Gentlemen's Club
Linoleumstellen und auf schwitzendes Mahagoni sehen zu müssen, starrte ich in ein wunderschönes Atrium aus Marmor. Lichtstreifen strömten hinab von einer hellen Kuppel direkt über mir.
»Was sind das für herrliche Düfte?«, fragte ich laut und schnüffelte die würzige Luft ein. »Einmal Bienenwachs, und dann rieche ich auch noch Maiglöckchen.«
Die Frau blieb neben mir stehen und lachte leise. »Korrekt. Sie haben eine empfindliche Nase, genau wie unsere Miss Sugar«, antwortete sie, offenbar leicht amüsiert. »Die Bienenwachspolitur und das Potpourri von Blumendüften sind beide ihre Ideen, und Recht hat sie. Finden Sie nicht auch, dass der erste Eindruck, den man beim Betreten eines Hauses wahrnimmt, entscheidend vom Aroma bestimmt wird? Noch bevor man etwas gesehen oder jemanden gesprochen hat.«
»Absolut«, stimmte ich zu. »Und in diesem Haus trifft es ganz besonders zu.«
Sie und ich standen direkt unter dem Lichteinfall, und ich konnte jetzt sehen, dass er ein kreisrundes Atrium aus weißem Marmor illuminierte sowie mehrere Türen aus Milchscheibenglas. In diesem Kokon aus stillem Luxus war es unmöglich, sich vorzustellen, dass es draußen kalt war und regnete.
»Sie finden Miss Sugar durch diese Tür«, sagte die Frau und wies mit der Hand auf eine der Türen. »Ich bin sehr gespannt, was sie von Ihnen hält. Oder Sie von ihr. Viel Glück.«
Dann war sie weg, schwebte eine Treppe hoch und verschwand im hellen Licht, das durch die Kuppel fiel.
Miss Sugar war so dünn wie eine Nadel und sah so aus, als wäre nichts Süßes, kein Apfel, keine Schokolade, kein Pudding, jemals über ihre Lippen gekommen. Alles an ihr war grau, selbst das Durchsichtige. Ihre Augen, die hinter dicken Brillengläsern auf mich starrten, ihre Kleider, ihre Haut; und wenn man alles zusammen betrachtete, sah sie aus wie ein Geist. Sie schien das helle Licht nicht zu mögen, und den weißen Marmor des Gebäudes auch nicht, denn sie hielt die Jalousien ihres Büros geschlossen, und sie hatte nur eine Lampe eingeschaltet.
Ihre Haare hätten auch grau sein können, aber tatsächlich waren sie von einem blassen, silbrigen Blond und am Hinterkopf zu einem festen Dutt zusammengefasst. Sie war das genaue Gegenteil der üppigen Dame, die mir eben begegnet war, und ganz gewiss war sie auch das Gegenteil von mir.
»Sie haben schon vieles unternommen in Ihrem Leben.« Miss Sugar hielt meinen Lebenslauf hoch und las ihn sehr langsam vor. Sie richtete die dicken Brillengläser auf mich, und ich sah mein Gesicht verzerrt wie ein Fisch.
»Und ich bin noch nicht mal dreißig«, sagte ich. Aber sie lächelte nicht.
»Ich sehe nicht, wie die vielen Reisen, die Engagements als Model und ... eh ... das Reiten ... zu der Rolle passen könnten, die wir hier im Club besetzen wollen.«
»Nun, Sie haben nicht nach meinen Erfahrungen gefragt, als ich wegen eines Bewerbungsgesprächs angerufen habe, deshalb ging ich davon aus, dass sie offen für alle Anfänger sind«, antwortete ich mit einem Hauch von Sarkasmus. Sie brauchte wahnsinnig lange, um zur Sache zu kommen, und mir fiel in diesem Stadium schon auf, dass sie mich nicht mochte.
»Wenn Sie mich wissen lassen, was zu der Rolle gehört, die Sie neu besetzen wollen, könnte ich Ihnen sagen, ob ich die Aufgaben erfüllen kann. Ich kann natürlich tippen«, warf ich ein und zupfte an Chrissies Nadelstreifenjackett. Zwei Knöpfe hatten sich geöffnet oder waren abgesprungen. »Und ich kenne mich mit den meisten Computerprogrammen aus.«
Während sie den Kopf beugte, um meine Referenzen zu studieren, öffnete ich auch die anderen Knöpfe meines Jacketts, damit die Belastung gelindert wurde, aber dann fand ich heraus, dass die Seidenbluse auch nur so gerade geeignet war, meine großen Brüste zu bedecken. Ich war irritiert und fummelte am Rest der Knöpfe. Das einzige Teil meiner Kleidung, das mir passte, war mein BH.
Chrissie konnte nicht wissen - und auch sonst niemand, der mich in der Wildfang-Phase gekannt hatte -, dass ich unter meinen rauen Klamotten immer exquisite Wäsche trug. Es waren die einzigen Tribute, die ich im Laufe der Jahre als Lieblingsfreundin gefordert hatte.
Nach dem ersten Mal hatte der Prinz meinen Körper wie eine kostbare Sendung eines unter dem Einfuhrverbot stehenden Guts ausgepackt und mir dann beigebracht, meinen Körper zu schätzen und richtig anzuziehen, während ich ihm beibrachte, seine Pferde zu schätzen.
Eines muss ich ihm lassen - er hat meinen
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