Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
Treibjagd! Jemand nutzte das Pfeifen, um ihn zu jagen. Was leider auch funktionierte, die Schneckenköpfe ließen ihm nur einen schmalen Fluchtkorridor, den er so schnell wie möglich nutzte. Den halb verzehrten Schneckenkopf hatte er zurückgelassen.
Die mörderischen Angriffe erinnerten Elias an die schweren Attacken auf das Habitat. Das Pfeifen schien die Schneckenköpf auch früher gegen sie aufgestachelt zu haben. Was ihm leidvoll offenbarte, dass sich hinter dem vermeintlich kompromisslosen Kampfgebaren Technologie und eine unbekannte Macht verbargen.
»Das ist eine Falle!«, rief Vater, als sich Elias an einem Abhang mehrfach überschlug und in der Senke mitten in einem Leuchtkreis liegen blieb. Der ihn allerdings überraschenderweise vor seinen Angreifern beschützte. Die Schneckenköpfe, die ihm in der wilden Hatz gefolgt waren, stierten ihn nur wie verrückt an, wagten es aber nicht, die höchstens vier Meter breite Markierung zu betreten. Welchen Herren dienten diese Bestien? Und von wem war dieses Licht?
»Etwa der Spot, in dem wir stehen? Danke für den Hinweis. Eine Idee, ob wir hier bleiben sollen?«, fragte Elias, der gerade nicht den Wunsch verspürte, die Bisswut von über zwanzig tollwütigen Schneckenköpfen auszutesten, die nur eine Armlänge von ihm entfernt wild auf- und absprangen, es aber nicht wagten, den Leuchtkreis zu betreten. »Worauf warten die Viecher?«
»Sie haben dich gefangen«, sagte Vater.
»Wer? Doch nicht die Schneckenköpfe?«
Das Licht wurde heller, Elias und Vater hatten vor 31 Stunden das Habitat verlassen. Egal wer ihn gerade gestellt hatte, das waren niemals die Schneckenköpfe allein und auch nicht die Menschen aus den Kettenfahrzeugen, die vorhin seine Geschwister entführt hatten.
***
XLV. Anna - Auf der Flucht
Anna zuckte zusammen. Das Tosen des Sandsturms über ihr übertönte alles. Mit Sequoyah, Peter, Andrej, Marina und gut hundert weiteren Menschen stand sie in der überfüllten Kommunikationszentrale. Alle Menschen auf Proxima befanden sich in Höhlen unter der Stadt, in denen während der letzten Jahre bunkerähnliche Schutzanlagen erbaut worden waren. Schutzanlagen, die für sehr viele Bewohner reichten, aber nicht für alle. Die verbliebenen Flüchtlinge kauerten in Gängen oder anderen natürlichen Höhlen. Zynischerweise beschwerte sich niemand über sein Los, da es ihnen bedeutend besser erging als jenen, für die die Zeit für eine Evakuierung aus der Luft nicht mehr gereicht hatte.
»Gibt es noch Nachrichten aus Proxima VII.?«, fragte Sequoyah betroffen. Der junge Mann an der Konsole schüttelte den Kopf. Die Menschen von Proxima VII. waren die letzten Siedler, von denen sie noch Meldungen erhalten hatten.
Die letzten Bilder und Funksprüche von dort waren angsteinflößend. In weniger als zehn Minuten hatte der Sandsturm über zwei Meter starke, massive Steinwände zerstört. Sogar an den Stellen, an denen die Wüstenoberfläche nur wenige Meter dick war, wurde das Erdreich bis auf den Grund der Höhlen darunter abgetragen. Was blieb, war eine zerklüftete und völlig unbewohnbare Kraterlandschaft, voller scharfkantiger Felsvorsprünge und frei jeglicher Zeichen ihrer Anwesenheit, als ob die von den Aliens gegen sie aufgestachelte Natur sie nicht nur töten, sondern für alle Zeiten ausmerzen wollte.
Egal wo sie sich verkrochen hatten, niemand aus Proxima VII. überlebte den Sandsturm und den in anderen Siedlungen verbliebenen Menschen erging es nicht besser.
»Status! Wie viele leben noch? Ich will die Anzahl der Überlebenden in Proxima?!«, befahl Sequoyah, der deutlich anzumerken war, wie nahe ihr die Ereignisse gingen.
Ein jüngerer weiblicher Logistik-Offizier begann, Werte von einem mobilen Display abzulesen. »Unser Tracking hat 4873 Menschen erfasst. 2351 in der Bunkeranlage, der Rest in den Gängen davor. So viele Tote hatten wir noch nie an einem Tag ...«
Von mehreren hunderttausend Schiffbrüchigen der Horizon lebten nur noch wenige, diese Schuld trug Sequoyah wie ein Mal auf der Stirn, oder besser wie ein Kreuz, das sie sich selbst aufgebürdet hatte.
»Wasser- und Nahrungsreserven?«
»Weniger als zehn Tage ... «, antwortete die junge uniformierte Frau besorgt.
»Wie bitte?! Nur zehn?!«, fragte Sequoyah aufgeschreckt.
»Acht, vielleicht neun Tage, wir haben nur Reserven im Bunker. Die Planung der Anlage sah als Notfall nicht den kompletten Verlust aller höher gelegenen Strukturen vor. Wir sind
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