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Genosse Don Camillo

Genosse Don Camillo

Titel: Genosse Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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    »Schiffe zu fabrizieren ist
unser Handwerk, aber auch sie, Donner und Doria, verstehen sich darauf !«
    Don Camillo belauerte ihn, und
in einem passenden Augenblick, als der Genosse Bacciga den Kehrreim wieder
anstimmte, fuhr er dazwischen:
    »Jawohl, sie verstehen sich
darauf«, versicherte er. »Und das haben sie nicht erst jetzt gelernt. Schaut
dort rechts den Dreimaster! Ist das nicht ein Kleinod? Kommt mit !«
    Die Genossen folgten Don
Camillo und gingen der Mole entlang bis zu einer Stelle, von der aus das
Segelschiff ganz überblickt werden konnte. Hier hielten sie an und erkannten,
daß Don Camillo tausendmal recht hatte. Ein kostbarer alter Stich schien dem
Erbauer als Muster gedient zu haben.
    Man hatte das Schiff soeben
weiß lackiert – und es leuchtete so sehr, war so
schmuck und fein, noch in der kleinsten Einzelheit, daß es nagelneu zu sein
schien.
    »Diese Liebe der Sowjets für
alles, was die edle Vergangenheit des großen Rußlands bezeugt, ist
bewundernswert«, begeisterte sich Don Camillo. »Genossen, genügt dieser Segler
vielleicht nicht, um die glorreiche russische Tradition auf dem Gebiet des
Schiffsbaus zu beweisen ?«
    Don Camillo verharrte einige
Augenblicke schweigend, um das funkelnde Kleinod zu bewundern; dann wandte er
sich an den Genossen Bacciga.
    »Genosse Seemann, seit
Jahrhunderten sind wir Meister in der Herstellung von Schiffen. Man muß jedoch
ehrlich zugeben, daß wir in die Sowjetunion kommen mußten, um ein Kunstwerk
dieser Art zu sehen .«
    Die Genossin Nadia kreuzte auf.
Sie hatte Informationen bei einem gerade vorübergehenden Arbeiter eingeholt.
    »Es ist ein Schulschiff der
Kadetten der Sowjetmarine«, erklärte sie. »Es heißt ›Towarischtsch‹.
Viertausend Tonnen.«
    »Dreitausend Tonnen«,
verbesserte der Genosse Bacciga, wandte sich blitzschnell um und schaute die
Petrowna mit strengem Ausdruck an: »Es hieß früher ›Cristoforo Colombo‹
    und war ein Schulschiff der
Kadetten der italienischen Marine .«
    Die Genossin Nadia errötete.
    »Entschuldige, Genosse«,
stammelte sie. Da gerade der Genosse Oregow mit einem Funktionär der Werft
ankam, entfernte sie sich rasch, um Befehle einzuholen.
    Peppone faßte Don Camillo bei
einem Ellenbogen und zog ihn auf die Seite.
    »Ist es möglich«, sagte er
verbissen, »daß es Euch nie gelingt, Euren ruchlosen Mund verschlossen zu
halten? Ihr habt eine schöne Dummheit gemacht !«
    »Das war keineswegs eine
Dummheit«, erwiderte Don Camillo ruhig. »Ich wußte ganz genau, daß das Schiff
da unsere
    ›Cristoforo Colombo‹ ist. Als
die Russen es uns zusammen mit der ›Giulio Cesare‹ fortnahmen, hat sich mir der
Magen umgedreht !«
    Zum Glück war der Genosse
Bacciga in der Nähe, und Peppone machte sich ihm gegenüber Luft:
    »Konntest du nicht still sein ?« warf er ihm halblaut vor.
    »Chef, wie konnte ich? Ich
hatte das Schiff wiedererkannt !«
    »Ein braver Genosse hätte
vermieden, es wiederzuerkennen«, versicherte Peppone kategorisch.
    »Außer einem Genossen bin ich
auch Seemann«, erklärte Bacciga.
    »Was soll das heißen ?«
    »Wasser ist Wasser, Genosse«,
murrte Bacciga, »aber das Meer ist etwas anderes als der Po, und ich kann die
›Colombo‹
    nicht anschauen, wie du einen
Kahn betrachten würdest .«
    »Die Matrosen des
Panzerkreuzers ›Potemkin‹ dachten anders als du«, bemerkte Peppone spöttisch.
    »Die Matrosen des
Panzerkreuzers ›Potemkin‹ waren keine Genuesen«, entgegnete der Genosse
Bacciga.
     
    Um elf Uhr verließen Peppone
und Genossen die Werft. Sie hatten den Schädel voller statistischer Angaben. Es
fehlte noch eine Stunde bis zur Abfahrt des Schiffes. Die Bande, geführt von
der Genossin Nadia, machte einen touristischen Rundgang durch die kleine Stadt.
Der Genosse Oregow, der Genosse Peppone und der Genosse Don Camillo aber zogen
sich in die rauchige Arbeiterkantine des Hafens zurück, der erste, um seinen
Bericht zu schreiben, die beiden andern, um sich geistig auf die Überfahrt
vorzubereiten, die nichts Gutes versprach, da plötzlich von weiß Gott wo ein
gräßlicher Wind aufgekommen war, während sich besorgniserregende Wolken
zusammenzogen.
    Die Kantine war schmutzig, aber
der Wodka war ausgezeichnet, und bei der zweiten Runde ging Peppone aus sich
heraus.
    »Ich habe Angst vor der
Seekrankheit. Und Ihr?«
    »Ich denke nicht einmal daran«,
antwortete Don Camillo.
    »Seit fast zweitausend Jahren
durchqueren die Priester die schrecklichsten Stürme, und sie sind

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