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Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)

Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)

Titel: Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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Fensterscheiben. In zwei Wochen stand Weihnachten vor der Tür. Ein Brauch, den niemand brauchte, aber nahezu jeder liebte. Die Zeit der Geschenke, wobei das schönste Geschenk für Anna immer die Zeit war, die man sich an den Feiertagen schenkte. Die Zeit glich einer kurzen Reise in ein fernes Land, ein Ort, an dem weder jemand das Institut an der Heinrich-Heine Universität noch das SAOIRSE-Projekt kannte.
    Anna sah ihre Beine herab und strich sich mit den Händen lustvoll über die Hüften. Eigentlich war sie nicht nackt, sie trug eine Idee zur Schau. Eine maßgeschneiderte Idee, die nur in ihrem Kopf lebte und die ganze Welt in wunderschöne Farben tauchte. Der Reichtum, hemmungslosen Blödsinn träumen zu dürfen, war unbezahlbar.
    »Wenn du so rumzappelst, wirst du auf dem Bild später wie Quasimodo aussehen.«
    »Ich bin sicher, dass mir auch der Buckel stehen wird ... wenn du ihn malst.« Nichts und niemand auf der Welt konnte Annas Glück in diesem Moment trüben.
    »Sicher?«, fragte Pierre und fuhr sich süffisant mit dem Finger durch den grauen Bart.
    »Ja.« Anna ging auf ihn zu, setzte sich auf seinen Schoß und schmierte sich rote Farbe, die er gerade auf seine Palette aufgetragen hatte, auf ihre blanken Brüste. »Auf einer Leinwand kann das jeder!«
    »Kira?«, fragte sie Sequoyah, während sie von dem Kettenfahrzeug auf den glutheißen Wüstenboden sprang. »Wo willst du hin?«
    »Wie ...« Kira wusste nicht, wo sie war, hektisch suchte sie Pierre in ihrer Nähe. Noch vor einem kurzen Moment hatte sie seine Aura spüren können. Nur ein Traum und was für einer, als ob sie sich in den Erinnerungen einer anderen verlor.
    »Weißt du, wo du bist?«, fragte Sequoyah, die nun direkt vor ihr stand und die Hände an Kiras Arme legte.
    »Ich war bei ... ich bin in der Wüste«, resümierte Kira nüchtern. Ihre Ratio übernahm die Kontrolle, sie war vorhin einfach schnurstracks und ziemlich hirnlos in die Wüste gelaufen.
    »Bist du wieder bei mir?«
    »Ja.« Kira nickte. Den Traum hatte sie hinter sich gelassen. Zumindest für den Moment. »Sequoyah, darf ich dir eine Frage stellen?«
    »Klar. Frag einfach. Wenn ich es vermag, antworte ich gerne«, erklärte sie freundlich.
    »Bin ich schuldig?«
    »An Ricos Tod?«
    »Nein. An allem hier auf Proxima?«
    »Warum glaubst du das?«, fragte Sequoyah überrascht.
    »Weil Anna in meinen Erinnerungen weiterlebt.«
     
    ***
     

XXV. Tiefenrausch
    Kira fuhr bereits längere Zeit in Sequoyahs fensterlosem Kettenfahrzeug durch die Wüste. Was für eine Fahrt, die Luft roch nach Schweiß und Irrsinn. Ihrem Irrsinn! Als ob sich Träume und Realität vermischten. Nichts fühlte sich echt an. Weder die drei Menschen in dem viel zu kleinen Innenraum, noch der Kunststoff der Sitzbank, in die sie ihre Fingernägel krallte. Die Furcht zu fallen, saß ihr im Genick. Immer wieder schossen ihr Bilder durch den Kopf. Bilder von Dingen, die sie nicht kannte und meist auch nicht kennenlernen wollte. Das war nicht ihre Vergangenheit und sicherlich auch nicht ihre Zukunft.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Sequoyah. Konnte sie ihr vertrauen? Sie bemühte sich anscheinend zu helfen - doch hatte sie bisher noch nicht erklärt, was sie in Proxima I. erwarten würde. Bei allem, was Kira sah, hörte oder gerade erfuhr, sie verlor sich mehr und mehr in der schieren Menge der Erlebnisse, die pausenlos auf sie niederprasselten. Als ob sie Jahre eines anderen Menschen binnen weniger Momente erlebte. Das war zu viel.
    »Ja.« Mehr brachte Kira nicht heraus und das war zudem noch gelogen. Sie war alles andere als in Ordnung. Ob Sequoyah sie durchschaute? Kaum vorstellbar, woher sollte sie das auch wissen.
    »Du siehst müde aus.« Ob sie Kira für verrückt hielt? Garantiert. Sie glaubte selbst, den Verstand zu verlieren. Das konnte keiner aushalten. Sie musste reden, etwas erzählen und sich öffnen. Wenigstens einen kleinen Teil wieder abgeben, die enorme Last der Erinnerungen schien sie zu erdrücken.
    »Ich habe etwas gesehen ... ich habe ...ich«, Kira zögerte, die ganze Geschichte klang absolut verrückt.
    »Was hast du gesehen?«, fragte Sequoyah aufmerksam, beinahe so, als ob sie auf jedes ihrer Worte warten würde.
    »Bilder ... unter der Wüste ... in den Höhlen ... wir sind hier nicht allein!« Diese Worte zu sprechen tat gut, die Gedankenflut in ihrem Kopf wurde langsamer.
    »Unsere Fahrt dauert noch länger. Wir haben viel Zeit, erzähle mir, was du erlebt hast.«
    Kira atmete

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