George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
hockte. «Cobra 11 ist unterwegs, Herr Theodor», sagte ich. «Wenn Boris B. auftauchen sollte, dirigieren wir ihn in den Fahrradkeller, okay?»
Bruno war nicht nach Scherzen zumute. «Mir egal. Hauptsache, ihr schafft mir diesen Mann vom Hals.»
Im Flur winkte mir Bettina zu. «Schön hier», sagte sie zufrieden. «Und dieser Typ da …» Sie zeigte unauffällig auf Franz. «Der ist richtig nett! Vielleicht machen wir mal ein Kochbuch zusammen.»
«So nennt man das jetzt?» Ich grinste.
Als ich mich umdrehte, kam Erna auf mich zu. «Habt ihr Leo schon erledigt?»
«Schätzchen, ist diese Frau da vorne deine Tante?» Sie zog nervös an ihrer Zigarette.
Ich schaute an den vielen Leuten vorbei und sah Tante Renate mit einem grauhaarigen Herrn in der Haustür stehen. «Ja, das ist sie. Und der Mann müsste Vinzenz sein.»
«Wer’s glaubt, wird selig.» Erna hatte einen Blick in den Augen, den ich in dieser Intensität noch nie bei einem Menschen gesehen hatte: rasende Mordlust.
«Wie meinst du das?», fragte ich vorsichtig.
Erna drückte sich an Bettinas Rücken und spähte ihr auf Zehenspitzen über die Schulter, was sie jedoch keineswegs unsichtbar machte. Es wirkte eher, als würde ein ziemlich dicker Paradiesvogel hinter einer schlanken Birke den Bauch einziehen.
«Erinnerst du dich, was ich mit dem Mann machen wollte, der mich mal um meine gesamten Ersparnisse gebracht hat? Für den Fall, dass ich ihn noch einmal wiedersehe?», zischte sie.
Ich nickte.
«Nun ist die Stunde der Rache gekommen …»
Ich erstarrte. «Ist Renates Freund etwa …»
«Eduard!» Ernas Gesicht sackte förmlich in sich zusammen. «Dieses Schwein!»
«Ach du Scheiße. Meinst du die Geschichte mit dem Heiratsschwindler?», fragte Bettina.
Ich nickte. «Oh Gott! Und Tante Renate ist so verliebt …»
«Das sind sie alle am Anfang», sagte Erna grimmig. «Bis sie pleite sind.»
Bettina stemmte beide Hände in die Seiten. «Da hat er die Rechnung aber diesmal ohne uns gemacht. Wäre doch gelacht, wenn wir den nicht zur Strecke bringen.» Sie überlegte kurz. «Aber dafür brauchen wir einen guten Plan. Solange er mit Renate rummacht, wissen wir immerhin, was er treibt. Aber Sie sollte er heute Abend unter keinen Umständen hier entdecken.»
«Tja», sagte ich. «Da wüsste ich doch den idealen Rückzugsort, Sekt und gute Gesellschaft garantiert.»
Und damit schob ich Erna sanft, aber bestimmt in die Besenkammer.
Nachdem wir auf Ernas Protest hin jede Menge Prosecco und Häppchen hinterhergeschoben hatten, nahm ich erneut Kurs auf die Toilette. Diesmal kam mir meine Tante in die Quere. Sie zog den kriminellen Vinzenz-Eduard hinter sich her und strahlte wie ein Kind, dem die Keksdose vor die Füße gefallen war.
«Evchen, ich muss dir unbedingt jemanden vorstellen!», sagte sie aufgeregt. «Das ist Vinzenz!»
Der Mann, der mir die Hand entgegenstreckte, war eine imposante Erscheinung, das musste ich zugeben. Ich verstand, dass er Tante Renate gefiel: Er war groß und hatte dunkle Augen. Sein gewelltes graues Haar bildete einen interessanten Farbkontrast zu den schwarzen Brauen.
«Freut mich sehr, Sie kennenzulernen», sagte er mit einer angenehm tiefen Stimme. «Ihre Tante hat schon so viel von Ihnen erzählt!»
«Na, hoffentlich nichts Schlimmes!», sagte ich nervös. Ich im Gegenzug wusste ja leider schon Schlimmes genug über ihn. Meine Tante nahm mich vergnügt in den Arm. «Ach Unsinn, Evchen, du bist doch mein Engel, meine Retterin in der Not.» Sie wandte sich an Vinzeduard. «Wärst du so nett, uns ein Glas Sekt zu holen, damit wir auf diesen schönen Abend anstoßen können?» Der Verbrecher machte sich brav auf den Weg, und ich bemerkte entsetzt Renates schmachtenden Blick, den sie ihm hinterherschickte.
«Ich bin ja so glücklich!», seufzte sie. «Und du wirst es auch gleich sein. Ich habe eine kleine Überraschung für dich!» Sie lachte verschmitzt.
«Was denn?», sagte ich misstrauisch. Von Überraschungen hatte ich im Moment die Nase gestrichen voll.
«Ich sollte es eigentlich nicht verraten, aber … vorhin war nämlich ein ganz reizender Mann bei uns an der Wohnungstür.» Tante Renate zwinkerte mir verschwörerisch zu.
Ich erstarrte. George! Da kam er spontan vorbei, weil ich mich auf seinen Anruf nicht gemeldet hatte … vielleicht mit Blumen, wahrscheinlich sogar einem Dutzend langstieliger roter Rosen … und dann hatte statt meiner Tante Renate ihm geöffnet, und es war …
«Es war ein
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