Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder
erhielt nun auch ein anständiges Salär und fühlte sich in Paris sehr wohl, wo er einen großzügigen Lebensstil genoss. Eines jedoch gehörte weder in der Stadt der Liebe noch sonst irgendwo und irgendwann zu seinem Leben: Frauen. Soweit bekannt, hatte er nie eine Freundin oder garGeliebte. »Ich glaube nicht, dass Sie mir sehr viele große Erfindungen nennen können, die von verheirateten Männern gemacht worden sind«, kommentierte er einmal sein Single-Dasein. 10 Eine Frau an seiner Seite hätte es indes auch sicher nicht leicht gehabt, denn mit zunehmendem Alter wurde er immer seltsamer. So war er davon überzeugt, er wäre zur Gedankenübertragung fähig, als Meditationsübung teilte er alles durch drei, und irgendwann musste auch alles für ihn Wichtige durch drei teilbar sein, zum Beispiel die Zimmernummer eines Hotels, in dem er wohnte. Doch zurück nach Paris.
Tesla hatte also bei dem Direktor der Pariser Edison-Niederlassung, Charles Batchelor, einen ausgezeichneten Eindruck hinterlassen, eine versprochene Prämie zahlte Batchelor indes nicht aus. Erzürnt, aber mit einer Empfehlung seines Chefs, entschied sich Tesla, in die Vereinigten Staaten auszuwandern. Ein mutiger Schritt, aber er konnte selbstbewusst mit seinen erworbenen Fähigkeiten und Kenntnissen auftrumpfen, und das bei keinem Geringeren als Thomas Alva Edison höchstpersönlich.
Dieser Mann war schon zu Lebzeiten eine Legende. Ohne akademische Ausbildung hatte er durch Fleiß, Ideen, Mut und Geschick sein marktbeherrschendes Unternehmen Edison Machine Works aufgebaut. Mit Batchelors Empfehlungsschreiben erhielt Tesla eine Audienz bei Edison, der ihn umgehend einstellte. Wieder musste er sein Geschick bei einer Task-Force-Aktion unter Beweis stellen, und wieder war er erfolgreich. Alles schien bestens zu laufen in der Neuen Welt, bis Tesla eine Gehaltserhöhung verlangte. Diese wurde ihm nicht gewährt, und so kündigte er wutentbrannt. Edison kommentierte dieses Verhalten später in einem Magazin mit den Worten: »Tesla hat einen nervösen Charakter, und das wird ihm ziemlich viel Kummer bereiten.« 11
Was macht ein begabter und voller Ideen steckender Ingenieur in den USA? Natürlich: Er macht sich selbstständig. Im März 1885 gründete er zusammen mit zwei Geschäftsleutendie Tesla Electric Light and Manufacturing Company. Ziel war es, eine verbesserte elektrische Bogenlampe zu produzieren. Das Vorhaben gelang, doch Tesla war kein Geschäftsmann, was ihm immer wieder das Leben schwer machen sollte: Auf hinterlistige Weise gelang es seinen beiden Partnern, ihn aus der Firma zu drängen und den Gewinn alleine einzustreichen.
Tesla war am Boden zerstört, nahm jede Art von Gelegenheitsjobs an, um in dem umtriebigen New York zu überleben. Aber wie es manchmal so geht im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, kann sich das Blatt von einem Augenblick zum nächsten wenden. Durch einen glücklichen Zufall lernte er zwei einflussreiche Geschäftsmänner kennen, denen er seine Idee von einem Wechselstromsystem schmackhaft machen konnte. Im April 1887 gründeten sie die Tesla Electric Company, doch um einem Tycoon wie Edison Paroli bieten zu können, bedurfte es noch einer Gallionsfigur. Die fanden sie in dem Ingenieur George Westinghouse, dieser hatte schon seit längerem die Absicht, ein Wechselspannungssystem aufzubauen und damit Edisons anfälliges und unpraktisches Gleichstromsystem abzulösen. Doch es fehlte vor allem noch ein Motor beziehungsweise Generator, der mit Wechselspannung fehlerfrei funktionierte.
Westinghouse vertraute Tesla. Er stellte weitere Ingenieure ein, und bald nahm das Team seine Arbeit auf. Tesla sah nun seine große Chance gekommen, seinen Traum von einem Generator zu verwirklichen, der mit großer Effizienz Wechselspannung erzeugen konnte. Ein elektrischer Generator funktioniert im Prinzip so: Eine Maschine, zum Beispiel eine Dampfmaschine oder das Laufrad eines Wasserkraftwerks, setzt eine Achse in Drehbewegung, die den Generator antreibt. Hier entsteht die elektrische Spannung nach einem bekannten physikalischen Gesetz: Bewegt sich ein elektrischer Leiter in einem Magnetfeld, so wirkt auf die Ladungen im Leiter eine Kraft in Richtung des Leiters und setzt diese in Bewegung. Diese Ladungsverschiebung erzeugt eine elektrischeSpannung zwischen den Enden des Leiters. In dem Fall des Generators dreht die mechanisch angetriebene Welle einen Leiter in einem Magnetfeld. Auf diese Weise lässt sich sowohl Gleich- als auch
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