Gentec X 04 - Der Kampf um die Erde
der Arm als Flammenwerfer gebrauchen ließ.
»So soll es aussehen«, sagte Coleman. »Ich werde sie zerstückeln und grillen. Sniper ist ein Symbol des menschlichen Widerstands geworden. Wir wollen, dass sich die Bugs uns unterwerfen und in ihr Schicksal fügen. Es kostet nur unnötige Zeit und Energie, sich weiter mit ihnen herumschlagen zu müssen. Diese können wir für die galaktischen Interessen der Technos und die Annexion des gentecschen Sonnensystems besser verwenden. Die Bugs sind Ressourcen und sollen sich gefälligst wie solche benehmen. Seit wann revoltieren Schlachttiere oder erheben sich Kohlehalden gegen ihre Verbraucher?«
»Sie wollen meine Tochter töten? Sie lebt also noch. Gottseidank.«
»Diese abstrakte Wunschvorstellung der Menschen hat damit nichts zu tun. Die Organs glauben alle an höhere Wesen und eine Ethik und dergleichen unlogisches Zeug. Logik ist alles.«
»Woraus ist das Universum entstanden?«
»Es ist nicht entstanden, es war schon immer, und es wird immer sein. Sehr einfach. Was nicht ist, kann nicht sein.«
Snipe schüttelte den Kopf. Coleman schmetterte ihm ein paar Formeln an den Kopf, die er nicht verstand.
»Das ist der Glaube der Technos und Gencoys. Die Urformel. Höhere Mathematik.«
»Ist das so etwas wie die Relativitätstheorie?«
»Die Relativitätstheorie basiert auf von menschlicher Gehirnen entwickelter Logik und Wissenschaften. Für uns hat sie keine Bedeutung. Die Grundvoraussetzungen stimmen nicht.«
»Aber das sind Natur- und physikalische Gesetze.«
»Sie sind von Menschen entdeckt und in ihrem Sinn interpretiert worden. Wesen, die zehn Finger haben, werden immer ein Dezimalsystem entwickeln. Eine Intelligenz aus reiner Energie ohne stoffliche Extremitäten nicht. So einfach ist das.«
John Snipe wollte keine weiteren akademischen Debatten. Die, die er gehabt hatte, erschöpften ihn schon.
»Ich werde Ihnen meine Tochter nicht ans Messer oder vielmehr an die Greifklaue liefern, Miss Coleman. Schlagen Sie sich das aus dem Kopf.«
»Mein Logiksektor sagt mir, dass Sie keine Wahl haben, Professor. Wir werden Ihnen ein Implantat einpflanzen, das Ihre Handlungen steuert, und einen Injektionskragen verpassen. Doch zuvor will ich Ihnen noch etwas zeigen.«
Die Kabinenwände wurden durchsichtig. John Snipe erkannte, dass er sich im Weltraum befand, dreißigtausend Kilometer oberhalb der Erde, wie ein Gerät, das er identifizieren konnte, anzeigte. Er hatte keine Beschleunigung gespürt. Der Aufstieg über den Orbit hinaus war sehr schnell gegangen.
Die Fracht- und Passagierraketen der NASA brauchten ungleich viel länger. Snipe schaute auf die Erde nieder. Er sah den Blauen Planeten, seine Heimatwelt, Wolkendecken, atmosphärische Verzerrungen, die Ozeane und erkannte die Konturen von Nord- und Südamerika.
Um ihn herum war der Weltraum, zum Greifen nah erschienen die Sterne, von denen die Technos und Organs kamen. Von denen Ast'gxxirrth gekommen war, MUTTER, die Wächterin der Menschheit. Die anscheinend bei ihrer Aufgabe versagt hatte, die Menschen bis zu ihrer kosmischen Geburt zu beobachten und Alieneinflüsse auszuschalten.
In der natürlichen Evolution ihrer Rasse hätten die Menschen die Schwelle zum Universum überschreiten sollen. Trotz ihrer Schwächen und aller Probleme wäre die menschliche Rasse dazu fähig gewesen. Oder hätte es sein können. Doch dann waren die Gencoys gekommen, von denen jetzt feststand, dass die Technos, die anorganischen Intelligenzen des Kosmos, sie förderten.
Dass sie sie sogar initiiert hatten.
Den letzten Beweis und die augenfällige Demonstration dafür erhielt John Snipe jetzt vor Augen geführt.
Coleman zeigte auf eine in der Nähe schwebende Raumstation, wobei im Weltraum 200 Kilometer sehr nahe waren. Die Gencoy-Soldaten und ein silbriger, geschlechtsloser Androide gingen ihren Tätigkeiten an Bord der Drohne nach oder standen oder ruhten in Bereitschaft und reglos.
Auf der Haut des Silberfarbenen mit den Filigranaugen schimmerten Lichtreflexe.
Die Raumstation hatte Sonnensegel. Sie war aus Bauelementen zusammengefügt und schwebte im All. Ihre der Sonne zugekehrte Seite gleißte hell. Außerhalb der Erdatmosphäre war die Sonne ein riesiger, Protuberanzen speiender Glutball. Ein weißfackelndes Monster.
»Das ist die Geburtstätte der irdischen Gencoys«, sagte Coleman. »Dort wurden Hiram Oldwater und die anderen, die ihn begleiteten, von den Technos infiziert. Ein sich selbst entwickelndes Programm
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