Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
hätte sonst doch niemals ...« Rico versuchte erfolglos, seine Tat schön zu reden.
»Wessen Idee denn sonst? Du solltest dich mal reden hören!« Kira war mit ihm fertig.
Rico saß auf dem Boden wie ein Häufchen Elend. »Hast du mich trotzdem noch gerne?«
Das war doch! Kira wollte etwas sagen, ließ dann aber den Gedanken unausgesprochen. Es gab keine Worte, die diese unsägliche Situation besser machen konnten. Nicht von ihr und noch weniger von Rico. Sie war maßlos enttäuscht von ihm. Es war vorbei!
»Ist etwas passiert? Braucht jemand Hilfe?«, fragte Sequoyah, die überraschend im Badebereich der Frauen aufgetaucht war. Diesmal ohne Rüstung, auch sie trug nur ein Wickeltuch. Ihre langen dunklen Haare lagen offen auf der Brust.
»Nein.«
»Bist du in Ordnung?«, fragte Sequoyah und sah zuerst sie und dann Rico an.
»Mir geht es gut. Es ist nichts passiert«, sagte Kira emotionslos und ließ die beiden zurück. Auf ein Gespräch mit Sequoyah hatte sie keine Lust. Die Nachfrage, ob sie in Ordnung wäre, hatte mehr als scheinheilig geklungen.
Kira wollte nur weg! Weit weg! Einfach alles hinter sich lassen. Hoffentlich würde dieser Idiot seine Klappe halten. Falls er es allerdings noch einmal wagen sollte, sie zu berühren, würde sie ihn töten!
***
XXIV. Sturmfront
»Guten Morgen, Kleines«, begrüßte sie Claire am nächsten Morgen liebevoll. Zumindest zu dem Zeitpunkt, den sie zum nächsten Morgen gemacht hatten. Draußen war es genauso heiß, wie in der zur Nacht erklärten Phase zuvor. Bis zur nächsten echten Nacht würde es noch einige Tage dauern.
»Spielst du mit mir?« Eines von Claires Kindern hingegen weckte Kira weniger zurückhaltend. Die Kleine setzte sich neben sie und rüttelte an ihrer Schulter. Mit fünf Kindern aufzuwachen, dauerte nie lange, die Kinder sahen sie wie eine ältere Schwester. Andrej, ihr Vater, schlief nie bei ihnen.
»Warte ...« Kira brauchte noch einen Moment, um sich zu sortieren, was aber einen anderen dieser kleinen Brut nicht davon abhielt, ihr die Decke wegzuziehen.
»Du solltest früher zu Bett gehen«, riet Claire ihr lächelnd. Ein guter Ratschlag, den sie besser befolgt hätte. »Jemand hat dir Wasserblumen an den Vorhang gelegt.«
»Das war bestimmt Rico.«
»Ach was.« Natürlich wusste Claire genau, von wem die Blumen waren. »Normalerweise schaut er dir doch nur von Weitem nach.« Auch das wusste sie.
»Normalerweise«, sagte Kira und warf eines der kleinen Bälger johlend in die Luft.
»Hast du etwa deine Meinung über Rico geändert?«, fragte Claire.
»Nein.«
»Hätte mich auch gewundert«, erklärte Claire nüchtern und legte einige Kleidungstücke ihrer Kinder zusammen.
»Warum gewundert? Was willst du von mir?«, fragte Kira gereizt. Sie hatte keine große Lust, sich abermals dafür zu rechtfertigen, dass sie keinen der jungen Männer in Carchuna haben wollte. Auch Rico nicht. Sie war noch nicht so weit, um sich zu binden.
»Schlecht geschlafen?«
»Nein! ... ja ... entschuldige.« Kira wollte nicht streiten, nicht mit ihr, nicht an diesem Tag. Sie stand auf und nahm sie in den Arm. Ob sie Claire wiedersehen würde?
»He ... ist doch gut! Ist doch nichts passiert! Du erdrückst mich ja fast!« Claire lachte wieder.
»Niemand sitzt freiwillig in der Sonne«, sagte Sequoyah und setzte sich neben Kira auf den staubigen Boden. Die beiden Sonnen brannten an diesem Tag abartig heiß. »Darf ich mich zu dir setzen?«
»Kann ich es noch verhindern?«, fragte Kira.
»Nein.«
»Normalerweise kommt niemand freiwillig hierher.« Kira nahm einen kleineren Stein und warf ihn gegen ein ausrangiertes Titanchassis eines alten Transporters. Zahlreiche tiefe Kratzspuren der Schneckenköpfe zeigten immer noch deutlich, was vor sieben Jahren während der ersten Tage auf Proxima passiert war.
»Ich habe damals selbst viele Freunde begraben müssen.«
»Kann man seine Vergangenheit einfach begraben?«, fragte Kira, die bereits seit zwei Stunden auf dem Schrottplatz von Carchuna in der prallen Sonne saß. Immer wenn sie allein sein wollte, kam sie an diesen Ort an der Rückseite der großen Steinkuppel, was bisher ein perfekter Platz gewesen war, um allein zu sein.
»Man kann sie akzeptieren«, antwortete Sequoyah und legte das Tuch, das ihren Kopf bedeckte, in den Nacken. Sie schwitzte stark und trank etwas aus einer Wasserflasche. »Auch was?«
»Nein, danke.«
»Bist du gerne an der Sonne?«, fragte Sequoyah freundschaftlich, die
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