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Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
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meine Braut; und doch sind sie spitzbübisch genug, mir andre Zwecke unterzuschieben. Kurz, ich sehe Not und Plage voraus und werde soviel gehänselt werden, daß ich zuletzt doch im »Rebstöckel« nachfragen könnte. Aber die Freude, Sie zu sehen, müßt’ ich dann teuer erkaufen, da mir schwerlich der Rückweg dann offen bliebe.
    Die gegen mich bereits erhobene Appellation ist zurückgenommen durch die Minister in Karlsruhe. Ich danke Gott, von dieser Ungewißheit befreit zu sein. Am 10 Februar bin ich nun frei: mit der Weisung, Baden zu verlassen. Ich saß dann 2 ½ Monate und zwar wie Sie richtig annahmen im Amtshause oder Kaufhause, wie der ganze Arcadenwürfel heißt. Behandlung war erst massiv; dann milderte sie sich und endete zuletzt in entschied. Höflichkeit. Erst wollte man mich steinigen, und jetzt bin ich ziemlich populär. Die Deutschen sind wenigstens gutmütig und können Niemanden lange leiden sehen.
    Können Sie denn in Str. vollkommen die deutschen Affairen seit einem halb. Jahre übersehen? Eine Kette von Nichtswürdigkeiten und Dummheiten: die gänzliche innre Auflösung Deutschlands chrakterisierend. Ich will mich nicht in Schutz nehmen, ich weiß, daß ich outriert habe; aber was erlaubte man sich nicht dagegen! Vieles ist sehr versteckt und Sie erfahren es nocheinmal mündlich.
    Ich höre gern von Ihren Beschäftigungen. Eine Novelle Lenz war einmal beabsichtigt. Schrieben Sie mir nicht, daß Lenz Göthes Stelle bei Friederiken vertrat. Was Göthe von ihm in Straßburg erzählt, die Art, wie er eine ihm in Kommission gegebene Geliebte zu schützen suchte, ist auch schon ein sehr geeigneter Stoff.
    Sie studieren Medizin und sind, wie ich höre, an eine junge Dame in Str. gefesselt, von früherher, wo Ihnen die Flucht dorthin sehr willkommen war. So sagte man mir wenigstens in Rödelheim.
    Wenn Sie mir schreiben, so addressieren Sie: Generalconsul Freinsheim in Frankfurt a. M. Wolfseck.
    Freundlich grüßend
    Ihr Gutzkow
    74
    An die Familie
    15. März 1836
    Aus Straßburg nach Darmstadt
    (…) Ich begreife nicht, daß man gegen Küchler etwas in Händen haben soll; ich dachte, er sei mit nichts beschäftigt, als seine Praxis und Kenntnisse zu erweitern. Wenn er auch nur kurze Zeit sitzt, so ist doch wohl seine ganze Zukunft zerstört: man setzt ihn vorläufig in Freiheit, spricht ihn von der Instanz los, läßt ihn versprechen, das Land nicht zu verlassen, und verbietet ihm seine Praxis, was man nach den neusten Verfügungen kann. – Als sicher und gewiß kann ich Euch sagen, daß man vor Kurzem in Bayern zwei junge Leute, nachdem sie seit fast vier Jahren in strenger Haft gesessen, als unschuldig in Freiheit gesetzt hat! Außer Küchler und Groß sind noch drei Bürger aus Gießen verhaftet worden. Zwei von ihnen haben ihr Geschäft, und der eine ist obendrein Familienvater. Auch hörten wir, Max v. Biegeleben sei verhaftet, aber gleich darauf wieder gegen Caution in Freiheit gesetzt worden. Gladbach soll vor einiger Zeit zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt worden sein; das Urteil sei aber wieder umgestoßen, und die Untersuchung fange von Neuem an. Ihr würdet mir einen Gefallen tun, wenn ihr mir über Beides Auskunft gäbet.
    Ich will euch dafür sogleich eine sonderbare Geschichte erzählen, die Herr Jaeglé in den englischen Blättern gelesen, und die, wie dazu bemerkt, in den deutschen Blättern nicht mitgeteilt werden durfte. Der Direktor des Theaters zu Braunschweig ist der bekannte Komponist Methfessel . Er hat eine hübsche Frau, die dem Herzog gefällt, und ein Paar Augen, die er gern zudrückt, und ein Paar Hände, die er gern aufmacht. Der Herzog hat die sonderbare Manie, Madame Methfessel im Kostüm zu bewundern. Er befindet sich daher gewöhnlich vor Anfang des Schauspiels mit ihr allein auf der Bühne. Nun intriguiert Methfessel gegen einen bekannten Schauspieler, dessen Name mir entfallen ist. Der Schauspieler will sich rächen, er gewinnt den Maschinisten, der Maschinist zieht an einem schönen Abend den Vorhang ein Viertelstündchen früher auf, und der Herzog spielt mit Madame Methfessel die erste Szene. Er gerät außer sich, zieht den Degen und ersticht den Maschinisten; der Schauspieler hat sich geflüchtet. –
    Ich kann euch versichern, daß nicht das geringste politische Treiben unter den Flüchtlingen hier herrscht; die vielen und guten Examina, die hier gemacht werden, beweisen hinlänglich das Gegenteil. Übrigens sind wir Flüchtigen und Verhafteten gerade nicht

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