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Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder

Titel: Genial gescheitert - Schicksale großer Entdecker und Erfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Buehrke
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300000 Pfund hatte es gekostet, Babbages Traum in eine reale Maschine aus Bronze zu verwandeln. Bis zum Jahr 2002 gelang es dann auch noch, den Drucker zu bauen. Damit war Babbages Differenzmaschine komplett. Eine vollständige Kopie davon ließ wenige Jahre später der amerikanische Computerspezialist Nathan Myhrvold aus privaten Mitteln bauen. Sie steht heute im Computer History Museum von Mountain View, Kalifornien.
    Was hätte Babbage dafür gegeben, seine Maschinen wirklich arbeiten zu sehen.

Nikola Tesla im Jahr 1895, © akg-images .

Die »Umgürtelung« des Erdballs mit elektrischen Impulsen
Nikola Tesla und die drahtlose Energieübertragung
    Cripple Creek, Manitou Springs, Telluride – das sind Ortsnamen, die jedem Wildwestfilm zur Ehre gereichen würden. Tatsächlich sind sie Schauplätze eines sagenhaften Goldrausches, der die Region um Colorado Springs Mitte des 19. Jahrhunderts erfasst. Doch nicht wegen des kostbaren Edelmetalls ist der Erfinder Nikola Tesla in diese abgelegene Gegend gezogen, sondern weil er hier Experimente durchzuführen plant, wie sie vor ihm noch niemand gewagt hat: Eine Spannung von mehreren Millionen Volt soll sein »Verstärkungssender« erzeugen. Erklärtes Ziel ist es, in einem »Weltsystem« Energie »in unerhörten Mengen und nahezu verlustfrei an jeden nur denkbaren Punkt der Erde zu übertragen«. 1
    Der 43 Jahre alte Tesla gilt als Zauberer der Elektrizität, nachdem er mit seinen Erfindungen der Wechselspannung zu ihrem Siegeszug verholfen hat. Doch Tesla will mehr. Er träumt von Flugzeugen, beleuchteten Städten und elektrischen Eisenbahnen, die ihren Strom nicht über Kabel beziehen, sondern aus der Luft. Die Zukunft muss drahtlos sein, denkt er.
    Ausgestattet mit einer beeindruckenden Melange aus Genialität, Mut, Selbstüberschätzung und Unverfrorenheit verfolgt er unbeirrt dieses eine Ziel und baut immer teurere Versuchsanlagen auf. In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts hat er ein Labor in New York betrieben, doch bald reicht dieses für seine Versuche nicht mehr aus. Als eine ideale Option erscheint ihm nun ein 2000 Meter hoch gelegenes Gelände auf Knob Hill in der Nähe von Colorado Springs. Dort, am Fußeder Rocky Mountains, ist die Luft ungewöhnlich klar, und es herrschen die besten Voraussetzungen für heftige Gewitter, was Tesla, der in seinen Experimenten meterlange künstliche Blitze erzeugen will, sehr entgegenkommt. Den nötigen Strom soll das nur wenige Kilometer entfernt gelegene Elektrizitätswerk der El Paso Electric Company liefern.
    Auf Knob Hill also entsteht Nikola Teslas neues Experimentallabor. Unglücklicherweise ist sein geschäftliches Talent weit weniger ausgeprägt als sein technisches, weswegen er stets auf das Wohlwollen potenter Sponsoren angewiesen ist. In diesem Fall stellt ihm John Jacob Astor, der Eigentümer des Nobelhotels Waldorf-Astoria, 30000 Dollar zur Verfügung. Das entspricht einem heutigen Wert von mehr als 600000 Dollar.
    Innerhalb von nur drei Monaten entsteht auf dem Berg ein Holzhaus mit einer beachtlichen Seitenlänge von etwa dreißig Metern. Im Innern bastelt Tesla diverse Spulen zusammen. Die größte von ihnen besteht aus einer 2,70 Meter hohen Holztrommel mit etwa 15 Metern Durchmesser, die mit einem Draht umwickelt ist. Eine kleinere Sekundärspule sowie Transformatoren und eine große Kondensatorbank komplettieren die im wahrsten Sinne des Wortes spannende Anlage. In der Mitte hat Tesla einen Mast errichtet, der aus dem aufschiebbaren Dach herausschaut und an seiner Spitze eine mit Kupferfolie überzogene Holzkugel trägt. Sie kann über ein Kabel mit den Spulen verbunden werden und dient als Funken sprühender Kondensator.
    Unbefugten ist der Zutritt zu Teslas Heiligtum strengstens verboten, worauf ein Schild mit der Aufschrift »Große Gefahr! Zurückbleiben!« unmissverständlich hinweist. Teslas Assistent Fritz Lowenstein hat mehr Humor und hängt ein zweites Schild auf, das eine Verwandtschaft mit Dantes Inferno aus der ›Göttlichen Komödie‹ herstellt. »Lasst, die Ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!«
    An einem Tag im Oktober 1899 bereitet Tesla ein Experiment vor, das alle bis dahin erzeugten Spannungsgrößen weitübertreffen soll. Sein Assistent Kolman Czito steht an der Schalttafel bereit, während sich der Meister, angetan in Hut und Mantel, an den Ausgang begibt. Dort ist er einerseits weit genug von den Spulen entfernt, die gleich gefährliche Blitze in die Umgebung schleudern werden,

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