Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder
So ist es auch unklar, was ihn zu der Hoffnung verleitete, die weltweite, drahtlose Energieübertragung stünde unmittelbar bevor.
Auch biografisch ist die Faktenlage bei Tesla äußerst dünn, viele Informationen stammen von ihm selbst und wurden bislang nur punktuell überprüft. So sind wir auch bei der Beschreibung seiner Jugend fast vollständig auf seine Autobiografie ›Meine Erfindungen‹ angewiesen. Keine befriedigende Lage bei einem exaltierten Menschen, wie Tesla es war.
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In der Nacht vom 9. auf den 10. Juli 1856 kam der kleine Nikola im Pfarrhaus des Dorfes Smiljan im heutigen Kroatien zur Welt. Damals gehörte diese Region zur österreichisch-ungarischen Monarchie. Angeblich wurde der Neugeborene mit Blitz und Donner empfangen, was so mancher gerne als Vorahnung für seine spätere Karriere deutet. Aber da fängt die Legendenbildung schon an.
Der Vater war die dominante Person in der Familie, die neben der Mutter und Nikola aus drei Schwestern und einem Bruder bestand. Die Mutter führte ein strenges Regiment, doch genossen die Kinder die langen Abende, an denen sie ihnenaus dem Kopf serbische Volksweisen erzählte. Das prägte die Kleinen und trug möglicherweise auch dazu bei, dass Tesla mit einem brillanten Gedächtnis und einer ausufernden Phantasie ausgestattet war.
In der Abgeschiedenheit von Smiljan konnte Nikola seine Neugierde mit den Büchern seines Vaters befriedigen. Als er auch nachts lieber lesen als schlafen wollte, schritten die Eltern ein und nahmen ihm die Kerzen weg. Kurzerhand goss er sich seine Kerzen selbst und las heimlich weiter.
Im Laufe seiner Jugendjahre kristallisierte sich bei ihm immer deutlicher der Wunsch heraus, Ingenieur zu werden. Das passte dem Vater gar nicht, der in seinem einzigen Sohn – Nikolas Bruder kam bei einem Reitunfall auf mysteriöse Weise ums Leben – seinen Nachfolger als serbisch-orthodoxer Priester sah. Es stand also nicht gut um Nikolas Lebenstraum, als dieser im Alter von 14 Jahren auf das Realgymnasium nach Karlovac kam. Dort übersprang er eine Klasse und machte schon drei Jahre später den Abschluss mit Auszeichnung. Als er kurz darauf wieder ins Elternhaus zurückkehrte, erwartete ihn die ungeliebte Priesterausbildung, doch dann kam ihm unerwartet eine Krankheit zu Hilfe. Von Cholera befallen schwankte er neun Monate lang zwischen Leben und Tod. Während der Vater für seinen Sohn betete, hatte dieser eine Idee. »Ich werde erst wieder gesund, wenn du mich Ingenieur werden lässt«, 7 soll er seinem Vater gesagt haben. Dieser willigte schweren Herzens ein, und siehe da: Der Bub genas. Das nächste Hindernis war der Militärdienst – eine gefahrvolle Angelegenheit, denn 1874 war der montenegrinisch-türkische Freiheitskrieg ausgebrochen. Aber auch diese Klippe umschiffte Tesla einfach, indem er sich ein Jahr lang auf dem Lande versteckte.
Im darauf folgenden Jahr 1875 schrieb er sich an der Technischen Hochschule in Graz ein, wo er Mathematik, Chemie, Geologie und Sprachen studierte. Er war auf ein sehr gutes Examen angewiesen, das ihm ein dringend benötigtes Stipendium verschaffen würde. Dafür lernte er von drei Uhr morgensbis elf Uhr nachts, sieben Tage die Woche. Man muss ihm dieses enorme Pensum angesehen haben, denn einige Professoren schrieben Nikolas Vater, er solle diesem unnatürlichen Treiben Einhalt gebieten, weil man sonst um seine Gesundheit, ja sogar sein Leben fürchte.
Tesla erhielt das Stipendium, so dass er 1876 mit dem Hauptstudium in Maschinenbau beginnen konnte. Voller Elan machte er sich an die Arbeit. Schon bald überraschte er seinen Professor Jakob Pöschl mit der Absicht, den damals gängigen Generatortyp, die Gramme-Maschine, verbessern zu wollen – eine für den honorigen Professor unvorstellbare Anmaßung.
Eigentlich hätte diese Äußerung Tesla erst richtig zu Experimenten anspornen müssen, doch überraschenderweise geschah genau das Gegenteil. Seine Leistungen ließen von Semester zu Semester nach; im dritten Studienjahr erschien er gar nicht mehr in der Universität. Keiner der Tesla-Biografen konnte bislang eine schlüssige Begründung für diesen plötzlichen Sinneswandel ausfindig machen. So bleibt nur die nüchterne Aussage, dass Tesla die Universität ohne Abschluss verlassen musste und wohl nie wieder eine Lehranstalt von innen sah. (Ein erneut aufgenommenes Studium 1880 in Prag hat Tesla zwar selbst erwähnt, lässt sich aber nicht nachweisen.)
Dieser Bruch in Teslas Leben ist von großer
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