George, Elizabeth
abruptes Ende gesetzt, als jemand vom Sicherheitspersonal sie
bemerkte und verscheuchte. Schließlich war noch Schulzeit (die
Überwachungskameras geben als Zeit 10:30 Uhr an), und der Angestellte drohte
ihnen, die Polizei zu rufen und die Schule zu verständigen, falls sie sich noch
ein Mal dort blicken ließen. Der Polizei gegenüber sagte der Mann aus, er habe
»die Rotzlöffel nicht mehr wiedergesehen«, was vermutlich nicht der Wahrheit
entspricht, sondern ein Versuch war, sich von Schuld und Verantwortung
freizusprechen. Denn die Jungen gaben sich nicht die geringste Mühe, sich vor
ihm zu verstecken, nachdem sie den Spielsalon verlassen hatten, und hätte er
seine Drohung wahr gemacht, wären sie nie auf den kleinen John Dresser
gestoßen.
John Dresser - oder Johnny,
wie er von der Boulevardpresse genannt wurde - war zweieinhalb Jahre alt. Er
war das einzige Kind von Alan und Donna Dresser, und an Werktagen wurde er
normalerweise von seiner achtundfünfzigjährigen Großmutter gehütet. Er konnte
schon gut laufen, aber wie viele männliche Kleinkinder lernte er nur langsam
sprechen. Sein Wortschatz bestand hauptsächlich aus »Mama«, »Pa« und »Lolly«
(der Hund der Familie). Seinen eigenen Namen konnte er nicht sagen.
An diesem Tag war seine
Großmutter nach Liverpool zu einem Spezialisten gefahren, um ihre drastisch
schlechter werdenden Augen untersuchen zu lassen. Da sie nicht selbst Auto
fahren konnte, ließ sie sich von ihrem Mann dorthin bringen. So waren Alan und
Donna Dresser bei der Betreuung ihres Kindes auf sich gestellt. Wenn dies der
Fall war (was hin und wieder vorkam), wechselten sie sich bei dieser Aufgabe
ab, da es schwierig war, sich dafür einen Tag freizunehmen. (Donna Dresser war
damals Chemielehrerin an einer weiterführenden Schule, Alan arbeitete als
Jurist für Immobilienangelegenheiten.)
Die Dressers waren in jeder
Hinsicht gute Eltern, und John war ein lang ersehntes Wunschkind. Während der
Schwangerschaft, die Donna lange verwehrt geblieben war, hatte die junge Frau
sich sehr geschont und alles getan, um ein gesundes Kind zur Welt zu bringen.
Auch wenn sie von der Öffentlichkeit scharf kritisiert wurde, weil sie als
berufstätige Mutter das Kind an jenem Tag in die Obhut ihres Mannes gegeben
hatte, kann kein Zweifel daran bestehen, dass sie John eine liebevolle Mutter
war.
Alan Dresser nahm den Kleinen
gegen Mittag mit in die Barriers. Er setzte John in den Buggy und ging die
achthundert Meter von zu Hause dorthin zu Fuß. Die Dressers wohnten im
Mountbatten Housing Estate. In dieser exklusivsten und vom Einkaufszentrum am
weitesten entfernt liegenden Siedlung hatten die Dressers vor Johns Geburt eine
Vierzimmerdoppelhaushälfte gekauft. Am Tag von Johns Verschwinden waren sie
noch immer dabei, eines der beiden Bäder zu renovieren. Der Polizei gegenüber
erklärte Alan Dresser, er sei auf die Bitte seiner Frau hin zu Stanley
Wallingford's gegangen, einem kleinen Laden für Malerbedarf im zu den Gallows
hin gelegenen Teil des Einkaufszentrums, um Farbproben zu besorgen. Außerdem
habe er mit seinem Sohn »ein bisschen frische Luft schnappen« wollen, ein
verständliches Bedürfnis nach zwei Wochen Regen.
In dem Malergeschäft versprach
Alan Dresser seinem Sohn, mit ihm zu McDonald's zu gehen. Dies scheint
zumindest zum Teil dem Versuch geschuldet gewesen zu sein, den kleinen Jungen
zu beruhigen, eine Annahme, die durch die Aussage des Angestellten in dem
Malergeschäft gestützt wird, der angab, John habe unüberhörbar gequengelt und
in seinem Buggy herumgezappelt, während sein Vater sich die Farbproben geben
ließ und verschiedene für die Renovierung notwendige Materialien kaufte. Als
die beiden schließlich bei McDonald's eintrafen, war John außer Rand und Band
und der Vater mit seiner Geduld am Ende. Alan Dresser war nicht grundsätzlich
abgeneigt, seinem Sohn »einen Klaps auf den Po zu geben«, wenn dieser sich in
der Öffentlichkeit nicht ordentlich benahm. Die Tatsache, dass er dabei
beobachtet wurde, wie er vor der McDonald's-Filiale seinem Sohn einen kräftigen
Schlag auf den Hintern verpasste, führte zu einer Verzögerung bei den
Ermittlungen, nachdem John verschwunden war, wenn auch nicht anzunehmen ist,
dass die Ereignisse des Tages durch eine sofortige Suche nach dem Jungen einen
anderen Verlauf genommen hätten.
Während lan Barker im Verhör
erklärte, es habe ihn nicht gestört, dass er bei den imaginären Videospielen
ausgeschlossen worden war,
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