Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Genom

Genom

Titel: Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
Hand, forderte Gator ihn auf: »Komm mit.«
    Das Arbeitszimmer, in dem Gator seine nicht lizenzierte Magie wirkte, war teilweise Labor und teilweise Werkstatt, voller Technologie und nahm fast den gesamten hinteren Teil des Hauses ein. Durch die Fenster konnte man einen der Nebenarme des Flusses Savannah im Mondlicht glitzern sehen. Eine Kreatur, deren Vorfahren vom Orinoko gen Norden emigriert waren und sich in den Zypressen niedergelassen hatten, gab aus den Bäumen leise Töne von sich. Whispr hatte jedoch nicht die Zeit, um den Ausblick zu bewundern. Er musste Gator im Auge behalten. Auch wenn er genau wusste, wie der einzigartige Faden aussah, hatte er nicht vor, sich von seinem weitaus kundigeren Gastgeber übers Ohr hauen zu lassen. Solange es irgendwie möglich war, wollte er den Faden nicht aus den Augen lassen.
    Eine lange Werkbank war unter den Fenstern auf der Flussseite angebracht worden. Hier glitt der düstere Zufluss des Savannahs so langsam wie schwarzes Gelee dahin. Vor Hunderten von Jahren wäre der Platz zwischen Werkbank und Fenstern von Hämmern, Sägen, Bohrern, Ahlen, Schachteln voller Nägel und Drahtrollen eingenommen worden. Die fortschrittliche Technologie, die sich heute dort befand, ließ sich jedoch nicht so einfach verwenden.
    Gator hielt den Faden ruhig in einen Portalstrahl und unterzog ihn einer genauen Prüfung, während der Projektor eineerste Analyse vornahm. »An einem Ende ist ein Anschluss zu erkennen. Das ist dir vermutlich auch schon aufgefallen.« Whispr nickte. »Allerdings ist das kein Standardkontakt, aber meine Ausrüstung ist darauf ausgelegt. Der Faden an sich ist schon sehr interessant. Kein Karbonderivat. Definitiv Metall. Sehr leicht, selbst für ein derartiges Fadenstück. Das verwendete Komposit könnte eine von mehreren Tausend funktionalen Speicherlegierungen sein. Du hast vermutlich keine Ahnung, wie seine chemische Zusammensetzung aussieht?«
    Whispr schüttelte den Kopf. Sein überarbeitetes Haar juckte, und seine Augen fühlten sich in ihren kürzlich manipulierten Höhlen noch immer ein wenig eng an. »Äh, irgendein Oxyd?«
    »Diese Spezifikation bringt mich jetzt echt weiter.« Gator seufzte. »Ich schätze, seine Konfiguration ist bei Weitem nicht so wichtig wie das, was sich darauf befindet. Du musst es wissen, und ich bin neugierig.«
    Der Projektor hatte die Berechnungen noch nicht abgeschlossen, aber Gator ging bereits zu einer anderen Station der Werkbank. Unter Whisprs aufmerksamen Blicken ließ er den Faden vorsichtig in eine Spannungskapsel gleiten. Sobald er gespannt war und der Anschluss an einem Ende herausragte, schloss Gator die Kapsel an einen der zahlreichen Behälter an, die auf einer grauen Kiste standen. Augenblicklich erwachten drei grüne Anzeigen auf der Vorderseite des Instruments zum Leben. Fast genauso schnell färbten sie sich daraufhin auch nacheinander rot. Trotz seines radikal veränderten Meldgesichts schaffte es Gator, die Stirn zu runzeln.
    »Das ist merkwürdig.«
    »Was ist?« Auf der Suche nach Erleuchtung sah Whispr zwischen seinem Gastgeber und der Kiste hin und her, doch er wurde nicht erhellt.
    Ohne zu antworten, entfernte Gator die Kapsel wieder von der grauen Kiste. Dann ging er ein Stück die lange Werkbank entlang, ließ die transparente Abdeckung eines deutlich kleineren Geräts aufschnappen und legte die Kapsel auf das Pad, das sich darin befand. Nachdem er den Deckel wieder geschlossen hatte, bediente er einige der Steuerelemente, die aus der Front des Instruments hervorragten. Ein blassblaues Leuchten erfüllte die Kammer und umgab die Kapsel. Einige Sekunden später wurde ein multidimensionales, stark vergrößertes Bild des kleinen zylindrischen Behälters und seines geheimnisvollen Inhalts in den Raum projiziert.
    »Gegenstand auflösen.« Im Gegensatz zu seinem Körper hatte Gators Stimme nichts Reptilienartiges an sich. Sie klang voll, abgeklärt und gelegentlich sogar leicht opernhaft. Er blickte seinen Besucher an. »So liest man Speichermedien unter Umgehung des Anschlusses aus. Man geht direkt hinein und zieht die Informationen einfach raus. Dann muss man sich auch nicht mit nervigen physikalischen Sicherheitsmaßnahmen abgeben.«
    Das Bild der Kapsel verschwand und ließ nur die vergrößerte Darstellung von Whisprs geschätztem Faden zurück, die vor den beiden Männern in der Luft schwebte. Straff gespannt pulsierte sie unter der erforschenden azurblauen Aura des Analysestrahls, der auf ihn

Weitere Kostenlose Bücher