Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
tief durch, die Panikattacke flachte ab. »Bei meiner letzten Wanderung habe ich Höhlenmalereien gefunden, eine ganze Nische voll mit Bildern von ...«
Sequoyah unterbrach sie. »Bist du dir sicher? Schneckenköpfe können keine Bilder malen - die verfluchten Biester bestehen nur aus Krallen und Zähnen.«
»Die Bilder stammen auch nicht von den Schneckenköpfen ... das waren andere!« Im Gedanken konnte Kira jedes Detail der Wandbilder erkennen. Die Humanoiden, die Tiere, die Bäume und Pflanzen, die Werkzeuge und die Feuerstellen - sie hatte nichts davon vergessen. »Ich kann es nachzeichnen!«
»Nachzeichnen?«, fragte Sequoyah verwundert. »Aus dem Gedächtnis? Wie lange hast du dir die Bilder einprägen können?«
»Warum einprägen?« Kira schüttelte den Kopf, verstand aber den Sinn der Frage. Ihre Fähigkeiten würden auch bei den Alten eine Besonderheit bleiben. Eine Besonderheit, mit der sie achtsam umgehen sollte. »Ich hatte genügend Zeit, die Bilder zu studieren. Andrej schickt uns seit Jahren in die Höhlen, um weiße Steine zu sammeln.« Es fiel ihr immer leichter, zu lügen.
»Und warum hast du Andrej nicht davon berichtet?« Sequoyah schaltete am Tisch, an dem sie saßen, ein großes berührungssensitives Display frei und gebot ihr, ihre Erinnerungen zu dokumentieren.
»Um mich deswegen von Marina schlagen zu lassen?« Was sogar die Wahrheit gewesen wäre, wenn sie es versucht hätte. Andrej und Marina waren nicht gerade die besten Zuhörer. Kira begann, alles was sie gesehen hatte, mit dem Finger nachzumalen. Wie die ursprünglichen Künstler vor vielen Jahren. Jede Kleinigkeit, jede Farbe, sogar die Schattierung der Felsenwand übertrug sie in die grafische Computeranwendung. Das war so einfach.
»Aber Andrej oder Marina haben dich bereits mit einem ähnlichen System arbeiten lassen?«, fragte Sequoyah, sichtlich beeindruckt von ihrer Fingerfertigkeit.
Kira schaute auf. »Natürlich.« Auch das war gelogen. Andrej würde niemals eine Wassergängerin an seinen kostbaren Computer lassen. Sie hatte noch nie an einem solchen Display gearbeitet, Anna hatte es aber, jede Funktion, jeder Menüpunkt, jedes Detail dieses Programmes befand sich in Kiras Gedächtnis. Als ob sie ihr Leben lang nichts anderes getan hätte. Sie sollte es trotzdem nicht übertreiben, einige kleine Unsauberkeiten in der Computerdarstellung sollten genügen, damit es Sequoyah nicht unheimlich wurde.
»Die sehen aus wie Humanoide. Und sind das dort Tiere?«, fragte Sequoyah, die aufmerksam das Bild erforschte.
»Ich nehme es an. Gibt es die irgendwo? Das müsste doch aufgefallen sein.« Kira zeigte auf ein gewaltiges Tier, das einem Mammut von der Erde ähnelte.
»Jedenfalls nicht lebendig. Möchtest du es sehen?«
»Ja.«
»Das haben wir 800 Kilometer nördlich gefunden.« Sequoyah übernahm das Display und rief ein weiteres Fenster mit Fotos von bei Bauarbeiten gefundener Fossilien auf. »Die lebten vor ungefähr 6.000 Jahren auf Proxima.«
»Die sind alle tot«, stellte Kira nüchtern fest.
»Ja ... wir haben jedenfalls kein lebendes Tier dieser Spezies auf Proxima gefunden. Vermutlich wurden die in der Vergangenheit bereits von den Schneckenköpfen gefressen.« Sequoyah startete ein Rendering und erstellte ein dreidimensionales Hologramm.
»Beinahe niedlich.« Kira lächelte. Ein handgroßes Mammut lief auf dem Tisch auf und ab.
»Ein wenig größer waren die schon, die wogen bis zu 25 Tonnen. Proxima muss früher anders ausgesehen haben. Gemäßigter und erheblich lebensfreundlicher. Heute gibt es nur noch scheißheiße Sandwüsten, scheißkalte Eiswüsten und dazwischen einen Streifen mit scheißgefräßigen Schneckenköpfen.«
»Du magst Proxima nicht?«, fragte Kira.
»Merkt man kaum, oder?«
Kira lachte. »Ich mag Proxima auch nicht.«
»Dann hilf mir, einen Weg zurück zu finden.«
»Zur Erde?«
»Wir sind Menschen, wir gehören nicht auf diese Welt. Proxima gehört den Schneckenköpfen!«
»Warum sind die Kreaturen so aggressiv? Ich kenne keine Spezies, die sich ohne erkennbaren Zweifel immer und immer wieder nutzlos in den Tod stürzt.«
»Wieso nutzlos?«
»Weil dabei mehr von denen sterben, als von uns ... oder etwa nicht?«
»Aber wir werden weniger, die nicht. Die Macht unserer Waffen droht zu versiegen. Unsere Mission war nicht darauf vorbereitet, jahrelange Kriege führen zu müssen.«
»Können wir keine neuen Waffen bauen?«
»Was wir auch tun, uns aber nicht ausreichend gut
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