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Genom

Genom

Titel: Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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weltweit und relativ gleichmäßig aufgetreten. Derjenige, der hinter alldem steckt, scheint einen recht egalitären Plan zu verfolgen. Zu welchem Zweck er das tut, ist mir noch nicht ganz klar geworden.« Er hörte damit auf, herumzulaufen und die Arme zu bewegen, drehte sich um und sah sie an. Vierundsiebzigjähriger Scharfsinn war in den Augen eines Zehnjährigen zu erkennen. »Ich schätze, Sie können mir in der Hinsicht auch nicht weiterhelfen?«
    Whispr warf Ingrid einen kurzen Blick zu und sah dann erneut Yabby an. »Wir hatten ehrlich gesagt gehofft, dass Ihnen das gelingen würde.«
    »Anders als viele Menschen finde ich Unwissenheit nicht gerade beruhigend.« Wizwang sah zu Boden und schien nachzudenken, wobei er erneut halb genial und halb verrückt wirkte. »Worauf sind Sie da nur gestoßen, neugierige Ärztin und Kind der Nacht? Es muss irgendetwas bedeuten. Dahinter muss sehr viel Geld stecken, sonst wäre es kein weltweites, wenngleich sehr verstreutes Phänomen. Und wo Geld ist, da steckt auch eine Absicht dahinter. Macht, Kunst – zu diesem Zeitpunkt ist alles reine Spekulation.
    Es ist meiner Ansicht nach wahrscheinlich, dass jedes dieser Geräte im Verlauf der Reparatur eines früheren schiefgelaufenen Melds implantiert wurde. Diese Behandlung hätte den an diesem Plan Beteiligten, wer oder was immer sie auch sein mögen, die perfekte Gelegenheit gegeben, das Implantat einzusetzen, während das vorherige Meld repariert wurde. Nur weil das logisch erscheint, muss es aber nicht gleich so gewesen sein. Es könnte Tausende von Melds geben, aber offensichtlich keine Naturals, bei denen man bei einer Untersuchung ebenfalls eines dieser Implantate entdecken würde.«
    »Aber warum?«, fragte Whispr erneut. Er war intellektuell an seine Grenzen gestoßen, hatte aber kein Problem damit, das zuzugeben.
    »Ja, warum nur?« Obwohl er Whispr antwortete, konzentrierte sich Wizwang weiterhin auf Ingrid. »Um von Clausewitz zu zitieren: ›Medizin kann auch ein Krieg mit anderen Mitteln sein.‹«
    Dieser Vergleich überraschte seine beiden Besucher. Wollte ihr Gastgeber sie bloß schockieren? »Was wollen Sie damit andeuten, Yabby?«, wollte Whispr wissen.
    »Zusammenstöße zwischen Nationen und Gruppen nationaler Stämme wurden eine Zeit lang als unpraktisch und kontraproduktiv angesehen. Sie sind schlecht fürs Geschäft und zerstören oder verbrauchen das, weshalb der Krieg überhaupt ausgebrochen ist, im Allgemeinen sind das Ressourcen. Aber kulturelle Konflikte bleiben ein Problem unseres armseligen Witzes von einer Spezies, ein philosophischer Appendix. Dass es letzten Endes zum Kampf zwischen Naturals und Melds kommen könnte, war lange Zeit ein mögliches und häufig genutztes Szenario bei Akademikern, die sich mit diesem Thema einen Namen machen wollten. Vielleicht sind diese Implantate irgendwie dazu gedacht, diese Möglichkeit auszuschließen.« Seine Stimme wurde leiser, jedoch nicht tiefer. »Oder dienen der Vorbereitung darauf.«
    »Ach, kommen Sie!« Die Verrücktheit von Wizwangs Spekulation schockierte Ingrid. »Seitdem das erste kosmetische Meld von Chirurgen in Singapur angeboten wurde, hat es nichts gegeben, was diese Art von Kontroverse bestätigen konnte.«
    »Nicht auf Regierungsebene, das ist richtig. Aber zwischen den Individuen hat es zahlreiche Vorfälle gegeben, Doktor.« Whispr, der ein wenig abseits stand, nickte bestätigend.
    »Es gibt in jedem Land Gesetze gegen die Benachteiligung von Melds«, warf Ingrid ein.
    »Gesetze können viele Arten von unsozialem Verhalten unterbinden, aber nicht den Fanatismus. Vorurteile sind wie Magensäure: unkontrollierbar, nicht zu sehen, aber immer vorhanden und auf die Gelegenheit hoffend, zu erblühen und ihren Wirt von innen heraus zu zerfressen.« Er drehte sich abrupt um und ging zu dem angepassten Lesegerät hinüber, in dem sich der rätselhafte Silberfaden befand, um die Anzeige zu betrachten.
    »Nichts. Entweder ist Ihr kostbares Artefakt leer oder es istmeinen Geräten bisher noch nicht gelungen, die Verschlüsselung zu knacken. Ich kann es nicht erkennen, weil der Vorgang noch läuft. Sie haben noch nicht kapituliert. Vielleicht ist Ihr Faden aber auch ein MacGuffin.«
    »Ein was?«, warf Whispr ein.
    »Etwas, das Neugierige von der richtigen Spur abbringen soll. Um von dieser Plage der – bisher – harmlos erscheinenden verschwindenden Implantate abzulenken.«
    »Das bezweifle ich«, entgegnete der schlanke Mann leise.
    Wizwangs

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