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Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)

Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)

Titel: Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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ärgern. Sie lebte noch. Eigentlich war sie mit dem sicheren Wissen eingeschlafen, dass jemand ihr Kryobett ausschalten würde. Über dem Kopf aktivierte sich in der Abdeckung ein Bildschirm. Einige geometrische Formen wurden heller und änderten dabei mehrfach die Farbe. Anna fokussierte die Symbole, auch ihre Augen hatten glücklicherweise die Reise in diesem Hochgeschwindigkeits-Kühlschrank überstanden. Mit weiteren Farbtönen, visuellen Symbolen, Gerüchen und Berührungen holte AMENS sie wieder in das Reich der Lebenden zurück. Als ob man einen Menschen rebooten würde, was sogar, technisch gesehen, der Realität entspräche.
    Anna schrie spitz auf, ein stechender Schmerz an der Seite nahm ihr den Atem. Die leidige Schussverletzung meldete sich gemeinsam mit dem wiedererlangten Körpergefühl zurück. Noch wusste sie nicht, wie schwer sie zuvor verletzt worden war.
    »Status der primär kognitiven und vitalen Werte bei 72 %, starker Blutverlust, vitale Tendenz abnehmend, akute Lebensgefahr, Kreislaufkollaps in weniger als drei Minuten. Starte Notversorgung, Schusswunde erkannt, das Projektil befindet sich noch im Körper. Initialisiere invasive Maßnahmen, Major Sanders-Robinson, bitte entspannen Sie sich.«
    Anna schrie erneut. Diesmal lauter. Von wegen sich entspannen, AMENS setzte die örtliche Betäubung und den Schnitt, um das Projektil aus ihrer Seite zu entfernen, gleichzeitig. Was notwendig war, keine Frage, nur nicht gerade sonderlich schmerzfrei.
    Das Projektil, der Schusswechsel, die letzten Minuten vor dem Start, Sequoyah, die KI Vater und die Reise der Horizon zum Proxima Centauri System - Anna konnte sich an alles erinnern. Als ob es gerade erst passiert war. Sie wusste aber auch, dass Kryobetten die subjektiv gefühlte Zeit verschlucken konnten. Als Reisender war man danach nicht in der Lage, eine Stunde von einem Jahr zu unterscheiden. Hoffentlich war die Horizon überhaupt losgeflogen.
    Annas Gedanken bewegten sich aufgeschreckt in die nahe Vergangenheit. Ob die Drohnen immer noch Menschen an Bord der Horizon jagten? Sie horchte in die Ferne. Kampfgeräusche ließen sich zum Glück nicht ausmachen. Eigentlich gab es gar nichts zu hören. War das ein gutes Zeichen? Sogar wenn die Drohnen wieder friedlich waren, fragte sie sich, ob die zuvor übermächtige Bord KI Irene immer noch die Kontrolle über das Raumschiff hatte? Wenn Vater den Kampf gewonnen hätte, wäre er jetzt bei ihr. Sie aufzuwecken, hätte er sicherlich nicht einer AMENS Einheit überlassen. Egal was passiert war, sie musste mit dem Schlimmsten rechnen.
    »AMENS, erbitte Schaltung zur Kommandozentrale!«, sagte Anna, sie musste wissen, wo und vor allem wann sie war. Solange das Kryobett die Revitalisierung noch nicht abgeschlossen hatte, konnte sie nicht den Kommunikations-Chip am Hals aktivieren. Sie hoffte, sie wünschte, sie betete, gleich die Stimme Vaters zu hören.
    »Die Behandlung ist in neun Minuten abgeschlossen, bitte behalten Sie Ruhe«, erklärte AMENS souverän. Diese emotional zurückgebliebene KI nervte kolossal, es gab Situationen, in denen Roboter niemals die Arbeit eines Menschen leisten sollten.
     
    Neun Minuten später, AMENS arbeitete präzise, die Kugel war draußen und die Wunde verschlossen. Fit fühlte sich Anna trotzdem nicht. Es gab so gut wie keine Muskelfaser in ihrem Körper, die gerade nicht rebellierte. Alles fühlte sich steif und fremd an. Als ob AMENS' medizinische Robotik soeben Gliedmaßen aus einem Regal genommen hatte und ihr an den Torso nagelte. Anna schrie vor Schmerzen.
    »Status der primär kognitiven und vitalen Werte bei 92 %, Major, es ist möglich, dass Sie noch eine gewisse Zeit leichte neuronale Störungen in den Extremitäten wahrnehmen. Das legt sich in Kürze. Kontrollieren Sie Ihre Atmung und versuchen Sie ...«
    »SCHEISSE!! GIB MIR WAS GEGEN DIE SCHMERZEN! SOFORT!«
    »Verabreiche ein leichtes Muskelsedativum und den Wirkstoff CBLB502. Major, Sie sind jetzt dienstfähig.«
    Die Abdeckung des Kryobetts öffnete sich. Anna fror, der Atem kondensierte, aber die Kälte half ihr, sich zu beruhigen. Sie blickte an sich herab, der weißgraue Einteiler war voller Blut und an der Seite eingerissen. Auf die Wunde hatte AMENS einen medizinischen Miniaturroboter gesetzt, kaum größer als ein Daumennagel, der die Wundheilung und ihre Blutwerte überwachte, sowie laufend die Medikation anpassen konnte.
    Die Operationsnarbe spürte sie trotzdem. Standard Kaliber Vollmantel, damit

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