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Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Titel: Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Buehrke
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Bedeutung. Damit hatte er die Chance auf eine Hochschulkarriere vertan und, letztlich noch gravierender: Er hat nie eine grundlegende physikalische Ausbildung erhalten. Ein Manko, das ihn später in die Falle der drahtlosen Energieübertragung tappen ließ.
    Ende 1878 zog Tesla nach Maribor, wo er eine Anstellung als Maschinenbauer fand. Gleichzeitig pflegte er einen Lebenswandel, den man wohl trefflich mit Lotterleben umschreiben kann: Er verfiel dem Alkohol und spielte ausgiebig Karten und Billard, das allerdings recht gut. Ein Jahr später starb sein Vater, Tesla kehrte in die Heimat zurück und musste mit einer Stelle als Aushilfslehrer an seiner ehemaligen Grundschule vorliebnehmen.
    Hilfe in der Not kam von einem Onkel, der ihm eine Stelle als Elektriker im Zentraltelegrafenamt von Belgrad verschaffte. Das hörte sich zunächst einmal nicht sehr beeindruckend an, aber in Europa wurden gerade die ersten Telefonzentralen aufgebaut (die Direktwahl war noch längst nicht erfunden). Bis dahin gab es sie nur in Paris, London und Brüssel. In Budapest baute nun die Firma von Thomas Alva Edison das neue Telegrafenamt auf. Hier konnte Tesla seine wahren Fähigkeiten ausspielen: Er war ein Techniker, Tüftler und Erfinder, kein Gelehrter. Innerhalb kurzer Zeit machte er sich unentbehrlich. Doch dann ereilte ihn wieder ein Rückschlag.
    Um seine Gesundheit war es nie gut bestellt. Insbesondere litt er immer wieder unter psychischen Problemen. Er konnte zeitweilig die Sinneseindrücke nicht kontrollieren. Ungefiltert stürzten sie auf ihn ein und machten ihn schier wahnsinnig. Möglicherweise litt er unter Hypersensibilität oder Überempfindlichkeit, einem Phänomen, dem Psychologen erst seit Ende der 1990er Jahre intensiv nachgehen. Seine eigene Schilderung erscheint freilich wieder übertrieben. So behauptete er, bei seinem Anfall in Budapest das Ticken einer drei Zimmer weiter stehenden Uhr hören zu können, und »wenn sich eine Fliege auf den Tisch niedersetzte, hörte ich einen dumpfen Schlag«. 8
    Tesla erholte sich langsam von dem Anfall. Linderung brachten ihm unter anderem Spaziergänge mit seinem Bekannten Antal Szigety im Budapester Stadtpark. Hierbei dachte er intensiv über ein Problem nach, das ihn schon seit seiner Zeit in Graz, wo er die Gramme-Maschine kennen gelernt hatte, beschäftigte. Er suchte nach einem neuartigen Stromversorgungssystem auf der Basis von Wechselspannung.
    Zwar gab es Motoren, die mit Wechselstrom funktionierten, aber die hatten in der Praxis viele Nachteile. Auf dem Spaziergang nun, als er – wieder nur nach eigener Schilderung – in die untergehende Sonne blickte, kam ihm die Idee, wie sich das Problem lösen ließ. »Es war ein Glückszustand, der so groß wie niemals sonst in meinem Leben war.« 9
    Allerdings konnte er die »Erleuchtung« nicht sofort in eine funktionierende Maschine umsetzen. Dafür fehlte ihm die Zeit, denn sein Chef hatte ihn für höhere Weihen vorgesehen: Er empfahl ihn nach Paris, wo sich einer von drei französischen Sitzen von Edisons Imperium befand. Hier ging es allerdings nicht um das Telefonnetz, sondern um die Elektrifizierung der Stadt.
    Edison war ein knallharter Verfechter der Gleichstromtechnik. Er hatte sie mitentwickelt, wollte damit die Welt beglücken – und viel Geld verdienen. Seine Strategie bestand darin, den Städten das gesamte Elektrizitätssystem zu verkaufen: vom Generator über die Leitungen bis zu den Glühbirnen, alles aus einer Hand. Das Gleichstromsystem hat jedoch einen gravierenden Nachteil: In den Leitungen geht sehr viel Energie verloren; der elektrische Strom versiegt gewissermaßen auf kurzer Strecke. Eine damalige Generatorstation konnte deshalb nur wenige Quadratkilometer mit Strom versorgen, was natürlich zur Folge hatte, dass in einer Stadt wie Paris sehr viele dieser Generatoren arbeiten mussten. Dummerweise kam es bei diesem dezentralisierten System häufig zu Zwischenfällen. Diese zu beheben wurde Teslas Aufgabe.
    Vergleichbar mit einer heutigen Task Force wurde er umgehend mit dem Lösen eines dringenden Problemfalls beauftragt. Am 15. August 1883 sollte der neue Bahnhof von Straßburg eingeweiht werden und unter dem Glanz Hunderter von Lichtern erstrahlen. Doch alles lief schief, Glühbirnen waren explodiert. Teslas große Stunde war gekommen. Er berief seinen Freund Szigety in sein Team, und gemeinsam brachten sie die Anlage zum Laufen.
    Damit war seine Reputation in Edisons Firma sprunghaft gestiegen. Er

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