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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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dieses Eingeständnis etwas Demütigendes, was es womöglich
auch war.
    Ardery erhob sich. »Danke«,
sagte sie. »Ich habe nicht vor, ihm Angst einzujagen.« Und seiner Anwältin
erklärte sie: »Sobald wir ihn in Gewahrsam haben, rufe ich Sie an und teile Ihnen
mit, wo er sich befindet. Wir werden nicht mit ihm reden, ehe Sie eintreffen.
Rufen Sie den Spezialisten an, und bringen Sie ihn mit.«
    »Ich möchte ihn sehen«, sagte
Hiro Matsumoto.
    »Selbstverständlich. Das
werden wir arrangieren.« Sie nickte ihm zum Abschied zu und bedeutete Lynley,
dass sie sich auf den Weg machen würden.
    Lynley sagte zu dem Cellisten:
»Sie haben das Richtige getan, Mr. Matsumoto. Ich weiß, dass es nicht leicht
für Sie war.« Am liebsten hätte er noch mehr gesagt. Er fühlte sich dem Mann
verbunden, weil sein eigener Bruder in der Vergangenheit schwerwiegende
Probleme gehabt hatte. Aber Peter Lynleys Probleme mit Alkohol und Drogen waren
vergleichsweise geringfügig gewesen, daher sagte er nichts weiter.
     
    Auf dem Weg zu ihrem Wagen
zückte Ardery ihr Handy. Sie hätten ihren Mann, erklärte sie DI Haie knapp.
»Fahren Sie sofort nach Covent Garden, und nehmen Sie ein Team mit. Fünf Mann
dürften reichen. Verteilen Sie sich, suchen Sie nach einem Japaner mittleren
Alters, der auf einer Geige fiedelt. Kreisen Sie ihn ein, aber nähern Sie sich
ihm nicht. Er ist komplett verrückt und gefährlich. Geben Sie mir seinen
genauen Standort durch. Ich bin unterwegs.«
    Sie klappte ihr Handy zu und
wandte sich an Lynley. »Schnappen wir uns den elenden Dreckskerl.«
    Er wirkte überrascht oder
bestürzt oder irgendetwas, das sie sich nicht erklären konnte.
    »Der Typ ist
höchstwahrscheinlich ein Mörder, Thomas«, sagte sie.
    »Ganz recht, Chefin«, sagte er
höflich.
    »Wie bitte? Sollen die doch
ihren gottverdammten Psycho-was-weiß-ich-Experten anschleppen! Ich werde kein
Wort mit ihm reden, bis Miss Stiletto auf seinem Schoß sitzt. Aber ich werde
nicht riskieren, dass er uns durch die Lappen geht.«
    »Ich erhebe keine Einwände.«
    Aber sie wusste genau, dass er
irgendetwas einzuwenden hatte, und sie ließ nicht locker. »Haben Sie vielleicht
einen besseren Vorschlag?«
    »Keineswegs.«
    »Herrgott noch mal, Thomas,
wenn wir zusammenarbeiten wollen, dann werden Sie mir gefälligst offen sagen,
was Sie denken, und wenn ich Ihnen den Arm umdrehen muss.«
    Sie standen an ihrem Wagen,
und er zögerte. Wenigstens, dachte sie, hatte sie ihm abgewöhnt, ihr die Tür zu
öffnen.
    »Sind Sie sich da ganz
sicher?«, fragte er.
    »Natürlich bin ich mir sicher.
Warum sollte ich es sonst sagen? Ich will wissen, was Sie denken, und ich will
es wissen, sobald es Ihnen in den Sinn kommt.«
    »Also gut. Haben Sie ein
Alkoholproblem?«, fragte er.
    Es war nicht das, was sie
erwartet hatte. Sie hätte darauf gefasst sein müssen, aber sie war es nicht,
und daher explodierte sie. »Ich hab einen verdammten Wodka Tonic getrunken!
Sehe ich aus, als wäre ich volltrunken?«
    »Und vor dem Wodka Tonic?«,
fragte er. »Chefin, ich bin kein Idiot. Ich nehme an, Sie haben das Zeug in
Ihrer Handtasche. Wodka, vermute ich, weil die meisten Leute annehmen, er sei
geruchlos. Außerdem benutzen Sie ständig Pfefferminzbonbons, Kaugummis und
alles Mögliche, um Ihre Fahne zu verbergen.«
    »Sie sind nicht bei Trost,
Inspector Lynley«, sagte sie eisig. »Und zwar dermaßen, dass ich Sie dazu
verdonnern sollte, in South London Streife zu laufen.«
    »Das kann ich verstehen.«
    Am liebsten hätte sie ihn
geohrfeigt. Doch dann wurde ihr klar, dass ihn das nicht beeindrucken würde.
Dass es ihn wahrscheinlich noch nie beeindruckt hatte, wenn ihm mit Strafe gedroht
wurde. Er war anders als die anderen, weil er den Job nicht brauchte, und wenn
man ihm den Job nahm oder ihm damit drohte oder sich ihm gegenüber auf eine
Weise benahm, die sein aristokratisches Missfallen erregte, dann konnte er einfach
gehen und sich den Dingen widmen, denen die Lords und Earls dieses verdammten
Königreichs sich eben widmeten, wenn sie nicht einer anderen einträglichen
Beschäftigung nachgingen. Der Gedanke war mehr als unerträglich für sie. Es
machte ihn unberechenbar, weil er niemandem gegenüber loyal sein musste.
    »Steigen Sie ein«, sagte sie.
»Wir fahren nach Covent Garden.«
    Schweigend fuhren sie südlich
der Kensington Gardens in Richtung Hyde Park. Sie brauchte einen Drink. Der
Wodka Tonic war ein typischer Hotel-Wodka-Tonic gewesen: ein guter Fingerbreit
Wodka

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