George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
herein.
«Kannst rauskommen, Bruno! Leo flitzte eben von dannen, als ob der Teufel hinter ihm her wäre», sagte sie.
«Viel Spaß im prallen Leben!», riefen Erna und ich ihm nach.
Nun waren wir nur noch zu zweit.
«Ach, Herzchen, was würde ich jetzt für eine Zigarette geben», seufzte Erna.
Ich konnte sie verstehen, war aber heilfroh, dass sie keine dabei hatte. Ernas Fluppen waren von ähnlicher Qualität wie ihr Spezialkaffee, und wenn sie in der engen Kammer auch nur einen einzigen Zug gemacht hätte, wären meine ersten Schritte in Richtung Lungenentspannung für die Katz gewesen.
Plötzlich polterte etwas gegen die Tür. «Was war das?», flüsterte ich. Erna zuckte die Schultern.
Da hörte ich eine mir bekannte Frauenstimme. «Weißt du, dass ich dich ziemlich süß finde?»
«Und ich finde dich zum Anbeißen», erwiderte darauf eine Bassstimme. «Ich wusste gar nicht, dass Eva eine so süße Mitbewohnerin hat.»
Wir hörten, wie jemand mit dem Rücken an unserer Tür hin und her rieb.
«Das ist meine Mitbewohnerin Bettina», flüsterte ich.
«Die Blonde mit dem Trauerfall in der Familie?», fragte Erna, und ich nickte.
«Die Arme. Sie ist gerade dabei, sich die nächste Tragödie anzulachen», brummte die Sekretärin. «Franz ist ein netter Kerl, aber er hat schon die Mädchen im Sandkasten zum Heulen gebracht.»
Vor der Tür ging die Knutscherei in die nächste Runde, und wir hörten erneut Franz’ Stimme: «Was meinst du, wollen wir es wie Boris Becker machen und in die Besenkammer gehen?»
Nun wurde es Erna zu bunt. Sie öffnete die Tür und jagte den beiden einen gewaltigen Schrecken ein. «Das werdet ihr mal hübsch bleibenlassen!», sagte sie resolut. «Wir waren zuerst hier. Außerdem wird der Aufenthalt in Besenkammern generell überbewertet. Schaut lieber nach, ob Evas Tante und ihr Typ schon verschwunden sind.»
«Und ob sie es geschafft haben, den Gurkenmann zu vergraulen», rief ich aus dem Hintergrund.
Erna knallte die Tür zu und nahm wieder auf dem blauen Putzeimer Platz. Der erinnerte mich an etwas.
«Ach, Erna, was würde ich jetzt für eine Toilette geben», seufzte ich.
Gefühlte fünf Ewigkeiten später kam endlich die ersehnte Entwarnung, und wir konnten unser Gefängnis verlassen. Erna zündete sich als Erstes eine Zigarette an, während ich zur Toilette rannte. Kaum saß ich, hörte ich, wie zwei Frauen hereinkamen und sich ans Waschbecken stellten.
«Hast du das vorhin mit der älteren Dame mitgekriegt?», fragte Stimme eins.
«Was denn?» Stimme zwei knipste ihre Handtasche auf.
«Na, wie sie diesen halbglatzigen Typen zur Schnecke gemacht hat. Anscheinend wollte er sich an ihre Nichte ranmachen, und sie hat ihn sich zur Brust genommen. ‹In meiner Familie legt man keinen Wert auf die Bekanntschaft mit Perversen!›, hat sie ihn angefaucht.»
Ich musste zugeben, sie traf Renates Tonfall ausgesprochen gut!
«Der arme Kerl wusste überhaupt nicht, wie ihm geschah, und ist dann bald gegangen.» Nummer eins kicherte.
«Ja, es ist echt schlimm heutzutage», seufzte Stimme zwei. «Die Welt scheint nur noch aus Schwerenötern und Idioten zu bestehen. Ich jedenfalls weiß, warum ich Single bleibe!»
Am Ende war noch eine kleine Runde übrig: Erna, Bruno, Antonia und Nicklas, Katharina und ich.
«Morgen nehmen wir zuerst Renate in die Zange und schmieden dann einen todsicheren Plan, wie wir Vinzenz-Eduard hochgehen lassen», versprach Antonia. «Dem wird es noch so was von leidtun für jede Frau, die er betrogen hat.»
«Dein Wort in unser aller Ohr, meine Liebe!» Erna hob leicht wankend ihr Glas. «Wir werden dieses Scha-wein bluden lassen!» Sie rülpste leise. «Dieses Scha-wein!»
In diesem Augenblick meldete sich mein Handy. Eine SMS. Von George? Als ich es aufklappte, sah ich, dass mittlerweile eine Menge Nachrichten eingegangen waren. Aber leider keine von George, sondern alle von Leo, der wissen wollte, wo Bruno denn steckte.
«Und jetzt?» Ich zeigte Bruno das Display.
«Ganz einfach», sagte er grinsend. «Jetzt entschuldigst du dich, dass du die SMS anscheinend an die falsche Nummer geschickt hast, und schreibst, dass du nun auch kapierst, warum dein Freund noch nicht aufgetaucht ist.»
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Kapitel 13
«Na? Wie lief es mit Franz?» Ich war gerade dabei, den Frühstückstisch zu decken, als Bettina hereinkam.
«Gut.» Sie grinste und gähnte herzhaft. «So wie Sex sein sollte: befriedigend und unkompliziert. Und was wird
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