Genesis Secret

vertäfelt.
    Rob ging vor den Holzdielen in die Hocke und klopfte mit dem Fingerknöchel auf die unterste Stufe. Sie hörte sich enttäuschend massiv an. Christine klopfte auf die zweite Stufe.
    Der Rektor beugte sich mit besorgter Miene vor. »Was machen Sie da?«
    Rob zuckte mit den Achseln. »Ich dachte nur, wenn hier etwas versteckt ist, müsste es sich unter einer dieser Stufen befinden. Wenn sich also eine hohl anhört…«
    »Sie wollen doch nicht etwa die Treppe aufreißen?«
    »Natürlich«, sagte Rob. »Was sonst?«
    Der Rektor errötete. »Aber dieses Gebäude steht unter Denkmalschutz. Sie können hier nicht einfach auftauchen und mit einer Brechstange die Treppe zerstören. Ich bedaure außerordentlich, ich kann Ihre missliche Lage durchaus verstehen, aber …«
    Rob setzte sich mit finsterer Miene auf die Treppe und versuchte, seinen Ärger hinunterzuschlucken. Forrester flüsterte kurz mit Dooley, worauf dieser sich Matthewson zuwandte. »Ich muss sagen, sie könnte durchaus ein bisschen Farbe vertragen.«
    »Wie bitte?«
    »Die Treppe«, sagte Dooley. »Ziemlich spartanisch. Sie könnte mal aufgefrischt werden.«
    Der Rektor seufzte. »Na ja, wir hatten natürlich nicht genügend Mittel, um alles machen zu lassen. Der Stuck in der Eingangshalle hat fast unser gesamtes Budget aufgefressen.«
    »Wir haben es«, sagte Dooley.
    »Was?«
    »Wir haben das Geld. Wir, die Garda. Wenn wir im Zuge eines Ermittlungsverfahrens ein paar Treppenstufen aufbrechen müssen, werden wir selbstverständlich für den entstandenen Schaden aufkommen.« Dooley klopfte Matthewson auf den Rücken. »Und Sie werden sehen, dass sich die Polizei in solchen Fällen nicht lumpen lässt.«
    Matthewson rang sich ein Lächeln ab. »Meinen Sie, es könnte auch etwas für die Reparatur einiger anderer Treppen herausspringen? Und die Renovierung von ein, zwei Seminarräumen?«
    »Das möchte ich doch meinen.«
    Das Lächeln des Rektors wurde breiter: Er schien sichtlich erleichtert. »Gut. Ich glaube, das kann ich dem Verwaltungsbeirat gegenüber rechtfertigen. Also gut.« Er hielt inne. »Obwohl, ich frage mich, ob Sie wirklich an der richtigen Stelle suchen.«
    »Haben Sie eine bessere Idee?«
    »Möglicherweise … nur so eine Ahnung.«
    »So sagen Sie schon!«
    »Also. Ich dachte eigentlich immer …« Er ließ den Blick die Treppe hinaufwandern. »Ich habe mich des Öfteren gefragt, warum diese kleine Treppe oben einen Knick macht. Sehen Sie, dort, sie läuft einfach in die andere Richtung weiter. Oben. Aus keinem erkennbaren architektonischen Grund. Ziemlich lästig, wenn man viele Bücher trägt: da fällt man leicht. Erst letztes Jahr hat sich ein Student das Bein gebrochen.«
    Rob rannte bereits die Treppe hinauf. Christine hinterher. Die Treppe machte tatsächlich einen Knick. Sie führte auf eine vertäfelte Wand zu und dann abrupt nach links. Rob sah auf die vertäfelte Wand und schlug mit der flachen Hand dagegen. Sie klang hohl.
    Alle sahen sich an. Matthewson war jetzt sichtlich aufgeregt. »Sehr interessant! Da werden wir jetzt wohl aufmachen und nachsehen müssen? Im Keller haben wir einen Meißel und eine Taschenlampe. Ich gehe sie gleich holen …«
    »Nicht nötig.«
    Rob holte sein Schweizer Messer aus der Tasche und klappte die stabilste Klinge aus.
    Christine, Dooley, Forrester und Matthewson sahen schweigend zu, als Rob die Klinge in die Vertäfelung stieß. Das Holz ließ sich leicht durchstechen. Es war dünn und mürbe. Rob drehte die Klinge, bis sie Halt fand, dann drückte er nach unten, und das Paneel begann nachzugeben. Forrester fasste in die Öffnung und packte die Ecke der dünnen Holzplatte, und gemeinsam lösten die zwei Männer die einen Meter breite Platte aus ihrem Rahmen.
    Dahinter war eine Nische, aus deren tiefem Dunkel ihnen ein modriger Geruch entgegenschlug. Rob beugte sich durch die Öffnung und tastete blind dahinter herum. »Mist. Ganz schön dunkel hier drinnen … ich kann nichts sehen …«
    Christine holte ihr Handy heraus, machte das Display an und leuchtete über Robs Schulter in die Öffnung.
    Rob und Forrester starrten hinein, Dooley fluchte, und Christine schlug die Hand vor den Mund.
    Ganz hinten in der kleine Nische, von Spinnweben und grauem Staub überzogen, war eine große, runde, ziemlich ramponierte Box.

46
     
    Rob fasste in das Dunkel und zog, vor Anstrengung leise stöhnend, das Behältnis auf das Treppenpodest hinaus.
    Die runde Box hatte einen flachen Deckel und war