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Genom

Genom

Titel: Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Lippen für alle Arten von Blech- und Holzblasinstrumentenspielern, geschwungene Hüftknochen für begeisterte Fahrradfahrer und eine höhere Empfindlichkeit für Druckveränderungen, die Piloten zugutekam.
    Menschen, die einem Hobby frönten, konnten sich dank entsprechender Melds noch intensiver ihrer Lieblingsbeschäftigung widmen. Nach dem Aufkommen herunterladbarer organischer Speicherbanken, die Millionen alter Erinnerungen enthalten konnten, wurden Gehirnmelds nicht nur unpraktisch, sondern auch unnötig. Und dann gab es da noch die Melds, die ebenso effektiv an den Haustieren wie an ihren Besitzern durchgeführt werden konnten.
    Wie bei allen progressiven Technologieentwicklungen war der Geschlechtsverkehr an vorderster Front beteiligt. Dank andauernder Verbesserungen der Melds wurde nahezu alles, was man sich vorstellen konnte, auch machbar.
    Trotz alldem war das komplette Gesichts- und Körpermeld, das im Verlauf von mehr als einem Jahrzehnt an Luther Heeley Calloway von Boudreaux Island vorgenommen worden war, noch immer eine Besonderheit unter den Massen an Melds. Außerdem hatte ihn seit langer Zeit niemand mehr Luther oder Calloway genannt.
    Er war einfach der Alligatormann.
    »Warum?«, war immer die erste Frage, wenn es darum ging, warum er eine derart elementare Transformation durchgeführt hatte. Die Antwort des Alligatormannes war stets ebenso einfach wie ausreichend.
    »Ich mag Alligatoren. Hab ich schon immer. Hab sie bewundert, respektiert, benutzt und gegessen. Und ich fand immer, es wär toll, wie sie auszusehen. Dann erfuhr ich, dass das geht, und hab’s gemacht.«
    Whispr hatte, wie jeder andere, der sich gelegentlich in der Unterwelt von Savannah aufhielt, bereits von dem Alligatormann gehört. Getroffen hatte er ihn noch nie. Nachdem er sich im Schutz der Dunkelheit den Weg flussabwärts gebahnt und eine öffentliche Fähre immer im letzten Augenblick verlassen hatte, um die nächste zu nehmen und auf diese Weise mögliche Polizeiverfolger, seien sie menschlich oder automatisiert, abzuschütteln, erreichte er schließlich den tiefer gelegenen Inselkomplex, der im Allgemeinen nur Boudreaux Island genannt wurde, als es kurz nach neunzehn Uhr war.
    Der Alligatormann begrüßte ihn nicht. Das fünf Meter lange Reptil, das hinter der durchsichtigen automatischen Tür seinen Kopf hob, bewirkte, dass Whispr erst einmal einen halben Meter nach hinten sprang. Seine frisch verbesserten und noch nicht komplett verheilten Beinsehnen protestierten ob der plötzlichen Anstrengung, die von ihnen verlangt wurde.
    Das baumartige Krokodil gähnte und ließ dabei Zähne aufblitzen, die außerordentlich bedrohlich wirkten. »Was willst du?« Die Frage kam nicht etwa aus den Tiefen des gewaltigenMauls, sondern von einer Sprachbox, die direkt hinter dem massigen Schädel des Monsters auf dem Rücken der Bestie angebracht worden war.
    »Mein Name ist … Man nennt mich Whispr. Ich kann mich ausweisen. Bis zum heutigen Tag wohnte ich in …«
    Die Synthstimme schnitt ihm das Wort ab. »Du bist erkannt, Whispr. Unsere Akten sind umfangreich.« Das Securityhaustier ging auf vier klauenbewehrten Beinen beiseite und machte dem Besucher Platz, als die Fallgittertür hochgezogen wurde. »Bitte komm rein. Und mach dir wegen Lucius keine Sorgen. Er ist gut dressiert, völlig unter Kontrolle und weniger geneigt, Besuchern die Beine anzuknabbern, als der durchschnittliche Hühnerbeine vertilgende Wachhund.«
    Trotz dieser fragwürdigen Zusicherung wusste Whispr, dass er nicht den weiten Weg auf sich genommen hatte, um sich von einem Meldtier, sei es auch noch so groß oder gefräßig, abschrecken zu lassen. Auch wenn er schneller als üblich ging, drückte sein Gang doch Zuversicht aus.
    »Komm nach hinten.« Die an dem Reptil befestigte Sprachbox, die mit dem Gehirn des Tiers verbunden war, knisterte ermutigend. »Ich wollte gerade Feierabend machen, aber für einen weiteren Kunden ist immer Zeit. Du bist doch ein weiterer Kunde, oder nicht, Whispr? Ansonsten vergeudest du nur unserer beider Zeit.«
    »Ich hoffe, dass ich das bin.« Dann wurde Whispr klar, dass er seine Antwort dummerweise an das verständnislose Reptil gerichtet hatte. Als er dem vierfüßigen Wachmann in die Augen blickte, stellte er fest, dass diese kalt und leer waren.
    Jeder wusste, warum der Alligatormann so genannt wurde, aber es war eine Sache, eine Beschreibung der durchgeführten Melds zu hören, und eine ganz andere, sie mit eigenen Augen zu

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