Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
Vom Netzwerk:
Rückkehr zunächst den Divan Club und später den Hellfire Club. Und einer der raisons d’etre des Hellfire Club war die Geringschätzung und Widerlegung überkommener Glaubensvorstellungen.«
    Forrester unterbrach den Mann in seinen Ausführungen. »Woher wissen wir das alles?«
    »In dieser Region gibt es mehr als genug Hinweise auf die Verachtung, die Dashwood für orthodoxe Gläubigkeit empfand. Zum Beispiel erhob er Fay ce que voudras zu seinem Motto: Tu, was du willst. Übernommen hat er es von Rabelais, einem großen Satiriker und Kirchenmann. Im zwanzigsten Jahrhundert wurde dieses Motto von dem Schwarzmagier Aleister Crowley übernommen, und gegenwärtig ist es bei Satanisten in aller Welt weitverbreitet. Dashwood hat es über dem Portal von Medmenham Abbey einmeißeln lassen, einer verfallenen Abtei in der Nähe des Familiensitzes, die er für Feste mietete.«
    »Das stimmt, Sir«, sagte Boijer mit einem Blick auf Forrester. »Habe ich selbst gesehen. Heute Morgen.«
    Bigglestone forderte sie auf, ihm zu folgen, und fuhr mit seinem Vortrag fort. »1752 unternahm Dashwood eine weitere Reise, diesmal nach Italien. Was die Einzelheiten dieser Reise angeht, bewahrte er strengstes Stillschweigen, weshalb niemand mit Sicherheit sagen kann, was genau er in Italien tat. Einer Theorie zufolge fuhr er nach Venedig, um Bücher über Magie zu kaufen. Andere Fachleute sind der Ansicht, dass er in Neapel die Ausgrabung eines römischen Bordells besichtigte.«
    »Warum hat er das getan?«
    »Dashwood war ein extrem libidinöser Mensch, Inspector Forrester! Im Park von West Wycombe steht eine Statue von Priapus, dem griechischen Gott, der an einer Dauererektion leidet.«
    Boijer lachte. »Dann sollte er mal lieber nicht so viel Viagra nehmen.«
    Bigglestone ignorierte die Bemerkung. »Unter der Priapusstatue ließ Dashwood von einem Steinmetz Peni Tento Non Penitenti einmeißeln. Ein Wortspiel, das sich sinngemäß am ehesten mit >Ein steifer Penis, keine Buße< übersetzen ließe. - Sie sehen also, ein augenfälliger Beweis seiner Ablehnung des Christentums und jeder religiösen Moral, Inspector Forrester.« Inzwischen durchquerten sie mit raschen Schritten die Haupthöhle. Bigglestone stach mit seinem Regenschirm in die klamme Luft, als wehrte er irgendwelche Wegelagerer ab. »Sehen Sie hier. Laut Horace Walpole wurden in diesen kleinen Seitenhöhlen Betten aufgestellt, damit sich die Brüder hier mit jungen Frauen vergnügen konnten. Zu Dashwoods Zeit waren Sexorgien in den Höhlen an der Tagesordnung. Genauso wie Saufgelage. Es gibt auch Gerüchte über Teufelsanbetung, Gruppenmasturbation und dergleichen mehr.«
    Sie betraten eine größere Höhle, die mit gotisch anmutenden religiösen Motiven ausgestaltet war: die Persiflage einer Kirche.
    Der Führer deutete mit dem Schirm nach oben. »Direkt über uns befindet sich die Kirche St. Lawrence, erbaut von unserem Francis Dashwood. Die Decke der Kirche ist eine exakte Nachbildung der Decke des zerstörten Sonnentempels in Palmyra in Syrien. Francis Dashwood war nicht nur von antiken Mysterienkulten stark beeinflusst, sondern auch von antiken Sonnenkulten. Was er wirklich geglaubt hat, darüber lässt sich streiten. Einige fassen sein politisches und spirituelles Credo wie folgt zusammen: Großbritannien sollte von einer Elite regiert werden, und diese hehre Elite sollte eine heidnische Religion praktizieren.« Er lächelte. »Gleichzeitig gingen diese Ansichten mit deutlichen libertinen Tendenzen einher: Saufgelage, Blasphemie und dergleichen mehr. Was wiederum die Frage aufwirft: Was war die eigentliche Leitidee des Clubs?«
    »Was glauben Sie?«, fragte Forrester.
    »Sie stellen diese Frage, als erwarteten Sie eine schlüssige Antwort! Ich fürchte, das ist unmöglich, Inspector. Alles, was wir wissen, ist, dass der Hellfire Club auf seinem Höhepunkt viele führende Persönlichkeiten der britischen Gesellschaft zu seinen Mitgliedern zählte. So spielten die Friars of Medmenham, wie sie sich nannten, 1762 im politischen Geschehen Großbritanniens eine tragende Rolle und prägten somit das im Entstehen begriffene British Empire in einem ganz entscheidenden Maß mit.« Bigglestone trat den Rückweg durch die höhergelegenen Höhlen zum Parkplatz an und dozierte im Gehen weiter. »1762 wurde die Existenz des Clubs schließlich publik. Es wurde bekannt, dass ihm der Premierminister, der Schatzkanzler sowie mehrere Lords, hohe Adlige und Kabinettsminister angehörten.

Weitere Kostenlose Bücher