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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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Mensch, der imstande war, ein gefesseltes Opfer bei lebendigem Leib zu häuten. Ein Mensch, der bedenkenlos eine Zunge abschnitt oder den Kopf eines Lebenden in der Erde vergrub. Ein Mensch, der zu allem fähig war.
    Er sah auffallend gut aus, mit hohen Wangenknochen und asiatisch anmutenden Augen. Dazu ein kantiges, markantes Profil. Und irgendwie machte das seine ungemeine Bösartigkeit noch beängstigender.
    Boijer parkte. Sie übernachteten im High Wycombe Holiday Inn, direkt an der M40. Es sollte eine unruhige Nacht werden. Obwohl Forrester sich nach dem Essen einen klitzekleinen Joint reinzog, schlief er nicht besonders gut. Begleitet von heftigen Schweißausbrüchen, träumte er die ganze Nacht von Höhlen und nackten Frauen und schaurigen Orgien; er träumte von einem kleinen Mädchen, ganz allein inmitten lachender Erwachsener, einem kleinen Mädchen, das sich in den Höhlen verirrt hatte und nach seinem Vater rief.
    Er wachte früh auf. Sein Mund war trocken. Er beugte sich über das Bett, um nach seinem Handy zu greifen und Boijer zu wecken. Sie fuhren direkt zu ihrem mobilen Container.
    Das Häuschen war hinter dem Hügel auf der anderen Seite des Eingangs zu den Höhlen versteckt. Die Höhlen waren verlassen, die Kasse geschlossen. Der Dashwood Estate war so gut wie menschenleer: Sie hatten das gesamte Personal gebeten, sich von dem Besitz fernzuhalten.
    Neben Boijer und Forrester befanden sich drei Polizisten in dem Häuschen. Sie lösten sich beim Überwachen der Kamerabilder ab. Es war ein heißer Tag: wolkenlos und perfekt. Während sich die Stunden hinzogen, schaute Forrester aus dem kleinen Fenster und dachte über den Zeitungsartikel nach, den er in der Times gelesen hatte, ein langes Feature über die Jesiden und das Schwarze Buch. Anscheinend verfolgte in der Türkei ein Journalist einen anderen Strang derselben verrückten Geschichte.
    Am Abend zuvor hatte Forrester den Artikel gelesen und anschließend de Savary angerufen, um ihn nach seiner Meinung zu fragen. De Savary, der das Feature ebenfalls gelesen hatte, bestätigte ihm, dass es sich dabei um ein sonderbares und höchst interessantes Echo handelte. Und dann erzählte er Forrester von einem weiteren kuriosen Zusammenhang in dem Fall. Die in dem Zeitungsartikel erwähnte Französin war eine ehemalige Studentin und Freundin von ihm. Und sie wollte ihn am nächsten Tag in Cambridge besuchen.
    Daraufhin hatte DCI Forrester den Professor gebeten, der jungen Wissenschaftlerin ein paar Fragen zu stellen, um etwas Klarheit in die Verbindung zwischen den Vorfällen in der Türkei und in England zu bringen. Zwischen der plötzlichen Angst der Jesiden und den plötzlichen Gewaltausbrüchen Cloncurrys. De Savary hatte sich bereit erklärt, dem nachzugehen, und Forrester hatte wieder etwas Hoffnung geschöpft. Vielleicht gelänge es ihnen doch, diese harte Nuss zu knacken. Aber jetzt, fünfzehn Stunden später, war diese Zuversicht längst wieder verflogen. Nichts tat sich.
    Forrester seufzte. Boijer erzählte gerade eine anzügliche Geschichte über einen Kollegen in einem Swimmingpool. Alle lachten. Jemand reichte frischen Kaffee herum. Der Tag zog sich, und die Luft in dem Häuschen wurde stickiger. Wo steckten die Kerle bloß? Was trieben sie? Führte Cloncurry sie an der Nase herum?
    Die Dämmerung kam, sanft und tröstlich. Ein beschaulicher, stiller Maiabend. Aber Forresters Stimmung war im Keller. Kurze Zeit später machte er einen Spaziergang. Sie tauchten nicht auf: Ihr Plan funktionierte nicht. Durch die Dunkelheit stapfend, starrte der Inspector finster den Mond an. Er trat mit der Schuhspitze gegen eine weggeworfene Apfelsaftflasche. Er dachte an seine Tochter. App-fäll. App-fäll. App-fäll Daddy. Sein Herz füllte sich mit dem Quecksilber des Kummers. Er kämpfte gegen das Gefühl der Sinnlosigkeit an; gegen das Gefühl kalter, nutzloser Wut; gegen die Trostlosigkeit.
    Vielleicht hatte der gute alte Sir Francis Dashwood recht gehabt. Wo war Gott eigentlich? Warum ließ er so schreckliche Dinge zu? Warum ließ er den Tod zu? Warum ließ er den Tod von Kindern zu? Warum ließ er Menschen wie Cloncurry zu? Es gab keinen Gott. Es gab nichts. Nur ein kleines Kind, das sich in den Höhlen verirrt hatte, dann Stille.
    »Sir!«
    Es war Boijer, er kam mit drei bewaffneten Polizisten aus dem Häuschen gerannt.
    »Sir. Ein großer BMW, auf dem Parkplatz - eben gerade!«
    Forresters Energie kehrte schlagartig zurück. Er lief hinter Boijer und

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