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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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kurz ging Rob ein Bild durch den Kopf, wie das Haus ausgesehen hatte, als dort Buck Egan und Buck Whaley im flackerndem Licht georgianischer Laternen ihre wilden Feste feierten: die großen jungen Männer, wie sie lachend und johlend mit Whiskey übergossene schwarze Katzen in Brand steckten.

47
     
    Nachdem sie Forrester und Boijer mit ein paar zum Himmel schreienden Lügen abgeschüttelt hatten, flogen Christine und Rob noch am selben Abend von London in die Türkei.
    Sie kamen überein, das Schwarze Buch mitzunehmen. Um den seltsamen, aber unzweifelhaft menschlichen Schädel durch den englischen Zoll zu bringen, musste Christine in Heathrow sämtliche archäologischen Beglaubigungsschreiben vorlegen und ihr gewinnendstes Lächeln aufsetzen. Bei der Einreise in die Türkei bekamen sie sogar noch größere Probleme. In Istanbul stiegen sie nach Diyarbakir um, und von dort fuhren sie mit dem Taxi sechs Stunden durch die Nacht nach Sanliurfa weiter. Um Kiribali nicht auf ihr Eintreffen aufmerksam zu machen, hatten sie beschlossen, auf keinen Fall in aller Auffälligkeit und als unerwünschte Westeuropäer am Flughafen von Sanliurfa zu landen. Kiribali sollte möglichst keinen Wind davon bekommen, dass sie sich auch nur in der Nähe der Türkei aufhielten.
    Im pulsierenden Herzen des brodelnden Urfa angekommen, machten sie sich auf den Weg zum Hotel Harran. Direkt vor dem Eingang fand Rob seinen Mann. Radevan. Im Schatten eines Baums vor der heißen Morgensonne Schutz suchend, diskutierte er mit den anderen Taxifahrern lautstark über Fußball. Er zeigte sich nicht sonderlich begeistert, als Rob ihn ansprach. Das lag jedoch auch am Ramadan: Weil von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang niemand etwas essen durfte, waren im Fastenmonat alle mürrisch, hungrig und durstig.
    Rob kam sofort zur Sache und fragte Radevan, ob er ein paar Freunde auftreiben könne, die ihnen helfen würden, im Tal des Mordens zu graben. Außerdem bat er ihn hinter vorgehaltener Hand, ein paar Schusswaffen zu besorgen. Rob wollte für alle Fälle gerüstet sein.
    Zunächst reagierte Radevan mürrisch und unentschlossen. Er fuhr weg, um sich mit seinen zahllosen Cousins zu »beraten«. Eine Stunde später kam er mit sieben Freunden und Verwandten zurück, lauter junge kurdische Burschen. In der Zwischenzeit hatte Rob ein paar Schaufeln gekauft und zwei uralte Landrover gemietet.
    Das würde wahrscheinlich die improvisierteste archäologische Grabung der letzten zweihundert Jahre, aber sie hatten keine Wahl. Es blieben ihnen nur zwei Tage Zeit, um die endgültige Antwort auf alle ihre Fragen freizulegen, zwei Tage, um das Tal des Mordens auszugraben und Cloncurry in eine Situation zu manövrieren, in der er Lizzie freilassen musste.
    Radevan hatte tatsächlich Waffen beschafft. Sie waren in einem schäbigen alten Sack: zwei Flinten und eine deutsche Pistole. Er zwinkerte verschwörerisch, als er sie Rob übergab. »Sie sehen, ich helfe, Mr Rob. Ich mag Engländer, sie helfen Kurden.« Er grinste breit, als ihm Rob einen Packen Dollars zusteckte.
    Sobald alles in den Autos verstaut war, setzte sich Rob ans Steuer und startete den Motor. Er konnte seine Ungeduld kaum noch zügeln. Schon allein in derselben Stadt zu sein wie Lizzie, ohne zu wissen, wo sie sich befand und wie es ihr ging, war für ihn, als stünde er kurz vor einem schweren Herzinfarkt. Heftige Schmerzen schossen seinen Arm hinauf; Wellen der Verzweiflung. Sein Kiefer schmerzte. Auch als im Rückspiegel die letzten Vorstädte Urfas hinter einem Schleier aus Staub und Grau verschwanden, dachte er unablässig an Lizzie.
    Christine saß auf dem Beifahrersitz, drei Kurden drängten sich im Fond. Radevan folgte ihnen mit den anderen im zweiten Landrover. Den Sack mit den Waffen hatte Rob unter dem Fahrersitz verstaut. Die Lederbox mit dem Schwarzen Buch lag im Kofferraum.
    Je weiter sie fuhren, desto mehr wichen die lebhaften Gespräche der Kurden verhaltenem Flüstern und schließlich vollständigem Schweigen. Seine Entsprechung fand dieses Schweigen in der Kargheit der Landschaft und ihrer trostlosen gelben Öde.
    Die Hitze war unglaublich: Hochsommer am Rand der Syrischen Wüste. Rob spürte die Nähe Göbeklis, als sie weiter nach Süden kamen. Doch diesmal fuhren sie an der Abzweigung zur Grabung vorbei. Auf der heißen Straße nach Damaskus passierten sie mehrere Kontrollpunkte der Armee. Christine hatte eine Landkarte mit großem Maßstab gekauft: Sie glaubte, genau zu wissen, wo das

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