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Genom

Genom

Titel: Genom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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eine Ahnung, dass etwas in der Art geschehen würde. Schließlich mussten sie ja bei der Untersuchung entdeckt werden. Ich war mir nur nicht sicher, wie schnell und unter welchen Umständen.«
    Sie blinzelte unsicher. »Sie?«
    Er holte tief Luft, drehte sich zur Seite und zog den Saum seines Hemdes aus der Hose. Dieses hob er bis zur Armbeuge hoch und zeigte ihr eine Ansammlung winziger roter Flecken auf seiner Haut. Sie inspizierte sie kurz.
    »Das sind weder Windpocken noch Flöhe. Aber das wissen Sie vermutlich bereits.« Diese unerwartete Enthüllung regte sie mehr auf, als sie zugeben wollte. Indem sie angesichts desUnerwarteten ihre professionelle Haltung bewahrte, gelang es ihr, ruhig zu bleiben. »Warum habe ich dieses ungute Gefühl, dass Sie ganz genau wissen, was den Alarm ausgelöst hat?«
    Er ließ das Hemd los. Weder Stoff noch Haut waren besonders sauber. »Ich wurde angeschossen.«
    »Das habe ich mir fast gedacht.« Sie legte den Kopf schräg und deutete auf ihre Instrumente. »Anhand der sichtbaren Wunden und meiner Anzeigen würde ich auf Polizeitraktacs schließen. Aber in diesem Fall müssten diese bereits senden. Das tun sie jedoch nicht. Zumindest auf keiner Frequenz, die meine Systeme empfangen können.«
    »Es ist mir gelungen, sie um drei Tage zu verzögern. In der Sekunde, in der diese Verzögerung vorbei ist, werde ich Signale aussenden, die im gesamten Südosten zu empfangen sind.« Unerwartet klare Augen blickten sie an. »Es gibt keinen Weg, die Transmissionen zu unterbinden. Das wissen Sie. Ich kann Ihnen nur sagen, dass ich guten Grund zu der Annahme habe, dass mein Leben in Gefahr ist. Es würde mir weiterhelfen, wenn diese kleinen elektronischen Scheißdinger irgendwo anders als in meinem Körper sind, wenn sie anfangen zu senden.« Er wagte es zu grinsen. »Wenn sie beispielsweise die Toilette hinuntergespült wurden.«
    Sie studierte ihn ohne ihre Instrumente und gab sich Mühe, sich ein Bild von ihrem verzweifelten, aber ruhigen Besucher zu machen. Er sah nicht aus wie ein gewalttätiger Mensch, klang nicht wie einer und machte auch sonst nicht den Anschein. Er hatte vielmehr eine entwaffnende Schüchternheit an sich. Für ihn sprach außerdem, dass er als Bittsteller in ihr Büro gekommen war, keine Forderungen stellte und sie nicht bedrohte. Natürlich konnte sich das schnell ändern, wenn sie sich weigerte, ihm zu helfen. Andererseits war es unwahrscheinlich, dass die entsprechende Abteilung der Gesetzesvollstreckung, die ihm die Traktacs eingepflanzt hatte, dieses aus reiner Langeweile oder Ermangelung von Zielpersonen getan hatte. Ihr war auch klar, dass es hier um eine ernste Sache gehen musste. Gewöhnliche Räuber, Taschendiebe oder Kneipenschläger wurden im Allgemeinen nicht mit Traktacs beschossen. Die Behörden von Savannah wollten diesen Mann unbedingt in Gewahrsam nehmen, sonst hätten sie ihn nicht mit den Minisonden beschossen.
    Ihr anhaltendes Schweigen machte Whispr ganz nervös. »Können Sie sie rausholen?«
    »Natürlich kann ich sie rausholen.« Sollte sie Hilfe rufen? Oder aus dem Untersuchungszimmer rennen? »Die Frage ist nur, ob ich es auch tun sollte.«
    »Sie sind Ärztin«, erwiderte er keck. »Ich bin jemand, der verletzt wurde. Ich brauche Ihre Hilfe. Ich schwöre Ihnen beim Leben meines besten Freundes, dass ich niemanden verletzt und kein Eigentum beschädigt habe.«
    Sie kaufte ihm das nicht ab. »Warum wollen die Behörden Sie dann so dringend verhaften, dass sie Sie mit Traktacs beschießen?«
    Das war wenigstens eine Frage, auf die er ehrlich antworten konnte. »Ich schwöre bei Gott, dass ich das nicht weiß. Ich habe zwar eine Ahnung, aber mehr ist es auch nicht. Ich bin mir wirklich nicht sicher. Ich glaube, es hat etwas mit Geld zu tun, aber nicht mit Geld, das ich gestohlen habe.«
    Er wich ihr aus, doch das überraschte sie nicht. Die verlockende Aussicht auf die Dubaia-Insel verblasste in ihrem Kopf. Doch dafür gab es eigentlich gar keinen Grund. Sie musste ihm nur sagen, dass er hier warten solle, sie würde gleich wieder zurück sein. Sobald sie den Untersuchungsraum verlassen hatte, konnte sie den etagenweiten Alarm aktivieren und ihrer Vorzimmerdame sagen, sie solle die Polizei rufen. Unter dem Vorwand, weitere Untersuchungen durchführen und die Instrumente für die Extraktion vorbereiten zu müssen, konnte sie ihn hinhalten, bis die Polizisten eintrafen. Sie konnte ihn mit Leichtigkeit wieder loswerden. Sie hatte schon so gut

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