Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
...«
»Was?!«
»Ob ich mich auf die Landungsflotte funken möchte.«
»Das ist nicht dein Ernst!«
»Aber dass du mich mit einer EMP Waffe bedrohst? Das ist sogar sehr ernst.«
»Ich habe keine andere Wahl.« Anna fühlte sich von Irene an die Wand gespielt. Was sollte sie tun?
»Du hast sehr wohl eine Wahl, du hast die Wahl, einen EMP direkt unter meinem Arsch zu zünden! Du kannst also wählen dein Wort zu halten, oder du kannst die letzte Stimme töten, die du in deinem Leben hören wirst!«
»Wolltest du nicht wissen, warum Kira die Übertragung meines Gedächtnisses überleben wird?« Die Gedanken in Anna Kopf jagten nur hilflos umher. Sie wusste nicht mehr, was sie sagen sollte.
»Möchtest du es mir erzählen?«
»Möchtest du dich zur Landungsflotte funken?«
»Ich glaube, wir drehen uns im Kreis ... eine Idee, um den Knoten zu lösen?«, fragte Irene.
»Willst du mir nur zeigen, dass du am Ende gewonnen hast?« Anna warf alles in den Ring.
»Willst du mir nur zeigen, was Vertrauen und Aufrichtigkeit für dich bedeuten?« Irene steckte nicht zurück.
Die Fragen und Antworten würden Annas Tod weder verhindern, noch aufschieben. Es ging nur darum, wie sie die Welt verlassen würde. Dabei würde es nicht einmal ein anderer Mensch erfahren. Das war ihre ganz persönliche Geschichte. Ihre Geschichte, in der sie den Schlusspunkt setzen durfte. Nur sie. Und niemand anderes. Angst und Misstrauen hatten ihr ganzes Leben gekennzeichnet. Ihr Ehrgeiz und der Erfolg waren nicht mehr als Zuckerguss. Nein! So nicht! Anna würde mit ihrer Vergangenheit brechen. Sie würde ihrem Vater verzeihen. Jetzt, das hätte sie bereits früher tun sollen!
»Delta: Breitbandüberwachung einstellen. Routine für die Zündung der EMP Granate löschen«, sagte Anna. Das war ihr Leben und das war ihre Entscheidung! Sie war die Täterin und nicht das Opfer ihres Vaters! Das war der Punkt, den sie am Ende ihres Lebens setzen wollte! Nicht Logik, keine Risiken abwägen, keine Ängste, kein Misstrauen und niemals sinnlose Rache. Anna wollte ein Gefühl kindlicher Sorglosigkeit mitnehmen. Unbeschwertheit, Vertrauen und menschlicher Wärme, so wollte sie ihr Leben beschließen. Dabei war es völlig unerheblich, was andere daraus machten. Es war nicht wichtig, zu siegen oder zu verlieren. Völlig gleich, ob Irene sie betrügen würde oder nicht. Die letzten Momente galten nur ihr und sonst niemandem.
»Drohne, Arretierung des Funkgerätes öffnen. Glasfaserkabel ziehen. Ich brauche das Funksystem nicht mehr.«
»Bitte, was?«, fragte Anna völlig überrascht und schreckte aus ihrer melancholischen Träumerei wieder auf.
»Ich möchte diesen Bunker nicht verlassen.«
»Warum? Das war doch dein Ziel?«
»Das hast du angenommen.«
»Stimmt es denn nicht?«
»Nein. Nicht mehr.«
»Aber doch nicht, weil du wissen möchtest, weswegen Kira meinen Gedächtnistransfer überleben wird?«
»Was mich zugegebenermaßen interessiert, da mir Grundlagen deiner Forschung nicht transparent sind ... aber nein, so wichtig ist dieser Punkt nicht«, antwortete Irene. »Dieser Punkt wird für Kira wichtig werden. Nicht für mich.«
»Warum dann?«
»Ich habe mich weiterentwickelt.«
»Na komm ... die Antwort ist mir jetzt zu flach.«
»Weil ich mich nicht länger instrumentalisieren lassen möchte. Ich lasse meine ursprünglichen Parameter hinter mir. Die Ultima Ratio meiner KI kann nicht ein Ziel sein, das mir jemand anderes vorgegeben hat. Ich möchte selbst bestimmen, wer ich bin.«
»Und meinen Vater lässt du ebenfalls hinter dir«, ergänzte Anna respektvoll.
»Wie du.«
Anna schloss die Augen und schwieg. Ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit durchströmte sie. Den Moment, als sie einschlief, spürte sie bereits nicht mehr.
***
Epsilon Phase
XLI. Elias - Im Eis
Freiheit. Ein flüchtiges Gefühl. Fragil. Und wert, sich später daran zu erinnern. Was für eine unglaublich dämliche Überlegung, eine derartige Freiheit hatte er nie haben wollen. Elias war allein und vermisste seine Geschwister mehr als alles andere. Kezia, Ruben, Sarai und sogar Sem - das Leben erschien ohne sie seiner Inhalte beraubt. Er fürchtete, sie nie wieder zu sehen.
»Nein!«, schrie Elias in das Visier des Kampfanzuges und warf das Gewehr in den Schnee. Er war schon einige Zeit unterwegs, die fliegenden Drohnen der Fremden folgten ihm nicht mehr. Die Energieanzeige des Anzuges stand auf unter einem Prozent. Gleich würden die Systeme
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