Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
dieses Verhalten nicht erklären konnte.
»Ich habe keine Ahnung.« Sogar Sarai konnte den Sinn dieser Routine nicht erklären.
»Alarmstufe 7, militärische Aitair Signatur in der Evolutionsstufe 12 entdeckt, Alarmstufe 7, alle Verbindungen werden gesperrt, alle Systeme werden heruntergefahren, das Habitat R-12 wird sich in 60 Sekunden selbst zerstören, sofortige Evakuierung angeordnet, Alarmstu ...« Die Stimme verstummte abrupt.
»Ich hab den Stecker gezogen! Das Ding ist doch krank!« Sarai schüttelte nur den Kopf und schlug wütend mit der flachen Hand auf die Tastatur. »Seit Jahren bemühe ich mich, das System wieder zu aktivieren! Und jetzt war das alles umsonst?! Den ganzen Aufwand für nichts?! Das darf doch nicht wahr sein!«
»Das ist nicht deine Schuld«, versuchte Elias, sie zu beruhigen. Er stand hinter ihr. »Alarmstufe 7? Ich wusste nicht, dass es die gibt ... oder habe ich da etwas nicht mitbekommen?« Sogar bei den Angriffen der Schneckenköpfe hatten die anderen Systeme maximal Alarmstufe 5 aktiviert.
»Was ist eine militärische Aitair Signatur der Evolutionsstufe 12? Und hat die R-12 KI jetzt wirklich die Sprengung des Habitats aktiviert?«, fügte Kezia, sichtlich beunruhigt, dem hinzu.
»Ähm ... ehrlich ... mir ist nicht bewusst, über solche Signaturen zu verfügen. Ich weiß noch nicht einmal, was eine Aitair Signatur ist«, rechtfertigte sich Vater, als ob er versehentlich etwas vom Tisch gestoßen hätte.
»Mit dem Selbstzerstörungssprengsatz haben wir vor zwei Jahren eine Granate gebaut und ein Rudel Schneckenköpfe in die Luft gejagt. Da kann nichts passieren. Und was Alarmstufe 7 bedeutet, lässt sich herausfinden«, sagte Ruben und beugte sich über Sarai. Neben ihrem Display stand ein altes Bord-Handbuch in Papierform. Er blätterte kurz, las eine Textpassage und lächelte. »Alarmstufe 7 wird bei Infiltration militärischer Virus-Signaturen aktiviert. Vater, die R-12 KI hat dich scheinbar als feindlichen Kombattanten identifiziert. Freiwillig wird dir die R-12 KI keinen Zugang zu der Datenbank gewähren.«
»Und darum will uns die R-12 KI in die Luft jagen?« Sarai wollte ihm offensichtlich nicht glauben.
»Da die R-12 KI das Mutterschiff nicht erreichen kann, geht das System davon aus, in einer abgeschotteten feindlichen Simulation gestartet worden zu sein. Die Sprengung ist die Ultima Ratio, um Feinden keine Daten preiszugeben«, erklärte Ruben.
»Verarsch mich nicht!«, antwortete Vater.
»He! Mir steht selbst nicht der Sinn nach Scherzen. Ich hab den leisen Verdacht, dass du mehr als eine begrenzte Instanz der R-12 KI bist. Aber ich glaube dir, dass dir das selbst nicht bewusst ist. Was allerdings diese ominöse Evolutionsstufe 12 bedeuten soll, steht hier auch nicht.« Ruben klappte das Buch zu.
»Vater?«, fragte Kezia ängstlich. Elias konnte die Furcht in ihren Augen sehen.
»Ganz ruhig. Jeder Konflikt folgt einer Logik. Und das ist nicht logisch. Vater hatte alle Zeit der Welt, uns zu schaden. Warum sollte er jetzt damit anfangen? Ich denke, dass jemand anderes dafür verantwortlich ist«, beschwichtigte Ruben die ängstliche Stimmung im Raum.
»Und warum?«, fragte Elias.
»Ich habe keine Ahnung. Mir fällt auch niemand ein, den wir das fragen können. Vater, eine Idee?« Ruben blickte zu einem der Wandlautsprecher.
»Nein ... verdammt ... ich bin doch nur ein Ausbildungsprogramm! Ich habe keine militärischen Routinen! Jedenfalls weiß ich nichts davon.«
»Hey Mädels, Hunger auf Fisch? Immerhin haben wir jetzt neue Fragen, die wir nicht beantworten können!«, witzelte Sem, der auch bereits in der Vergangenheit aus seinem Misstrauen gegenüber Computern keinen Hehl gemacht hatte. Und mit seiner Bemerkung die Situation deutlich entspannte.
Nach dem Essen, bei dem über unverfängliche Dinge gesprochen wurde, hatte sich Elias in seine Schlafkabine zurückgezogen. Sem hatte die Eishai-Filets mit einer Senfkruste überbacken, dazu eine helle Soße und als Beilage Salzkartoffeln zubereitet. Köstlich. Dass Sem es verstand, aus dem Proteinpulver und der Stärkepaste etwas zu zaubern, was nach Kartoffeln schmeckte, grenzte bereits an Magie, nur womit der den Senfgeschmack hinbekam, hatte sich niemand zu fragen getraut. Auch Vater nicht. Der natürlich nichts aß, sich aber gerne über den Geschmack der Speisen berichten ließ. Nachdem die Fertiggerichte binnen zwei Jahren nach der Bruchlandung aufgebraucht waren, blieben ihnen nur noch
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