kennen wir aus unserer Arbeit Jugendliche, die den regelmäßigen Konsum von Alkohol – bewusst oder unbewusst – als Problembewältigungsstrategie bzw. Realitätsflucht nutzen. Das bedeutet nicht einmaliges „Frustsaufen“, um vielleicht den gerade aktuellen Liebeskummer zu vergessen. Häufiger stehen erhebliche Dauerbelastungen im unmittelbaren Lebensumfeld der Betroffenen im Hintergrund, zum Beispiel gravierende familiäre Konflikte und daraus resultierende Ängste und Überforderungen oder fehlende persönliche Lebensperspektiven.
    Warum ausgerechnet Alkohol und nicht andere Drogen? Alkohol ist vor allem billig und überall verfügbar; außerdem beliebt und akzeptiert, in der richtigen Mischung sogar nicht nur „wirksam“, sondern auch ein geschmackliches Erlebnis.
Kennen die Kids ihre Grenzen?
    Teenager befinden sich ja naturgemäß in einer Lebensphase, in der gerade das Austesten von Grenzen eine wesentliche Entwicklungsaufgabe darstellt. So gesehen ist es verständlich und in einem gewissen Sinne sogar normal, dass Jugendliche ihre Grenzen abchecken – auch im Hinblick auf den Alkoholkonsum.
    Allerdings: Manche Rahmenbedingungen, unter denen

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