Generation Wodka
ergehen?â, oder: âMeine Freunde hängen ab, chillen, leben in den Tag hinein â warum sollte ich mich übertrieben anstrengen, um in der Schule groà was zu reiÃen? Es garantiert mir ja keiner, dass ich später mal wirklich was davon habe!â
Spielen Alkohol und andere Drogen im Leben dieser jungen Menschen eine Rolle?
Ja, bei den allermeisten Jugendlichen, mit denen wir arbeiten, ist das der Fall. Alkoholkonsum und Rauchen sind dabei am stärksten verbreitet und werden weitgehend als selbstverständlich betrachtet. Auf gesetzliche Altersgrenzen wird dabei kaum Rücksicht genommen. Eltern unternehmen meist reichlich wenig, wenn ihre 13- oder 14-jährigen Teenager bereits zur Flasche und/oder zum Glimmstängel greifen.
Was andere Drogen angeht, spielt bei unseren Jugendlichen vor allem Cannabis eine Rolle. Das âKiffenâ probieren viele als junge Teenager neugierig erstmals aus, manche bleiben dann dabei und âgönnenâ sich das regelmäÃig. In unserer Offenen Jugendarbeit haben wir nicht selten auch mit Jugendlichen zu tun, bei denen sich bereits Abhängigkeiten entwickelt haben. Andere, härtere Drogen sind bei den Jugendlichen, die uns derzeit besuchen, eher die Ausnahme.
Ist die Gefahr gegeben, dass viele der Kids von ihren Freunden zum Trinken verführt werden?
Nach meiner Einschätzung ist der Einfluss von Freunden und Cliquen entscheidend. Damit fängt es meistens an. Das Gefühl von Zugehörigkeit, die Akzeptanz der Gleichaltrigen hat für Jugendliche einen extrem hohen Stellenwert. Keiner will am Rand stehen, fast jeder will dazugehören und macht mit, wenn unter Gleichaltrigen getrunken wird. Ãltere Jugendliche achten nur selten darauf, dass jüngere maÃvoll trinken. Im Gegenteil: Das eigentlich Spannende besteht ja gerade darin zu testen, wie viel der Einzelne so verträgt.
Ein anschauliches aktuelles Beispiel aus unserem Alltag in der Offenen Jugendarbeit: Erst vor Kurzem hat mir ein 11-Jähriger im Gespräch detailliert beschrieben, wie ältere Jugendliche (14- bis 15-Jährige) ihn beim Klauen von hochprozentigem Alkohol in Supermärkten âstrategischâ einsetzen. Der Hintergedanke: Er wirkt äuÃerlich unverdächtig und ist zudem â für den Fall, dass doch mal was schiefgeht â noch nicht strafmündig. Dass er am Konsum der âBeuteâ hinterher mitbeteiligt ist, betrachtet er als völlig selbstverständlich.
Warum trinken Mädchen und Jungs Alkohol?
Für viele der Jugendlichen, mit denen wir arbeiten, gilt Alkoholkonsum als eine Art Standard-Freizeitbeschäftigung. Passend dazu lautet die sicher mit Abstand häufigste Antwort auf die Frage: âWas machst du am Wochenende?â â âSaufen!â In den meisten Fällen ist Alkohol dabei Teil eines spaÃigen Gruppenerlebnisses. Zum âPartymachenâ gehört eben selbstverständlich auch das Trinken dazu. Damit das Ganze nicht zu sehr ins Geld geht, feiern unsere Jugendlichen meist zu Hause. Nicht wenige nutzen den Alkoholkonsum auf solchen âHomepartysâ dabei als bewusst gewähltes Mittel, um sich für sexuelle Aktivitäten âlocker zu machenâ.
Daneben kennen wir aus unserer Arbeit Jugendliche, die den regelmäÃigen Konsum von Alkohol â bewusst oder unbewusst â als Problembewältigungsstrategie bzw. Realitätsflucht nutzen. Das bedeutet nicht einmaliges âFrustsaufenâ, um vielleicht den gerade aktuellen Liebeskummer zu vergessen. Häufiger stehen erhebliche Dauerbelastungen im unmittelbaren Lebensumfeld der Betroffenen im Hintergrund, zum Beispiel gravierende familiäre Konflikte und daraus resultierende Ãngste und Ãberforderungen oder fehlende persönliche Lebensperspektiven.
Warum ausgerechnet Alkohol und nicht andere Drogen? Alkohol ist vor allem billig und überall verfügbar; auÃerdem beliebt und akzeptiert, in der richtigen Mischung sogar nicht nur âwirksamâ, sondern auch ein geschmackliches Erlebnis.
Kennen die Kids ihre Grenzen?
Teenager befinden sich ja naturgemäà in einer Lebensphase, in der gerade das Austesten von Grenzen eine wesentliche Entwicklungsaufgabe darstellt. So gesehen ist es verständlich und in einem gewissen Sinne sogar normal, dass Jugendliche ihre Grenzen abchecken â auch im Hinblick auf den Alkoholkonsum.
Allerdings: Manche Rahmenbedingungen, unter denen
Weitere Kostenlose Bücher