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Genom

Genom

Titel: Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Antwort klang eher gleichgültig als verachtungsvoll. »Warum?«
    »Weil ein guter Freund – na ja, jedenfalls ein Freund – deswegen sterben musste. Weil ich beinahe umgebracht wurde, weil ich mich nicht davon trennen wollte.« Er warf Ingrid einen schuldbewussten Blick zu. »Und es wurden auch andere verletzt.« Mit einem schlanken Arm deutete er auf das Lesegerät, in dem sich der Faden im Moment befand. »Ich weiß nicht, ob überhaupt irgendwas auf dem Faden ist, aber meiner Erfahrung nach bringt man niemanden um, um etwas zurückzubekommen, das wertlos ist.«
    Wizwang nickte nachdenklich und wirkte jetzt nicht mehr so gleichgültig. »Es ist möglich, dass die Eigentümer des Fadens versuchen, das Geheimnis seiner einzigartigen Herstellungsweise zu schützen. Ich bin nicht überrascht, dass ich nichts davon gehört habe. Die Medien berichten umso seltener über Gewalt, die mit Industriespionage zu tun hat, je größer die beteiligten Firmen sind. Da verschließt man lieber die Augen und bringt Quellen zum Schweigen oder löscht sie gleich ganz aus. Die Erklärung für das alles könnte sich durchaus auf dem Faden befinden.«
    Ingrid deutete auf das Lesegerät. »Aber Sie haben doch gesagt, dass Ihre Ausrüstung ihn nicht lesen kann.«
    »Werte appetitliche Medizinerin, die Zeit ist ein Schlüssel, der viele Geheimnisse lüftet.«
    Sie zog eine Grimasse. »Wenn Sie mich mit diesen Aphorismen beeindrucken wollen, dann muss ich Sie leider enttäuschen.«
    »Zu schade.« Die kleinen Augen blickten sie verschlagen an. »Vielleicht sollte ich es mit sexuellen Zweideutigkeiten versuchen. Ach ja, Sie sind Ärztin. Es wird Sie nicht anmachen, wenn ich vom Akt der Reproduktion spreche. Oder etwa doch?« Bevor Ingrid, die zunehmend wütender wurde, etwas sagen konnte, sprach er schon weiter. »Wie ich sehe, habe ich Sie verärgert, aber nicht aus dem Gleichgewicht gebracht. Das beweist, dass Sie nicht leicht ins Wanken zu bringen sind.« Nach einer kurzen Atempause fuhr er fort und wechselte mit verstörender Leichtigkeit das Thema.
    »Außerhalb von Macamock gibt es eine Bar namens ›Fillie Gumbo‹. Dort sollten wir uns heute Abend um zehn treffen. Entweder habe ich dann eine Antwort für Sie oder ich habe aufgegeben. In jedem Fall werden Sie bezahlen, und ich werde großen Hunger haben.«
    »Wer würde eine solche Einladung schon ausschlagen?«, meinte Whispr sarkastisch. »Warum sollten wir den Faden bei Ihnen lassen?«
    »Weil ich Ihre letzte Hoffnung bin, um herauszufinden, ob sich etwas auf dem Faden befindet, sonst wären Sie jetzt nicht hier. Weil man mich kennt, und weil man mir trauen kann.« Erneut sah er Ingrid an. »Weil ich sehen möchte, was unsere heiße Ärztin in einem Nachtklub trägt, selbst wenn es nur ein billiger ist. Heute Abend. Seien Sie da oder werden Sie Bienenfutter«, riet ihnen ihr Gastgeber. »Niemand betrügt Yabby Wizwang.«
    Whispr verzog vielsagend die Miene. »Da wär ich mir bei dem Körper nicht so sicher.«
    Auf einmal wurde ihr Gastgeber rot und fing an zu grinsen. »Sie haben verborgene Talente, Stockmann. Das müssen Sie auch, sonst wäre jemand mit Ihrem gesellschaftlichen Status schon längst tot.« Dann wandte er sich noch einmal an Ingrid. »Behalten Sie ihn im Auge, Doktor, damit er Sie nicht in einem unangebrachten Augenblick bittet, sich Ihrer Kleidung zu entledigen. Ich würde ihn nicht einmal unbeaufsichtigt in mein Badezimmer lassen.«
    Sie sah zu Whispr hinüber, der sie völlig unschuldig anblickte. »Wir sind bei dieser Sache Partner. Das ist ein rein geschäftliches Arrangement. Auf meinen Wunsch hin, nicht auf seinen.«
    Wizwang zog die Augenbrauen hoch. »Sollte ich auf Ihrem kostbaren Faden etwas finden, das entsetzlicher ist als diese Aussage, würde ich mich doch sehr wundern.«

15
    Das Fillie Gumbo war auf schmalen Masten errichtet worden, die am Westrand von Macmock aus dem Wasser ragten, und man konnte von dort aus den spektakulären Sonnenuntergang genießen, doch den Bauvorschriften von Savannah entsprach es keineswegs. Spinnennetzartig aus geplünderten Polymeren, recyceltem Zypressen- und Mahagoniholz (die einzigen Hölzer, die die einheimischen tropischen Termiten nicht fraßen), nicht rostenden Metallen und einer Ansammlung anderer farbenfroher Baumaterialien zweifelhafter Herkunft und möglicherweise giftiger Zusammensetzung gebaut, war die Bar trotz allem bei den Einheimischen sehr beliebt, die eine ebenfalls polyglotte Mischung

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