Generation Wodka
Straftaten unter Alkoholeinfluss begangen. Mit rund 18 Prozent stand bereits jeder 6. Jugendliche während seiner Tat unter Alkoholeinfluss.
Noch alarmierender ist die Situation bei den heranwachsenden Tatverdächtigen: Mehr als 30 Prozent in dieser Altersgruppe hatten zur Tatzeit Alkohol im Blut.
Alkohol, das belegen diese Zahlen eindeutig, ist der Aggressionsverstärker Nummer 1.
Die Fakten sehen übrigens in anderen Bundesländern nicht viel besser aus. Wenn man dann noch sieht, dass die Zahl der Tatverdächtigen bei Kindern und Heranwachsenden insgesamt deutlich zurückgeht, wird deutlich, wie dramatisch das Problem des Alkoholmissbrauchs sich auswirkt.
Auch die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen spricht davon, dass das Risiko, aufgrund von Alkoholeinfluss Gewalttäter oder auch Gewaltopfer (!) zu werden, sehr groà ist. 3 von 10 aufgeklärten Gewaltdelikten wie schwere Körperverletzung, Totschlag oder Vergewaltigung werden unter Alkoholeinfluss verübt. 2008 waren das über 52.000 Fälle. Opfer sind in erster Linie Frauen und Kinder innerhalb der Familie. Jugendliche Gewalt sowie Gewalt in der Ãffentlichkeit durch den Konsum von zu viel Alkohol sind ebenfalls sehr häufig. Trotzdem wird der Zusammenhang von Alkoholkonsum und Gewaltbereitschaft immer noch bagatellisiert.
Die polizeiliche Kriminalstatistik 2008 offenbart, dass fast 35 Prozent der schweren und gefährlichen Körperverletzungsdelikte unter dem Einfluss von Alkohol geschahen.
Meist geht die Gewalt von männlichen Familienmitgliedern aus, aber das sind nicht immer nur die Väter. In annähernd 63 Prozent der durch sexuelle, sehr schwere körperliche und psychische Gewalt geprägten Paarbeziehungen ist Alkohol mit im Spiel. In Deutschland wachsen rund 2,7 Millionen Kinder unter 18 Jahren in sogenannten suchtbelasteten Familien auf. Das ist fast jedes fünfte Kind!
Laut einer Schülerbefragung der WHO 12 neigen Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren mit problematischem Alkoholkonsum überproportional verstärkt zu Gewalttaten. Bei Jungen ist rund ein Drittel der verübten körperlichen Gewalt durch Alkohol verursacht, bei den Mädchen sind es sogar zwei Drittel.
Längsschnittstudien konnten zudem belegen, dass der Konsum von Alkohol im frühen Jugendalter mit späterem Gewaltverhalten einhergeht. Fast die Hälfte aller VerstöÃe im öffentlichen Raum, also Ruhestörung oder Vandalismus, geschehen im betrunkenen Zustand.
Man muss an dieser Stelle natürlich fragen: Was ist Ursache und was ist Wirkung? Sind die Gewalttätigen eben die Leute, die auch gern trinken â oder sind es die Trinker, die gern auch gewalttätig werden? Die Beobachtung spricht eher für die zweite These. Aufgrund der eingeschränkten Selbstkontrolle reagieren alkoholisierte Menschen in Konfrontationen viel eher gewalttätig als Menschen, die keinen Alkohol getrunken haben.
Trotz dieser besorgniserregenden Befunde werden die sozialen Folgen des Alkoholkonsums in Form von Gewalthandlungen immer noch viel zu wenig in der Ãffentlichkeit und der Wissenschaft thematisiert. Der Hemmschuh ist dabei nicht einmal die Alkoholindustrie, die Alkohol-Lobby, die eine groÃe Macht in Deutschland hat. Auch die Tabakindustrie hatte ja alles versucht, um das Rauchverbot in öffentlichen Räumen, Büros und Kneipen zu verhindern, doch das hat bekanntermaÃen nichts genützt.
Alkohol im Alltag
Beim Alkohol ist die Situation noch einmal anders als beim Rauchen. Wer kann sich schon eine Feier ohne Alkohol vorstellen? Es wird sich gegenseitig zugeprostet, genossen, getrunken und gesoffen, von der Taufe über die Hochzeit, den runden Geburtstag bis zur Beerdigung. Darauf möchte keiner verzichten. Zunächst einmal scheint das auch nicht erforderlich, denn die Mehrheit der Menschen schafft es ja durchaus, mit dem Alkohol einigermaÃen vernünftig umzugehen. Aber es gibt eben auch die, die das nicht packen.
In über 80 Prozent aller Haushalte in Deutschland gibt es Alkoholvorräte. Und die stehen zumeist in Schränken mit einer Glaswand, damit man sie in ihrer dekorativen Funktion sehen kann. Millionen Kinder blicken Tag für Tag darauf und wachsen damit auf.
Kinder in GroÃstädten sehen zusätzlich oft Alkoholiker, die tagsüber im öffentlichen Nahverkehr und auf den StraÃen mit Bier- oder Schnapsflaschen herumlaufen. Es wird auf
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