George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
Rollschuhnummer zurück hinter den Vorhang, und wir trollten uns in den Flur.
«Ganz schön gefährlich, diese Lichtschluckerei, was?» George setzte sich auf den Stuhl neben mir und zog seine Schuhe an.
«Allerdings! Und durstig macht es auch.» Gut, Eva, der perfekte Übergang! «Wie sieht’s aus? Wollen wir noch einen Wein trinken gehen?»
George nahm eine schwarze Lederjacke vom Garderobenhaken. «Heute Abend muss ich leider noch arbeiten.»
Großartig! Mal was ganz anderes. Aber so schnell gab ich mich nicht geschlagen. Ich langte in meine Tasche und zog eine Visitenkarte heraus. «Vielleicht ein anderes Mal?»
Mister Clooney nickte. «Gerne!»
Mein Herz machte einen Hüpfer, und ich drückte ihm die Karte in die Hand. «Hier, die Handynummer ist auch mit drauf. Ich würde mich sehr freuen!»
George überflog die Karte und sah mich auf eine Art an, dass mein Herz kurz aussetzte. «Danke … Eva. Ich melde mich ganz bestimmt!»
Im nächsten Moment standen wir schon im Treppenhaus.
«Tja, also dann bis …», begann George, aber ich schüttelte den Kopf.
«Ich gehe noch kurz mit runter», sagte ich. «Es wollte mir noch jemand etwas in den Briefkasten werfen!»
Nachdem ich festgestellt hatte, dass die angeblich versprochene Sendung nicht angekommen war, öffnete ich die Haustür.
«Wirklich schade, dass du arbeiten musst. Gleich hier um die Ecke ist ein toller Biergarten!»
Es war ein lauer Abend, und ich hätte etwas dafür gegeben, mit diesem Mann unter einem Kastanienbaum zu sitzen. Ach was. Ich würde den Abend sogar mit ihm im dreckigsten Kellerloch verbringen, wenn er nur bei mir wäre.
Er lächelte mich ein weiteres Mal an, und meine Gefühle drehten Loopings. «Ich verspreche dir, dass ich mich so bald wie möglich melde!»
Ein paar Meter weiter hupte es. In einem schwarzen BMW saß eine außerordentlich hübsche Rothaarige, die George genervt zuwinkte.
«Huch, ich muss los», sagte mein Traumprinz. «Also, bis bald!» Dann stieg er ein, und der Wagen fuhr mit quietschenden Reifen davon.
War das zu fassen? George versuchte gar nicht erst, die Existenz eines Mäuschens vor mir geheim zu halten. Obwohl, ein Mäuschen war das nicht gewesen. Eher eine Raubkatze.
Aber wenn er auf solche Frauen stand, warum flirtete er dann mit mir? In düsterer Stimmung drehte ich mich um und wollte gerade die Treppe zur Wohnung hochlaufen, als meine Mutter mir von oben entgegenkam.
«Sag mal, bist du noch zu retten?», rief sie. «Du lässt es zu, dass deine Tante sich wildfremden Männern in die Arme wirft?»
«Moment mal», fing ich an, aber ohne jede Chance.
«Da können Serienmörder dabei sein!», fauchte meine Mutter. «Kaum ist Renate bei dir eingezogen, setzt du ihr Flöhe ins Ohr und zeigst ihr auch noch, wie sie an diese Dunkelmänner herankommt. Das ist unverantwortlich!»
Serienmörder! Dunkelmänner! Jedenfalls wusste ich jetzt endlich, wem ich meine überbordende Phantasie verdankte.
Ich lehnte mich an die Wand und ließ meine Mutter weiter lamentieren. Bei den Worten «Und ich verlange von dir, dass du diesem schändlichen Treiben Einhalt gebietest!» reichte es mir aber.
«MO-MENT mal!», rief ich mit der geballten Kraft meiner frisch gestärkten Lungen. «Wir waren so nett, Tante Renate auf deinen ausdrücklichen Wunsch bei uns aufzunehmen, aber damit ist unser Bedarf an durchgeknallten Mittfünfzigerinnen für den Moment auch ausreichend gedeckt! Teile deine Vorstellungen, wer was wie wo zu machen hat, doch bitte in der nächsten Zeit zur Abwechslung mal jemand anderem mit!»
Meine Mutter starrte mich verblüfft an. «Ich, äh … Ja, wenn …», begann sie, aber ich schüttelte den Kopf.
«Lass einfach dein Licht leuchten», sagte ich streng. «Und zwar kosmisch, wenn es geht.» Damit ließ ich sie stehen und stapfte wütend nach oben.
«Hey! Wie ist es gelaufen?» Bettina kam mit einem Tablett aus der Küche. «Du hast gerade deine Mutter verpasst.»
«Von wegen verpasst», sagte ich. «Sie hat mich unten an der Haustür gestellt und mich wegen Renate zur Schnecke gemacht. Aber irgendwie war das ganz hilfreich.»
Bettina sah mich fragend an.
«Ich hatte gerade gesehen, wie George mit einer hübschen Frau in einem BMW davonfuhr, und da sind mir bei der bescheuerten Gardinenpredigt meiner Mutter die Sicherungen rausgeflogen, und ich habe ihr zum ersten Mal in meinem Leben herzhaft die Meinung gegeigt.»
Ich hielt Bettina die Tür zur Dachterrasse auf.
«He, du machst dich
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