Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
Gefahren und Möglichkeiten dieser Expedition gesprochen. Wie kommentieren Sie die jüngsten Aktivitäten der Aitair-Aktivisten, die nicht müde werden, vor dem unbändigen Ehrgeiz des SAOIRSE-Programms zu warnen.«
»Terroristen trifft es besser«, retournierte er mit ernster Miene. »Haemon Aitair, ein einschlägig vorbestrafter britischer Sektenführer hatte vor 80 Jahren begonnen, sämtliche Projekte der modernen Energiegewinnung und Raumfahrtforschung anzugreifen. Zuerst mit Worten und zivilem Ungehorsam und in letzter Konsequenz auch mit militärischen Viren Signaturen.«
»Sie respektieren seine Motive?«
»Vielleicht die, die zu mehr bürgerlicher Verantwortung führen sollen. Aber nicht die, die sich der technologischen Weiterentwicklung unserer Spezies verweigerten. Wissen Sie, meine Familie stammt aus Irland, SAOIRSE steht für Freiheit, die Freiheit, unser Schicksal selbst zu schmieden. Mutig, verantwortlich und mit dem Willen, sich auch durch Rückschläge nicht beirren zu lassen. Seit 2042 die letzten großen Kriege um Wasser und Lebensraum auf der Erde ausgefochten wurden, leben wir in Frieden. Heute existieren 22 Milliarden Menschen auf einer Welt, der bereits viele ihren Kollaps vorhergesagt hatten. Unsere Art ist dem technischen Fortschritt verpflichtet.«
»Die geistigen Erben von Haemon Aitair, der 2203 verstarb, sind entgegen typischer Klischees meist sehr gebildet und leben bürgerlich angepasst. Warum ist auf dieser Ebene kein Konsens möglich?«, fragte die Journalistin sachlich.
»Was sie umso gefährlicher macht! Niemand von denen läuft mehr, mit einer Pistole um sich schießend, durch die Straßen. Aber zu Ihrer Frage, wir können nicht verhandeln, da sich niemand offen zu einer verhandelbaren Position bekennt. Die haben nur eine Devise: Stoppt die Horizon! Und das um jeden Preis! Was ich und meine Mitarbeiter nicht zulassen werden.«
»Was haben die jüngsten Festnahmen ergeben? Sind nicht erst gestern in Paris drei Aitair-Aktivisten festgenommen worden?« Die Journalistin vermied es, das Wort Terrorist in den Mund zu nehmen, eine interessante Strategie, befand Anna.
»Die drei Wissenschaftler und ihre fachkundigen Anwälte kennen sich gut in unserer liberalen Rechtsprechung aus. Sie verweigern jegliche Aussage«, antwortete ihr Vater lapidar.
»Sprechen Sie damit auf den durch das SAOIRSE-Programm initiierten gescheiterten Gesetzesantrag an, der Ihnen weitergehende Verhörbefugnisse zubilligen sollte?« Die Stimme der Journalistin blitzte hörbar auf. Als ob sie nur auf diese Frage hingearbeitet hätte. Dieses Gefecht vor Gericht hatte Annas Vater verloren.
»Wir leben in einer Demokratie. Die Mehrheit hat die Bürgerrechte höher eingestuft als die Gefahrenabwehr. Ich sehe keinen Grund, diese Diskussion neu zu entfachen.«
»General, ich möchte Ihnen persönlich für Ihre Offenheit danken, auch zu kontrovers diskutierten Fragen Stellung zu beziehen. Liebe Zuschauer,« erklärte die Journalistin und sah in die Kamera. »Wir schalten jetzt live an Bord der Horizon, Kapitän Gianluigi Favelli wird die 812 Familien persönlich begrüßen, die auf HR 12023 die erste menschliche Siedlung außerhalb unseres Sonnensystems gründen werden.«
»Kapitän Favelli, was für eine Kulisse! Es ist mir eine Freude Sie, Ihren ersten Offizier und Ihre Bordärztin begrüßen zu dürfen«, erklärte ein dunkelhäutiger Moderator, der direkt neben Anna saß. »Und liebe Zuschauer in aller Welt, Sie sehen richtig, neben mir sitzt Major Sanders-Robinson, die vielen besser als Professor Dr. Sanders-Robinson bekannt sein dürfte. Um es auf den Punkt zu bringen ... der General meint es ernst! Er schickt seine einzige Tochter mit auf die Reise.«
Anna nickte mit einem Lächeln, gleich würde ihr Auftritt kommen. Zuerst würde aber Kapitän Favelli sprechen.
»Willkommen an Bord der Horizon. Wir werden gleich die Ankunft der Shuttles erleben. 2500 Mütter, Väter und Kinder werden an Bord kommen. Major Sanders-Robinson wird gemeinsam mit dem TV-Team und unseren Passagieren die Horizon erkunden. Freuen Sie sich auf das beeindruckendste Stück Technik, das Menschen bisher auf die Beine gestellt haben.« Mit einem reklametauglichen Lächeln begrüßte Favelli seine Gäste und gebot ihnen zu folgen, was der Moderator, Anna, Peter und der Kameramann auch taten. Das erste Shuttle ließ nicht lange auf sich warten, Anna wusste, dass es bereits einige Zeit im Schwebeflug unterhalb der Horizon gewartet hatte.
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