George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
mitkommen? Mit Rohrbrüchen kenne ich mich aus!»
Nun war Bettina an der Reihe, verblüfft zu gucken.
«Um Gottes willen, nein! Äh, ich meine, vielen Dank, aber der Installateur ist bereits vor Ort.» Dann zog sie Renate vom Stuhl hoch, dirigierte sie zur Garderobe, und eilig verließen die beiden das Lokal.
Ende der Vorstellung. Ich zahlte und kehrte erleichtert in mein schönes, stilles, Horst- und tantenfreies Büro zurück.
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Kapitel 7
Auch an diesem Mittwoch wurde es irgendwann Abend, obwohl ich zwischen Schmausefalle und Schreibtisch den Glauben daran längst verloren hatte. Um fünf fuhr ich meinen Computer herunter, radelte nach Hause und verbrachte die anschließenden Stunden im Bad. Mir war schon klar, dass man zum richtigen Atmen auch ungeduscht, ungeschminkt und mit unrasierten Beinen gehen konnte, aber sicher stellte sich der Erfolg viel eher ein, wenn man gründlich vorbereitet war.
Zum Glück musste ich nur die Treppen hinuntergehen. Hätte ich weiter laufen müssen, wäre ich garantiert schon nach hundert Metern lang aufgeschlagen, so sehr zitterten mir die Knie.
«Reiß dich zusammen, Eva!», flüsterte ich und holte vor der Praxistür ein letztes Mal tief Luft, ehe ich sie öffnete. Die Stunde der Wahrheit war gekommen. Und George auch! Er stand direkt vor mir.
«Ha!», entfuhr es mir. Ich atmete nochmals tief durch und schickte ein «Ich meine ‹Hallo›!» hinterher.
«So sieht man sich wieder!» Herr Clooney strahlte. Oder bildete ich mir das nur ein?
Er sah in seiner Jogginghose und dem schwarzen Muskelshirt hinreißend aus, und ich hätte ihn am liebsten auf der Stelle mit nach Hause genommen. Leider war ich ganz offensichtlich nicht die Einzige mit solchen Ambitionen. Im Flur standen einige Kursteilnehmerinnen, die ihn anschauten, als würden sie nur noch über die richtige Verpackungsart nachdenken. Zum Glück sahen auch alle so aus, als würde zu Hause schon seit vielen Jahren ein Ehemann auf sie warten.
«Ich muss noch schnell zur Information», stammelte ich. «Fragen, wie mein Assistent heißt.»
«Ach so», sagte George, während er seine Schuhe auszog. «Ich wusste gar nicht, dass wir einen brauchen. Da komme ich gleich mal mit.»
Nervös kichernd ging ich zur Theke, wo die Ziege von gestern saß.
«Und?», fragte ich. «Ist noch etwas mit meinem Assistenten herausgekommen? Mein Name ist Eva Schumann.»
Sie kniff ihre schwarz geschminkten Augen zusammen und zischte: «Ihr Aszendent ist Waage, falls Sie das meinen!»
Ich drehte mich zu George um. «Aszendent! Das war es.»
Er sah mich verblüfft an.
«Hast du dir denn eine Quittung geben lassen?», fragte er dann unvermittelt. «Ich meine nur. Man weiß nie, wie man die noch mal verwenden kann.»
«Stimmt», sagte ich zur Kajalziege. «Die brauche ich für die Steuer.» Ich wandte mich wieder an George. «Ich mache nämlich Recherchen für meine Arbeit.»
«So ein Zufall, ich auch!», sagte George mit gedämpfter Stimme und kam mir dabei so nahe, dass ich seinen Atem auf meiner Wange spürte. Leider blieb er nicht lange so, sondern fragte im Plauderton weiter: «Was machst du denn?»
«Ich, äh, übersetze gerade ein Buch, in dem solche Gruppen vorkommen», phantasierte ich drauflos. «Da ist es immer gut, die Atmosphäre mal kennenzulernen, nicht wahr? Dann kann man sich besser in den Text hineinversetzen.»
«Verstehe ich gut», sagte George. «Aus welchen Sprachen übersetzt du denn?»
«Aus dem Englischen und dem Niederländischen», krächzte ich.
«Ach, das ist ja interessant. Und? Hast du viel zu tun?»
«Ich kann mich nicht beklagen.»
Wieder lachte er, und in meinem Bauch flatterten ganze Horden von Schmetterlingen. Gleich würde ich abheben …
Das Mädchen knallte mir die Quittung hin. «Bitte sehr!»
«Vielen Dank», sagte ich und wollte George gerade fragen, in welchem Rahmen er denn recherchierte, als ich sah, dass die meisten Kursteilnehmer bereits in den Raum nebenan gegangen waren.
«Dann wollen wir doch auch mal.» Sanft schob George mich in den Veranstaltungsraum, und ich fürchtete, dass die Stelle unter seiner Hand gleich Blasen werfen würde.
Die anderen Kursteilnehmer hatten sich in einem Kreis aufgestellt. Sieben Frauen mittleren Alters, die meisten hatten die Augen geschlossen, und ein Mann, der mit dicken Händen kreisende Bewegungen vollführte.
Wir stellten uns dazu, und ich nahm den Raum in Augenschein. Hier und da hingen Glöckchen von der Decke, und
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