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Genom

Genom

Titel: Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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»wahre Science-Fiction« bezeichnet. Da sie diesen uralten medizinischen Brauch selbst weder erlebt noch davon gehört hatte, war sie beim Lesen mehrerer Romane, die in einer früheren, einfacheren Zeit spielten, erstmals darauf gestoßen. Fasziniert hatte sie dieses Konzept genauer erforscht, nur um herauszufinden, dass es als therapeutisches Relikt in einigen wenigen abgelegenen Orten auf diesem Planeten noch existierte. Daraufhin hatte sie diese Tradition an einigen Nachmittagen wieder aufleben lassen, was ihrer Praxis durchaus zugutegekommen war.
    Der Donnerstagnachmittag war einer der beiden Nachmittage, die sie für dieses uralte medizinische Unterfangen reserviert hatte. Einige der Besuche machte sie pro bono, sie sah sie als ihren Beitrag zum vorgeschriebenen nationalen medizinischen Dienst an. Sie verließ ihre Ecke in dem Gemeinschaftsbüro und fuhr mit dem Fahrstuhl ins erste Untergeschoss. Wie überall im Großraum Savannah war auch dieses gegen das letzten Endes unausweichliche Eindringen des stetig steigenden Atlantiks versiegelt worden.
    Da sie sich etwas Besseres als einen Scooter leisten konnte, besaß ihr Fahrzeug vier Räder. Das nach Kundenwunsch angefertigte Gefährt hatte eine vollständige medizinische Einrichtung im Heck, die vom Hersteller liebevoll »Krankenhaus im Kofferraum« genannt wurde. Ganz so war es zwar nicht, aber Ingrid konnte auch unterwegs das leisten, wofür diemeisten Krankenhäuser des zwanzigsten Jahrhunderts das Innenleben eines kompletten Gebäudes benötigt hatten.
    Angetrieben von einer einzigen Batteriescheibe war ihr Wagen zwar nicht in der Lage, hohe Geschwindigkeiten zu erreichen, aber mehr als ausreichend dazu geeignet, Fahrten im Stadtgebiet wie auch in die umliegenden Vororte zu unternehmen. Ein großer Teil der Carolinas und von Georgia war noch immer recht ländlich, insbesondere jene Bezirke, die an die nationalen oder internationalen Naturschutzgebiete grenzten, und viele Menschen, die dort lebten, konnten es sich nicht leisten, nach Savannah oder Jacksonville zu fahren, um sich ärztlich behandeln zu lassen. Wenn sie für die Ärmsten ihrer Klienten arbeitete, verspürte sie die größte Genugtuung. Die Regierung deckte die grundlegenden medizinischen Bedürfnisse ab, aber darüber hinaus waren die Patienten auf sich gestellt.
    Zu den schlimmsten Fällen, die sie gesehen hatte, gehörten verpfuschte Melds.
    Von ihr als Natural erwartete man in diesen Fällen kein Mitleid. Alle Melds hatten sich selbst für diese Veränderung entschieden, und viele Naturals waren der Meinung, dass diejenigen, die sich einer derartigen Prozedur unterzogen hatten, nicht erwarten konnten, dass ihre Mitbürger Verständnis aufbrachten, falls es dabei zu ungewünschten Nebenerscheinungen kam. Dass sie immer Mitgefühl zeigte, beeindruckte ihre Klienten, die gut bezahlenden Geschäftsleute ebenso wie die spezialisierten Farmer oder Fischer mit geringem Einkommen.
    Der Nachmittag verlief völlig normal, und sie musste nur eine zehnminütige Pause machen, als einer der fast schon alltäglichen äquatorialen Regengüsse über der Stadt niederging. Sie hatte gelesen, dass diese schweren tropischen Regenfällefrüher weitaus seltener in den südöstlichen Staaten aufgetreten waren. Aber es hatte auch eine Zeit gegeben, in der Old Savannah, wie auch Old Nawlins, tatsächlich auf trockenem Boden gestanden hatte und nicht auf Stelzen ruhte. Da sie in dieser Umgebung aufgewachsen war, fühlte sie sich darin natürlich auch wie zu Hause. Das Studium der Geschichte war eben voller Überraschungen.
    Als der typische schwüle Nachmittag verstrich und sie mit den üblichen Ratschlägen, Empfehlungen, Verabreichungen, Injektionen und kleineren Meldreparaturen beschäftigt war, wurde ihre Neugier nur zweimal geweckt. Einmal von einem kranken sechzehnjährigen Natural, der laut den Instrumenten im Heck ihres Wagens an Denguefieber litt. Sie behandelte ihn und riet seinen besorgten Eltern, ihn zur Untersuchung und möglichen Isolationsbehandlung in die Stadt zu bringen. Der zweite Fall betraf eine junge Frau, die liebend gern als professionelles Model arbeiten wollte und in einer teuren Küstenwohnung lebte. Ihr Meldbein zeigte Abnutzungserscheinungen aufgrund eines gengenieurten Kalziumschwamms. Eine Injektion konnte das Leid der jungen Frau kurzfristig lindern, und Ingrid riet ihr, den zuständigen Chirurgen aufzusuchen, der möglicherweise ein Remeld vornehmen musste. Dieser Ratschlag wurde nicht

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