Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
Längen über ihm. Irgendwie unwirklich. Wie eine von einer höheren Macht mit zahlreichen dunklen Flecken gefertigte Wand begrenzte die Eisdecke die Welt unter seinen Füßen - und diese Welt war alles andere als einladend: kalt, dunkel und unendlich tief - was hier versank, tauchte nie wieder auf.
Auftauchen - ein seltsamer Gedanke - Anna hatte Probleme, seinen Traum zu verstehen. Wieso tauchte er im Polarmeer? Körperlich sollte er dazu in der Lage sein, sein Stoffwechsel würde sich rasch an veränderte Umweltbedingung anpassen. Elias würde extreme Hitze oder Kälte ertragen können wie kein anderer Mensch. Bei niedrigen Temperaturen würden sich dabei seine Hautpigmente etwas verdunkeln und bei hohen Temperaturen geringfügig erhellen. Mit dieser Begabung sollte er auch unter widrigsten Lebensbedingungen überleben können. Auch seine Fähigkeit, sich nach Verletzungen zu regenerieren war gegenüber normalen Menschen erheblich verbessert. Zudem würde er nicht altern. Mit 21 würde er seine volle Leistungsfähigkeit erreichen und seine Zellen würden sich dann fortwährend erneuern. Theoretisch könnte er viele hundert Jahre alt werden, wobei seine garantierte Einsatzzeit 150 Jahre betrug. Danach könnten theoretisch Zellmutationen auftreten, weswegen er auch niemals Kinder zeugen durfte.
Der perfekte Mensch - ein Jammer, ihm auf einer fremden Welt das Leben zu schenken. Auf der Erde waren solche Persönlichkeiten beileibe nötiger denn je.
***
XIV. Showtime
Die letzte Nacht war erholsam wie schon lange nicht mehr. In ihren eigenen Träumen schwamm Anna mit Elias durch das tiefblaue Meer einer idyllischen Südseebucht. Ein wunderschöner Traum, der stets mit einem leidenschaftlichen Liebesspiel im flachen Wasser endete. Elias hatte lange dunkle Haare, ein Bild von einem Mann, athletisch, groß und einfühlsam. Er sah sie an und lachte. Anna liebte ihn. Sie wusste nicht warum, aber sie hatte ihn schon immer geliebt.
»Und wenn der Weg zurück mein ganzes Leben dauern würde«, sagte Elias und küsste sie zärtlich auf die Stirn. Ob sie ihn jemals kennenlernen würde?
In der Ferne wurde eine wunderschöne Melodie lauter, die Anna nur zu gut kannte. Das war ihr Weckruf. »Wir haben sechs Uhr dreißig. Bitte aufstehen«, erklärte eine sanfte Stimme in ihrem Ohr, die mit der Zeit unfreundlicher werden würde. So weit pflegte sie es aber normalerweise nicht kommen zu lassen.
»Ist gut. Bin wach.« Die Augen offen zu halten, kostete noch etwas Mühe, nur, einen Wecker unter der Haut konnte man nicht bescheißen.
»Guten Morgen, der Morgenkaffee ist in 90 Sekunden fertig, das Wetter in Düsseldorf ist bedeckt bei 15 Grad Celsius.«
»Wetteransagen für Düsseldorf streichen«, sagte sie mit beiden Fingern am Hals. Es war an der Zeit, mit Gewohnheiten zu brechen. Mit einigen zumindest.
»Wetteransagen aus Weckroutine gelöscht.«
Anna zog sich ihren Morgenmantel an, nahm sich die Tasse und ging zu dem abgedunkelten Panoramafenster, das beinahe die gesamte Wandfläche einnahm.
»Lichtfilter anpassen. Ich möchte die Erde sehen«, ordnete sie an.
Den Kaffee am Morgen würde sie sich nicht nehmen lassen und mit dem Blick in die Ferne schmeckte er besonders gut. Über der Ostküste Afrikas ging gerade die Sonne auf. Nicht eine Wolke trübte die Sicht. Die würden in Nairobi einen wunderschönen Vormittag bekommen.
»Nachrichten auf Wanddisplay schalten«, sagte sie. Die Panoramawand verdunkelte sich und einen Moment später erschien ein schicker junger Nachrichtensprecher.
»... Millionen von Menschen demonstrieren aktuell in Mumbai, Kairo und Moskau gegen das SAOIRSE-Programm. Bisher verliefen alle Kundgebungen friedlich. Die Menschen fordern die Verantwortlichen auf, die finanziellen Mittel in sozial relevantere Projekte zu investieren. Während in den klassischen Industriezonen die Arbeitslosigkeit unter 3 % liegt, gibt es Regionen, in denen über 30 % der Menschen auf Sozialhilfe angewiesen sind ...«
Anna konnte es nicht mehr hören, diese Deppen glaubten, immer alles besser zu wissen. Schließlich verhungerte doch keiner von denen. »Kanal wechseln. Unterhaltung bitte.«
»Unglaublich ... das war richtig ... nur noch ein Begriff! Und Sie gewinnen zwei Tickets in Ihre traumhafte Zukunft auf Proxima Centauri!«, tönte der Moderator einer Spielshow vor einer aufgelösten jungen Frau und einem frenetisch applaudierenden Studiopublikum.
»Ich ... ich ... ich kaufe ein G!« rief die junge Frau
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