Gentec X 06 - Die kosmische Föderation
beglückwünschten uns zum erfolgreichen Lehrgangsabschluss und stießen mit Sekt an. Obwohl es nur zehn Tage gewesen waren, hatten wir uns verändert. Gewaltige lebenslange Lernprozesse standen uns noch bevor. Die Anpassung fiel mir schwer.
Bei der Abschlussfeier hörten wir einen wunderbaren Gesang, eine Klangfolge, die zumindest mich bis ins Innerste rührte. Es war eine Stimme von solcher Schönheit, wie sie kein irdischer Opernsänger je erreicht hatte noch erreichen würde. Obwohl ich kein Wort verstand, übermittelte mir der Sänger telepathische Impulse.
Ich spürte den Wind auf meiner Haut, so wie er, der in dem Lied auf einem Wolkengleiter dahinfuhr, empfand Angst und Gefahr, Liebe und Leid. Die Tränen rannen mir herunter. Ich konnte es nicht verhindern und schämte mich ihrer nicht.
Das Beifallsklatschen wollte nicht enden. Auch Nicks Gesicht war von Tränen gezeichnet.
»So etwas Herrliches habe ich noch nie gehört«, sagte er.
Der Sänger verließ die Bühne und kam zu uns. Er war zwei Meter groß, hatte hellblaue Haut, goldenes Haar und goldfarbene, leuchtende Augen. Und vier Arme. Er war sehr athletisch, ein Humanoide, und trug die graue Föderationsuniform mit ein paar Rangabzeichen auf den Schultern und einem einzelnen Ordensstern auf der Brust über einem seiner zwei Herzen.
»Ich bin Gwann«, sagte er, verbeugte sich vor mir und küsste mir die Hand. Ich fasste es kaum. »Gwann'gor Hyllar«, weitere Bestandteile seines Namens folgten.
»Wo haben Sie so schön singen gelernt?«, fragte ich hingerissen.
»Wir Arcturier sind alle begnadete Sänger«, sagte er und lachte. »Die Besten in allen Galaxien.«
»Minderwertigkeitskomplexe haben Sie nicht.«
Abermals lachte er, legte seine zwei rechten Arme um mich und führte mich zum Buffet, das für uns Menschen sowie für andere Rassen angerichtet war. Das rohe Fleisch für die Lykanthropen und die Drachenspeise, die mich an große Käfer und Erbrochenes erinnerte, wären nicht nach meinem Geschmack gewesen.
»Ich grüße die Warlady«, sagte Gann, der Arcturier. »Ich habe Ihre Rede gehört, die in den letzten Tagen des organisierten Widerstands der Menschheit gegen die Gencoys über den Rundfunk weltweit ausgestrahlt wurde. Und ich kenne andere Äußerungen von Ihnen. Sie gefallen und imponieren mir sehr.«
Er deklamierte: »Wir werden kämpfen. Blut, Schweiß und Tränen, Schmerz und Verzweiflung und Tod. Doch keine Unterwerfung – niemals! – unter die Fuchtel der Gencoys. Bis zum letzten Atemzug, der letzten Patrone, dem letzten Laserstrahl, mit Klauen und Zähnen – und mit allen Mitteln – Kampf gegen die Gencoys.«
»Das habe ich nie öffentlich gesagt.«
»Ich weiß es«, sagte mir Gann über den Modulator.
Ich dachte, dass bei den Hypnoschulungen einiges aus unserem Unterbewusstsein ausspioniert worden sein musste. Gann erriet meine Gedanken.
»Ihre Intimsphäre ist respektiert worden. Ich weiß, dass Sie einen Gefährten haben, Lady. Doch lassen Sie mich Ihnen sagen, dass Sie auch für einen Arcturier sehr reizvoll sind. Humanoiden können sich untereinander paaren.«
Das haute mich glatt um.
»Soll das ein Angebot sein?«, fragte ich. »Ich bin ja schon oft angebaggert worden, aber so unverblümt selten.«
»Man hat Sie mit einem Planierfahrzeug beeindrucken wollen? Auf die Baggerschaufel nehmen? Ist das die terranische Art der Brautwerbung?«
Manchmal war die Übertragung des Modulators unzureichend. Ich erklärte Gann lachend, was gemeint war.
»Nein, das war kein … hm Baggern , sondern ein Kompliment«, sprach er. »Ich bin ein Prinz von Arcturus, Sohn eines mächtigen Fürsten, Flottenkommandeur, Kämpfer und sehr berühmt als Jäger und Sänger. Meine Beutestücke sind zahllos, der Klang meiner Stimme hervorragend, die Halle meines Ruhmes gut bestückt.«
»Sehr beeindruckend«, sagte ich ironisch. »Daheim in Wilkes Barre, Illinois, wo ich herkomme, hängt noch ein alter Kricketschläger von mir an der Wand. Auch ein paar Siegesurkunden und Pokale von der High School, falls unser Haus noch steht.«
»Wir werden uns nicht aus den Augen verlieren, Lady Snipe. Sie gefallen mir sehr. Doch ich respektiere Ihre Gefühle für Ihren Partner. Bitte erlauben Sie mir, Ihr Freund und Verehrer zu sein, bei aller gebotenen Zurückhaltung. Ich lege Ihnen meine Herzen zu Füßen.«
Ich errötete, was mich ärgerte und verwunderte.
»Einen vierarmigen Boyfriend hatte ich allerdings noch nie«, sagte ich. »Gut, wir sind
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