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Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)

Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)

Titel: Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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der des Menschen nicht gerade ähnlich.
    »Berechne mögliche Routine für eine Humanoperation mit Titanbesteck ... es ist kein 100 % Erfolg versprechender Pfad verfügbar.«
    »AMENS, erhöhe die Toleranz, verdammt, eine geringe Chance ist besser als der sichere Tod!«, rief Elias wütend, während AMENS mittels eines mehrfach bläulich blitzenden Spannungsfeldes den Patienten, ihn und das gesamte Notfall-Modul sterilisierte.
    »Toleranz auf 50 % erhöht ... es ist kein Erfolg versprechender Pfad verfügbar.«
    »Handschuhe, Mundschutz, optisches Laservisier! Los! Die Zeit läuft Ruben davon! Und spar dir deinen Pfad! Ich mache es selbst! Gib mir eine Visualisierung!« Elias würde es schaffen. Daran glaubte er. Ruben würde nicht sterben! AMENS‘ Greifarme halfen ihm, die Operationskleidung anzuziehen und ein optisches Laservisier aufzusetzen. Elias sah in der Luft über Rubens freigelegten, rasierten und desinfizierten Nacken eine dreidimensionale Animation des Delta-7 Implantats auf dem Halswirbel C5, inklusive aller relevanten Muskelstränge, Gefäße und Nervenbahnen. Es würden minimale Abweichungen genügen, um Ruben umzubringen.
    »Wirkt die Narkose? Kreislaufdaten?«, fragte Elias, während er das Skalpell zum Schnitt ansetzte und die obere Hautschicht über dem C5 Wirbel auftrennte. Eiterflüssigkeit und Blut liefen aus der Wunde.
    »Narkose stabil. Puls 139 Schläge pro Minute, Tendenz steigend. Blutdruck 82 zu 56, Tendenz fallend.«
    Elias musste schnell sein; vorsichtig schnitt er den Trapezmuskel 42 Millimeter längs der Fasern auf und spreizte die Öffnung. Wenn er geschickt war, würde er die tiefer liegenden, spinotransversalen Muskeln an der Wirbelsäule nicht verletzen müssen. Das Implantat lag bereits zu gut einem Drittel seiner Fläche frei. Die dunkle Legierung glänzte matt im Licht der Operationsbeleuchtung. Elias hatte inzwischen den gleichen Chip im Nacken.
    »AMENS, steht dein Link zum Implantat?«
    »Verbindung aktiv.«
    »Löse die neuronalen Verbindungen. Jetzt«, ordnete Elias an.
    »Neuronale Verbindungen gelöst.«
    »Löse die Anker am Wirbelkörper C5. Jetzt.«
    »Anker gelöst.«
    »Ich entferne das Implantat. Jetzt. Wundversorgung einleiten.« Mit einer länglichen Zange entfernte Elias den fingerbreiten Chip, an dem einige blutige Fäden herabhingen. AMENS Robotik versorgte mit einer feinen Sprühdüse umgehend kleinere Gefäßverletzungen in der Wunde. Das Implantat ließ Elias in eine Metallschale fallen. Es war draußen. Ein prüfender Blick auf den Kreislaufmonitor. Ruben lebte noch.
    »AMENS, starte die Prüfung naher Nervenbahnen oder Gefäße.« Elias durfte so gut wie keine Verletzungen hinterlassen, ansonsten wäre die Heilung ohne Medikamente noch schwieriger. Ruben würde die Infektion allein überstehen müssen.
    »Es liegen keine relevanten Beschädigungen an Nerven oder Gewebe vor. Der Kreislauf ist schwach, aber stabil.« Genau diese Worte wollte Elias von AMENS hören.
    »Schließe den Schnitt im Trapezmuskel. Jetzt.« Elias löste den Wundspreitzer und entfernte das Instrument. Auch diese Verletzung versiegelte AMENS mit der Sprühdüse. Die Versorgung der oberen Hautschicht war dann keine Herausforderung mehr. Die Narbe würde später kaum zu sehen sein.
    »Temperatur?«, fragte Elias und legte das Operationswerkzeug auf den Beistelltisch. Erst jetzt fingen seine Finger an zu zittern. Das war hart an der Grenze.
    »39,2 Grad Celsius, fallend. Auch die Kreislaufwerte stabilisieren sich. Die Operation ist gelungen«, erklärte AMENS in ihrer freundlichen und teilnahmslosen Art. Sarai, Sem und Kezia hatten alles mitverfolgen können. Sie lachten und weinten gleichzeitig. Elias atmete tief ein, es war ein gutes Gefühl, die Freude in den Gesichtern seiner Geschwister zu sehen. Jetzt war Ruben an der Reihe, wieder auf die Beine zu kommen.
     
    ***

VIII. Träume
    Am nächsten Tag irdischer Zeitrechnung standen Elias und Sem neben Rubens Krankenbett, der bisher noch nicht erwacht war. Sie befanden sich im Gemeinschaftsraum in der Mitte des Habitats. Eine Etage über ihnen lagen die Kommandozentrale und das medizinische Zentrum. Ansonsten aßen die fünf Geschwister hier gemeinsam, wenn sie sich nicht gerade stritten oder gesellig unterhielten. Was beinahe dasselbe war. Nach der Operation hatten sie für Ruben das Bett hier aufgebaut und den Kreislaufmonitor danebengestellt. So war es leichter, nach ihm zu schauen und trotzdem ihrer üblichen Arbeit nachzugehen.

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