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Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
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dabei hat er die praktische Medizin nicht vernachlässigt. Er macht uns vielen Spaß und es tut mir leid daß ich mich auf ewig von ihm trennen muß. Er spricht originell, naiv holländisch Teutsch.
    Die tournée durch die teutschen Hospitäler und Hörsäle ist für mich nicht so unangenehm wie Du glaubst. Was die Hörsäle betrifft, d. h. die theoretischen Colleg. so gehe ich nicht od. äußerst selten hinein, also fällt dieses weg. Zwei privatissima habe ich. Das eine bei Jäger, ophthalmolog. Operat. mit Übung, einer phacectomie, das andere bei Koletschka: Anatom, patholog – Hier ist nur ein Hospital, Du kannst also denken welche unzähl. v. Leichen sich da vorfinden, so daß man in zwei Monaten alle möglich. Fälle d. Anat. patholog. und viele Fälle med. forens. sehn kann – Diese privatiss. dauern v. 3 – 6-7 Uhr. Morgens besuche ich den Hospital, da gibt es viele Variationen und interessante Gegenstände. Abends gehe ich öfters in das treffliche Burgtheater, od. auf die superben promenaden rings um die Stadt herum – Sonntags mache ich in Gesellschaft excursionen in die Gebirge in den schönsten Gegenden, Baden, Schönbrunn, Laxenburg, Dornbach etc. etc. Dabei habe ich hier eine angenehme interessante Gesellschaft – die ungarischen Weine sind sehr gut, die Cotelettes, Boeuf d’été, Schnitzel etc. etc. ebenfalls, es wird einem hier so behaglich zu Mute daß es selbst Dir und sogar d. pädagogen recht gefallen würde. Freilich würde dieser letztere mit ein. bedeutenden Bauch so groß wie der eines schwangeren Frauenzimmers zurückkehren – Nennst Du dies ein unangenehm Leben?
    Was die politischen Verhältnisse anbelangt so kümmere ich mich wenig darum, od. vielmehr sie genieren mich nicht, denn Fremde können sich in dieser Rücksicht nicht beklagen, sie sind in sehr vieler Hinsicht hier so frei wie in Frankreich – Wenn Du übrigens Dich einige Zeit in Östreich aufhalten würdest, so könntest Du Dich überzeugen daß die hiesige Regierung unter ihrer jetzigen Form notwendig und wohltätig für das Land ist, gänzlich den Bedürfnissen und Begriffen der Untertanen angemessen, denn sie ist durch die öffentliche Meinung sanctioniert. Es wäre lächerlich und unsinnig einem Volk daß sich glücklich fühlt und zufrieden ist eine Form aufzuzwingen die ihm zuwider ist und nicht für dasselbe paßt.
    sed absint politica – Mit d. Cholera hier geht es schlecht sie macht progresse, noch niemalen seit mein. hiesigen Aufenthalt war sie so heftig wie jetzt, und hauptsächlich in der Vorstadt wo ich wohne, und den zwei zunächst gelegenen. Es ist aber nicht nötig mein Lieber daß Du dieses meiner Familie mitteilst, da man in Strasburg noch nicht an die Cholera gewohnt ist so ist es noch daselbst ein rechtes Schreckbild, hier sind die Leute vernünftiger in dieser Beziehung. Heute beläuft sich die Anzahl der Cholera-Kranken im Hospital auf 60-70 (30 darunter sind übrigens mehr od. minder leichte Fälle). Nur Cholerine, die echt charakteristischen exemplare sind in geringerer Anzahl – Ich bleibe hier bis Mitte Juli’s wo ich Juli und August zubringe weiß ich noch nicht bestimmt, wahrscheinlich in Triest Venedig und Mayland – Sept. und Okt. in Würzburg, wenn Du v. Straßburg weg bist so schicke Deine adresse an meinen Bruder – Schreibe ich Dir unterdessen, so schreibe ich Dir über Strasburg mit ein. Couverte.
    Bis jetzt bin ich keineswegs gesonnen sobald definitivement in’s Elsaß zurückzukehren, ich werde später wo möglich v. Paris aus suchen weiter zu kommen. Ich bin das Reisen noch keineswegs müde, auch wäre es noch zu frühe, denn es sind kaum 6 Monate, daß ich von zu Haus weg bin.
    Lambossy hat souteniert wie ich v. Baum erfahren, er wird hoffentlich nächsten Winter in Paris sein, wo ich ihn zu treffen hoffe. Von meinen hiesigen Bekannten werde ich 6–8 wieder in Paris sehn, einige gehn nach Berlin, mehrere davon siehst Du vielleicht in Zürich. Dieses Jahr gehe ich bestimmt nicht nach d. Schweiz, vielleicht später v. Paris aus si diis placet. Vor dem November dieses Jahres komme ich auch nicht nach Strasburg wenn ich überhaupt hin komme also muß ich darauf Verzicht leisten Dich dieses Jahr zu sehn – Ist Baum nicht zu bewegen nächsten Winter nach Paris zu kommen, er hat freilich eine Kette am Fuß und dies ist verflucht unangenehm.
    Was Du mir über den Leichtsinn schreibst, daran hast Du vollkommen recht, wer nicht leichtsinnig ist soll sich Mühe geben es zu werden, es

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