Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)

Titel: Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Büchner
Vom Netzwerk:
ist nichts leer, alles voll Gewimmels. Das Nichts hat sich ermordet, die Schöpfung ist seine Wunde, wir sind seine Blutstropfen, die Welt ist das Grab, worin es fault. Das lautet verrückt, es ist aber doch was Wahres daran.
    Camille : Die Welt ist der Ewige Jude, das Nichts ist der Tod, aber er ist unmöglich. Oh, nicht sterben können, nicht sterben können! wie es im Lied heißt.
    Danton : Wir sind alle lebendig begraben und wie Könige in drei- oder vierfachen Särgen beigesetzt, unter dem Himmel, in unsern Häusern, in unsern Röcken und Hemden. Wir kratzen fünfzig Jahre lang am Sargdeckel. Ja, wer an Vernichtung glauben könnte! dem wäre geholfen. Da ist keine Hoffnung im Tod; er ist nur eine einfachere, das Leben eine verwickeltere, organisiertere Fäulnis, das ist der ganze Unterschied! Aber ich bin gerad einmal an diese Art des Faulens gewöhnt; der Teufel weiß, wie ich mit einer andern zurechtkomme. O Julie! Wenn ich allein ginge! Wenn sie mich einsam ließe! Und wenn ich ganz zerfiele, mich ganz auflöste: ich wäre eine Handvoll gemarterten Staubes, jedes meiner Atome könnte nur Ruhe finden bei ihr. Ich kann nicht sterben, nein, ich kann nicht sterben. Wir sind noch nicht geschlagen. Wir müssen schreien; sie müssen mir jeden Lebenstropfen aus den Gliedern reißen.
    Lacroix : Wir müssen auf unsrer Forderung bestehen; unsre Ankläger und die Ausschüsse müssen vor dem Tribunal erscheinen.

Achte Szene
    Ein Zimmer
    Fouquier. Amar. Vouland.
    Fouquier : Ich weiß nicht mehr, was ich antworten soll; sie fordern eine Kommission.
    Amar : Wir haben die Schurken: da hast du, was du verlangst. (Er überreicht Fouquier ein Papier.)
    Vouland : Das wird sie zufriedenstellen.
    Fouquier : Wahrhaftig, das hatten wir nötig.
    Amar : Nun mache, daß wir und sie die Sache vom Hals bekommen.

Neunte Szene
    Das Revolutionstribunal
    Danton : Die Republik ist in Gefahr, und er hat keine Instruktion! Wir appellieren an das Volk; meine Stimme ist noch stark genug, um den Dezemvirn die Leichenrede zu halten. Ich wiederhole es, wir verlangen eine Kommission; wir haben wichtige Entdeckungen zu machen. Ich werde mich in die Zitadelle der Vernunft zurückziehen, ich werde mit der Kanone der Wahrheit hervorbrechen und meine Feinde zermalmen. (Zeichen des Beifalls.)
    (Fouquier, Amar und Vouland treten ein.)
    Fouquier : Ruhe im Namen der Republik, Achtung dem Gesetz! Der Konvent beschließt:
    In Betracht, daß in den Gefängnissen sich Spuren von Meutereien zeigen, in Betracht, daß Dantons und Camilles Weiber Geld unter das Volk werfen und daß der General Dillon ausbrechen und sich an die Spitze der Empörer stellen soll, um die Angeklagten zu befreien, in Betracht endlich, daß diese selbst unruhige Auftritte herbeizuführen sich bemüht und das Tribunal zu beleidigen versucht haben, wird das Tribunal ermächtigt, die Untersuchung ohne Unterbrechung fortzusetzen und jeden Angeklagten, der die dem Gesetze schuldige Ehrfurcht außer Augen setzen sollte, von den Debatten auszuschließen.
    Danton : Ich frage die Anwesenden, ob wir dem Tribunal, dem Volke oder dem Nationalkonvent Hohn gesprochen haben?
    Viele Stimmen : Nein! Nein!
    Camille : Die Elenden, sie wollen meine Lucile morden!
    Danton : Eines Tages wird man die Wahrheit erkennen. Ich sehe großes Unglück über Frankreich hereinbrechen. Das ist die Diktatur; sie hat ihren Schleier zerrissen, sie trägt die Stirne hoch, sie schreitet über unsere Leichen. (Auf Amar und Vouland deutend): Seht da die feigen Mörder, seht da die Raben des Wohlfahrtsausschusses!
    Ich klage Robespierre, St. Just und ihre Henker des Hochverrats an. – Sie wollen die Republik im Blut ersticken. Die Gleise der Guillotinenkarren sind die Heerstraßen, auf welchen die Fremden in das Herz des Vaterlandes dringen sollen.
    Wie lange sollen die Fußstapfen der Freiheit Gräber sein? Ihr wollt Brot, und sie werfen euch Köpfe hin! Ihr durstet, und sie machen euch das Blut von den Stufen der Guillotine lecken! (Heftige Bewegung unter den Zuhörern, Geschrei des Beifalls.)
    Viele Stimmen : Es lebe Danton, nieder mit den Dezemvirn! (Die Gefangnen werden mit Gewalt hinausgeführt.)

Zehnte Szene
    Platz vor dem Justizpalast
    Ein Volkshaufe.
    Einige Stimmen : Nieder mit den Dezemvirn! Es lebe Danton!
    Erster Bürger : Ja, das ist wahr, Köpfe statt Brot, Blut statt Wein!
    Einige Weiber : Die Guillotine ist eine schlechte Mühle und Samson ein schlechter Bäckerknecht; wir wollen Brot, Brot!
    Zweiter Bürger :

Weitere Kostenlose Bücher