Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Titel: Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Buehrke
Vom Netzwerk:
Wechselspannung erzeugen.
    Ein Elektromotor ist nichts anderes als ein Generator, der umgekehrt betrieben wird: Der elektrische Leiter wird unter Spannung gesetzt, infolgedessen dreht er sich in dem Magnetfeld. Über eine elektrische Welle kann man nun ein Auto, eine Lokomotive oder etwas anderes antreiben. In seinem Labor bastelte Tesla akribisch an einer technisch praktikablen und effizienten Umsetzung dieses Prinzips. Das Ergebnis war sein »elektromagnetischer Motor«, den er am 1. Mai 1888 patentieren ließ. Er bestand aus sechs Spulen, die auf einem Ring angebracht waren. Innerhalb des Rings drehte sich ein Magnet. Bei der Rotation entstand ein magnetisches Drehfeld, das in den Spulen periodisch Spannungen induzierte. Auf diese Weise lieferte der Generator eine Mehrphasenspannung. Nach diesem Prinzip arbeiten noch heute die meisten Elektromotoren.
    Auch in anderen Ländern suchten Erfinder nach dieser Lösung. So hatte bereits 1885 Galileo Ferraris in Turin einen Wechselstromgenerator entwickelt, ohne sich aber offenbar der Tragweite bewusst gewesen zu sein. Westinghouse führte mehr als zehn Jahre lang einen kostspieligen Patentstreit um Teslas Priorität und kaufte schließlich Ferraris Patent auf. Es war die Kombination aus dem cleveren Erfinder Tesla und dem weitsichtigen Unternehmer Westinghouse, die der Wechselspannungstechnik zum Durchbruch verhelfen sollte.
    Allerdings blieb Tesla hierbei in finanzieller Hinsicht wieder einmal auf der Strecke. Zwar erhielt er für seine Patente knapp 100000 Dollar (heute entsprechend zwei Millionen Dollar), aber es wurden keine Vereinbarungen über spätere laufende Einnahmen aus dem Wechselstromgeschäft getroffen. Die hätten ihn dauerhaft zu einem reichen Mann gemacht.
    Auch auf technischer Seite lief es nicht wie erhofft. So konnte man sich nicht auf die Netzfrequenz einigen: WährendTesla die heute üblichen 60 Hertz befürwortete, setzten einige seiner Mitarbeiter auf 133 Hertz. Schließlich war Tesla die Querelen leid, trat alle Rechte an Westinghouse ab und kehrte wieder zu seiner eigentlichen Profession als freier Erfinder zurück.
    Letztlich gelang es Westinghouse, ein funktionierendes Wechselspannungssystem (mit 60 Hertz) aufzubauen, und er trat bald als ernsthafter Konkurrent zu Edison auf. Der fürchtete um sein Gleichstromimperium und versuchte mit allen erdenklichen Mitteln die Welt davon zu überzeugen, dass Wechselspannung gefährlich sei. Die sich daraus entwickelnde, legendäre Auseinandersetzung ging als Stromkrieg in die Annalen der Geschichte ein.
    1890 schließlich nahm der Wettstreit unter den beiden Konkurrenten groteske Ausmaße an: Man hatte Edison damit beauftragt, eine humanere Hinrichtungsmethode als das Erhängen im Staatsgefängnis von Auburn, New York zu entwickeln. Kurzerhand ließ er einen mit Wechselspannung betriebenen elektrischen Stuhl bauen. Die Hinrichtung verlief jedoch äußerst qualvoll und stieß in der Bevölkerung auf wenig Verständnis. Um den Ruf seines Konkurrenten zu schädigen, versuchte Edison, für diese Hinrichtungsart den Begriff »to be westinghoused« einzuführen. Ähnlich verfuhr er einige Jahre später: Ein Elefant hatte drei Pfleger angefallen und tödlich verletzt. Wieder kam Edison auf die famose Idee, das Tier qualvoll mit Wechselstrom zu töten – und Westinghouse zu diffamieren.
    Westinghouse reagierte natürlich empört und setzte sich zur Wehr, wo er nur konnte, wobei ihn Tesla tatkräftig unterstützte. So ließ er Strom durch seinen eigenen Körper fließen und Glühlampen, die nicht mit dem Stromnetz verbunden waren, leuchten.
    Letztlich konnte Edison Westinghouses Siegeszug nicht aufhalten, wobei diesem ein Aufsehen erregender Erfolg im fernen Deutschland zu Hilfe kam. 1891 gelang es Oskar von Miller,Strom mit einer Leistung von 200 Kilowatt aus einem Wasserkraftwerk in Lauffen im Neckar mit einer Überlandleitung 175 Kilometer weit bis nach Frankfurt am Main zu übertragen. Das war verglichen mit den kurzen Übertragungsstrecken der Gleichspannung ein enormer Erfolg. Die letzte Schlacht gewann Westinghouse, als auf der Weltausstellung 1893 in Chicago fast 100000 Glühbirnen erstrahlten – versorgt mit Wechselspannung. Bald baute Westinghouse Electric nach Teslas Prinzip im großen Stil auch Motoren für Straßen- und Untergrundbahnen, ohne dass der Erfinder auch nur einen Cent zu sehen bekam. Immerhin war Tesla durch seine Erfindungen so berühmt geworden, dass Zeitungen Westinghouses Erfolge

Weitere Kostenlose Bücher