Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
erweiterte sie ihre Routine. Ein kurzer Blick auf die Systemzeit, den Rest machte der Computer. Ein nettes kleines Programm, ihr erstes übrigens.
»Deine Folgerung?«
»Nur noch ... noch ... etwas mehr als drei Stunden.« Kira zeigte sich erschrocken über die Anzeige, die den Countdown nun in arabischen Zahlen anzeigte. Mit einem derart kurzen Zeitrahmen hatte sie nicht gerechnet.
»Sicher?« Sequoyah schien diese Folgerung nicht sonderlich zu überraschen.
»Ja.« Das war nur Mathematik. Zahlen lügen nicht, Kira würde sich bei solchen Dingen nicht irren.
»Und was passiert dann? Hast du dazu auch eine Theorie?«
»Es sind nur Zahlen ...«, antwortete Kira verunsichert. Warum wollte Sequoyah das wissen?
»Nur Zahlen. Du hast recht.«
»Ich denke, wir sollten vorbereitet sein ... etwas wird sich verändern ... warum sollte man auch sonst einen Countdown laufen lassen. Die Aliens haben früher auf Proxima Helium-3 abgebaut. Vielleicht aktiviert der Countdown eine Maschine ... oder so etwas in der Art.« Kira konnte darüber nur Vermutungen anstellen. Sie hätte auch die digitale Form eines alten verrosteten Weckers gefunden haben können.
»Du hast viele schreckliche Dinge gesehen. Wie die meisten von uns. Du hast aber nicht alles verstanden ... wie auch ... ich habe selber lange benötigt, um die Zusammenhänge zu erkennen.« Sequoyah strich sich mit einer lockeren Geste eine Strähne aus dem Gesicht. Sie hatte sich wieder unter Kontrolle. Das Verletzliche in ihr, das sie zuvor offenbart hatte, war nicht mehr wahrzunehmen.
»Ich weiß doch, was ich gesehen habe«, entgegnete Kira. Mit dieser Reaktion Sequoyahs hatte sie nicht gerechnet. Einen Sachverhalt falsch einzuschätzen und darauf wie ein Schulkind hingewiesen zu werden, das mochte sie nicht.
»Ich glaube nicht, dass deine Augen das Problem sind. Es sind deine Annahmen, das, was du zu wissen glaubst, oder in deinem speziellen Fall auch das, was Anna früher zu wissen geglaubt hatte.«
»Wieder Anna?« Kira schüttelte den Kopf. Die fremden Erinnerungen sagten ihr viel, unglaublich viel, aber der Kreis war noch nicht geschlossen. Die letzten Puzzleteile fehlten noch. »Erzähle mir mehr von ihr?«
»Major! Wir haben erste Interferenzen. In großer Höhe. 450.000 Kilometer über Proxima. Genau am erwarteten Spot.«, meldete einer der Soldaten. Kira hob den Kopf, das Gespräch machte sie nachdenklich. Natürlich hatte Sequoyah nicht unrecht, Kira wusste so gut wie gar nichts, die Erkenntnis der eigenen Ahnungslosigkeit rüttelte sie unsanft aus ihrer kleinen Welt wach.
»Feldstärke?«, fragte Sequoyah und ging sofort zu ihm. »Kira, du sollst alles über sie erfahren, aber nicht jetzt«, erklärte sie, ohne Kira anzusehen.
»Nicht jetzt?« Kira mochte es nicht, auf die Seite gestellt zu werden. Von ihrem Sitzplatz waren es ohnehin nur zwei Meter zum Kommandostand. Mit der Zeit schien der begrenzte Platz im Fahrzeug noch enger zu werden.
»Noch schwach ... unsere Trigger sind kalibriert. Proxima Control wird die wahrscheinlichen Eintrittspunkte in die Atmosphäre berechnen«, erklärte der Soldat konzentriert.
»Prognosehorizont?«
»99, 99,8 % ... die Differenz ist nur eine Messtoleranz«, antwortete er, »die Werte stimmen.«
Egal was da gerade passierte, erleichterte Menschen klangen anders. Auch sein Kamerad schluckte betroffen.
»Ihr kennt das Protokoll. Los!«, ordnete Sequoyah an und schien dabei die Einzige zu sein, die cool blieb. »Wir sind zwar spät dran, aber das ändert nichts!«
»Sequoyah!?«, fragte Kira eindringlich. Was da auch passierte oder wovon die Soldaten sich einschüchtern ließen, ihr reichte diese Begründung nicht.
»Kira, bitte ... nicht jetzt!« Sequoyah ließ sie links liegen. Ihre Aufmerksamkeit galt nur noch den aufgetretenen atmosphärischen Veränderungen.
»Position und Statusmeldung an Proxima-Control übertragen. Daten gesichert. Wir gehen offline. Schalte alle sekundären digitalen Systeme in Schutzmodus. Jetzt!«, sagte der Soldat, während er alle Computer im Panzer deaktivierte. Wobei deaktivieren nicht der richtige Begriff war, auch das Display, auf dem Kira eben noch den außerirdischen Countdown berechnet hatte, schaltete sich aus.
»Analoge Fahrzeugsteuerung aktiv. Visuelle Navigation aktiv. Analoges Feuerleitsystem aktiv. Analoge Kommunikation aktiv«, erklärte der andere Soldat und öffnete in Fahrrichtung eine kleine, durch Panzerglas geschützte Sichtluke.
»Funkstille. Jetzt!«,
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