Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
geringschätzig.
»Und was ist mit ihr passiert?«
»Das wissen wir nicht, sie ist nicht auf Proxima.«
»Ist sie bei der Landung gestorben? Oder haben sie die Schneckenköpfe geholt?« Das wäre für Kira ebenfalls plausibel gewesen.
»Nein. Sie blieb auf der Horizon oder hat sich in Luft aufgelöst. Ich weiß es nicht.«
»Und wo ist unser Raumschiff jetzt?«
»Das wissen wir ebenfalls nicht. Als wir auf Proxima aus dem Kälteschlaf erwachten, war die Horizon bereits weg. Und trotz all unserer Technik, wir haben nicht gerade eine Bilderbuchlandung hinbekommen. Ein großer Teil unserer Ausrüstung landete damals im Meer.«
»Macht das Sinn?«, fragte Kira, die auch jetzt nicht alle Fragmente in ihrem Kopf zusammenfügen konnte.
»Nein.« Sequoyah blickte zu Boden. »Das hat noch nie einen Sinn ergeben.«
»Ich glaube, ich kann helfen Anna zu verstehen.« Kira war sich sicher, dass sie das konnte.
»Wie willst du das tun?«
»Ich weiß Dinge, die ich nicht wissen dürfte«, sagte Kira und setzte sich wieder.
»Wer sollte dir dein Wissen verbieten?«
»Nein, entschuldige, ich erinnere mich an Dinge, die ich niemals erlebt habe ... und glaub mir, ich habe ein sehr gutes Gedächtnis.«
»Erlaubst du mir einen kurzen Test?«, fragte Sequoyah vorsichtig.
»Bitte.«
Sequoyah holte ein kleines Gerät unter dem Umhang hervor, der den Kampfanzug teilweise bedeckte. Nach der Betätigung einiger Tasten begann der kleine Kasten zu flackern.
»Sequenz Code 1189A4, sieben grüne Zwerghunde, zwei schwarze Rennmäuse, sechs violette Thunfische, Bestätigung?«, fragte sie und schaute Kira erwartungsvoll an.
»Muss ich jetzt etwas sagen?«
»Eigentlich, ja, das wäre hilfreich gewesen. Ist aber nicht schlimm, wir werden einen anderen Weg finden.«
»Habe ich etwas falsch gemacht?«
»Nein. Keine Sorge. Vieles auf Proxima ist nicht so, wie wir es uns auf der Erde vorgestellt haben. Du bist in Ordnung, den Fehler haben andere gemacht.«
»Und jetzt?«, fragte Kira. Das konnte es doch nicht gewesen sein, irgendetwas stimmte nicht mit ihr.
»Möchtest du mich begleiten?«, fragte Sequoyah und gab ihr lächelnd eine Kette.
»Wohin?«
»In deine neue Zukunft. Die Kette wird dir dabei Glück bringen.«
»Rico ist tot«, sagte Claire und nahm sie in den Arm. Nach dem Gespräch mit Sequoyah war Kira wieder in die Steinkuppel zurückgekehrt.
»Wie? ... was ist ihm zugestoßen?«
»Wie die anderen, er hat sich erhängt. Die haben vor wenigen Minuten seinen leblosen Körper gefunden.« Claire weinte. Rico war nicht der Erste, der sich in Carchuna selbst getötet, er war aber der erste, den sie sehr gut gekannt hatte.
»Das ist ... warum hat er das getan?« Auch Kira begann zu heulen. Das hatte sie nicht gewollt, er hatte sich wie ein Idiot benommen - aber deswegen musste er sich doch nicht das Leben nehmen. Er war wie ein großes Kind. Sie hätte es besser wissen müssen und hätte ihn nicht hilflos zurücklassen dürfen.
»Weil er seinen Mut verloren hatte?«, fragte Claire verunsichert. »Wer kann es ihm verdenken.«
»Aber wir leben! Er hätte sicher nicht gewollt, dass wir aufgeben!« Kiras Versuch, Zuversicht zu vermitteln, wirkte sogar auf sie selbst erbärmlich.
»Ich möchte doch nur an ein gutes Ende für uns glauben ... ich habe fünf Kinder! Die haben doch etwas Hoffnung verdient! Das ist doch nicht zu viel verlangt!«
»Das ist es wirklich nicht.« Claire tat alles für ihre Kinder, sie hatte mehr verdient.
»Die Leute erzählen sich, dass er sich wegen dir getötet hat. Kira, was ist letzte Nacht passiert?«
»Wer sagt das?«
»Fast jeder. Sie erzählen, dass es letzte Nacht einen Streit zwischen euch gab. Er soll zudringlich geworden sein. Stimmt das?«
»Ich habe einen Fehler gemacht«, antwortete Kira. Sie log, aber was machte es schon. Jetzt schlecht über Rico sprechen, die Wahrheit sagen - das wollte sie nicht.
»Und welchen?« Claire glaubte ihr scheinbar nicht, sie bei solchen Dingen zu belügen, war kaum möglich.
»Ich habe nicht auf ihn achtgegeben.« Was sogar der Wahrheit sehr nahe kam.
»Meine Kira möchte immer alle beschützen und vergisst dabei gerne, auf sich selbst aufzupassen.«
»Ich hatte eine gute Lehrerin.« Die Beste, die ein junges Mädchen haben konnte.
»Die hätten wir beide gebraucht.«, sagte Claire mit einem Lächeln und fuhr mit der Hand über Kiras kurzgeschorene rote Haare. »Marina sucht dich bereits ... versteck dich. Ich sage ihr, dass du weggelaufen
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