Genesis. Die verlorene Schöpfung (German Edition)
verstarb etwas. Langsam, aber kaum aufzuhalten. Der Schutz des Delta-7 Kampfanzuges war nicht mehr als eine fade Illusion.
»Fragst du dich nicht, wie wir dich gefunden haben?« Sequoyah stellte sogar die Fragen für sie. »Die Halskette. Sie ist ein ...« Sie zeigte mit dem Finger auf das Schmuckstück, stoppte aber mitten im Satz.
Kira nickte erneut. Natürlich, die Halskette, sie hatte ihr einen Sender verpasst. Was für ein Glück! Das Gefühl, gerettet worden zu sein, fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Mit dem Finger umspielte sie die Kette und betrachtete in Gedanken ihre eigene ausgeweidete Leiche. Verdient hätte sie es.
»Wenn du reden möchtest ... ich bin da.«
Kira lächelte. Leer. Sie fand keine Worte für ihre verstörenden Gefühle. Was sollte das auch? Machte es Sinn, Sequoyah alles zu berichten? Würde sie ihr glauben, mit ihr streiten, oder wütend sein? Am liebsten hätte sie gerade den Kopf an eine starke Schulter gelegt. Aber eine, von der kein Blut tropfte.
»Glaubst du etwa, die hätten dich leben lassen? Kira! Das sind Monster! Hirnlose, blutrünstige Killer! Die töten Menschen auf der Stelle! Sofort! Ohne zu fragen! Die kennen keine Gnade!«
Wieder nickte Kira wortlos. Sequoyahs Plädoyer sprach für sich, dem gab es nichts mehr hinzuzufügen. Noch einen Tag zuvor hätte der Satz auch von ihr gewesen sein können.
»Diesen Blick kannst du dir sparen! Wenn du die Welt nur einmal mit meinen Augen sehen würdest ... vielleicht würdest du verstehen!« erklärte Sequoyah erregt. Offensichtlich überzeugten sie ihre eigenen Worte nicht mehr. »Und wenn du mir jetzt mit den Aliens kommen willst - das kannst du dir sparen! Die sind alle elendig in dem Loch verreckt!«
Das stimmte, die Aliens waren alle tot. Zumindest auf Proxima. Ob sie noch auf anderen Planeten lebten, wusste keiner. Aber das war nicht der Punkt. Es ging um die Menschen, die aktuell auf Proxima lebten und die alles dafür taten, sich binnen kürzester Zeit auszurotten.
»Du glaubst es besser zu wissen, oder?« Sequoyah hörte nicht auf. Kiras Schweigen setzte ihr sichtlich zu, Worte konnten auch unausgesprochen tiefe Wunden reißen.
Es waren einige Stunden auf der Fahrt nach Proxima I. vergangen. Stille Stunden. Nur die beiden Soldaten hatten gesprochen und das auch nicht mehr als nötig.
»Die brauchst du bestimmt noch«, sagte Kira und gab die Halskette zurück.
»Wie bitte ...« Sequoyah zeigte sich überrascht.
»Und, Danke.«
»Danke?«, fragte Sequoyah.
»Dafür, dass du mich gerettet hast. Du und deine Männer, ihr habt euer Leben für mich riskiert. Danke.«
Sequoyah lächelte. Kira fühlte sich nicht in der Position, sie zu verurteilen. Nach vorne blicken, überleben und die Vergangenheit hinter sich lassen, mehr wollte sie nicht.
»Das ist mein Job ... das war doch ...« Sequoyah hielt inne, zumindest diese Plattitüde sparte sie sich.
»Ich habe einen funktionstüchtigen Computer der Aliens gefunden. Es gibt weitere Helium-3 Minen auf Proxima«, erklärte Kira, Sequoyah sollte alles erfahren.
»Und? Hast du den Computer bedienen können?«
»Es war ungewohnt. Dieses Display wurde nicht für menschliche Augen geschaffen. Aber ich kam damit klar ... man musste sich nur darauf einlassen, mit beiden Augen verschiedene Inhalte zu sehen«, sagte Kira ohne Stolz auf ihre Fähigkeiten.
Sequoyah sah sie an. »Natürlich bist du damit klargekommen. Wer sonst, wenn nicht du.«
»Wer sonst, wenn nicht ich? Was meinst du damit?« Kira verstand die Aussage nicht.
»Entschuldige. Du hast mich nur gerade an einen Menschen erinnert, den ich früher gut kannte.«
»Anna?«
»Lass uns nicht über sie sprechen. Erzähle mir mehr über das, was du gesehen hast. Konntest du die Schrift lesen?« Sequoyah gab sich wissbegierig.
»Leider nicht. Ich habe allerdings Zahlen erkennen können, oder genauer gesagt, eine Uhr. Das war ein Countdown, die Zeitspanne wurde stetig kleiner.«
»Konntest du die Zeit berechnen?«
»Darf ich kurz den Computer benutzen?«, fragte Kira. Sie konnte sich zwar nahezu alles merken, nur war die Aufgabe zu komplex, um sie im Kopf zu lösen.
»Bitte ...« Sequoyah gebot ihr, das Display im Navigationstisch des Kettenfahrzeugs zu benutzen. Einer der Soldaten lächelte sie anerkennend an und machte Platz.
»Kleinen Moment ... ich hab es gleich« Kira bereitete einen Algorithmus vor und speicherte Variablen für die unbekannten Zeichen ab. Mit der Reihenfolge der Zeichen
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