George, Elizabeth
sich als vergleichsweise schwierig, weil der Zaun zu
diesem Reihenhaus intakt war. Die Vermutung scheint berechtigt, dass von dem
Punkt an die Situation eskalierte, als zwei der Jungen (lan und Reggie, laut
Michael; lan und Michael, laut Reggie; Reggie und Michael, laut lan) hinüberkletterten,
den Kinderwagen stahlen, ihn über den Zaun wuchteten und auf den Weg warfen.
Dort schoben sie sich gegenseitig in dem Wagen herum, bis sie des Spiels
überdrüssig wurden und den Wagen in den Kanal warfen.
Aus Michael Spargos Verhör
geht hervor, dass lan Barker zu diesem Zeitpunkt meinte: »Pech, dass kein Baby
drin war. Das hätte 'nen schönen Platscher gemacht.« lan Barker leugnete das.
Als Reggie Arnold danach gefragt wurde, kreischte er hysterisch: »Da war nie 'n
Baby! Mum, da war kein Baby!«
Michaels Aussage zufolge
äußerte lan im weiteren Verlauf, »wie geil es war, irgendwo 'n Baby
herzukriegen«. Sie könnten es, so sein Vorschlag, »zur Brücke über der West
Town Road mitnehmen und von da kopfüber auf die Straße fallen lassen. Da würden
das Blut und das Hirn nur so spritzen. Das hat er gesagt«, berichtete Michael.
Er beharrte wiederholt darauf, gegen diese Idee protestiert zu haben, so als
ahnte er, wohin das Verhör durch die Polizei führen würde.
Schließlich verloren die
Jungen die Lust, noch weiter am Kanal zu spielen, lan Barker, so gab Michael
gegenüber der Polizei an, sei derjenige gewesen, der vorschlug »abzuhauen« und
in die Barriers zu gehen.
Es ist bemerkenswert, dass
keiner der Jungen leugnete, an jenem Tag in dem Einkaufszentrum gewesen zu
sein, auch wenn alle wiederholt ihre Geschichte änderten, sobald die Rede
davon war, was sie dort getan hatten.
Die Einkaufspassage West Town
Road Arcade wird im Volksmund schon so lange nur »Barriers« genannt, dass sich
kaum noch jemand an den ursprünglichen Namen erinnert. Der Name kam auf, weil
das Einkaufszentrum eine Art Barriere zwischen der trostlosen Welt der Gallows
und einem bürgerlichen Viertel aus Ein- und Zweifamilienhäusern bildet, zu dem
die Siedlungen Windsor, Mountbatten und Lyon Housing Estates gehören.
Von den vier Eingängen des
Einkaufszentrums werden vorwiegend die beiden benutzt, die den Bewohnern der
Gallows und denjenigen des Windsor Estate am nächsten liegen. Die Geschäfte an
diesen Eingängen lassen auf deprimierende Weise Rückschlüsse auf ihre Kundschaft
zu. Auf der Seite der Gallows beispielsweise finden sich ein
William-Hill-Wettbüro, zwei Spirituosengeschäfte, ein Tabakladen, ein
Ramschladen und mehrere Schnellrestaurants, die Fish and Chips, Backkartoffeln
und Pizza anbieten. Auf der zum Windsor Estate gelegenen Seite dagegen gibt es
einen Marks & Spencer, Boots, Russell and Bromley, Accessorize und Ryman's
sowie kleine Einzelhandelsgeschäfte für Unterwäsche, Süßwaren, Tee und
Bekleidung. Natürlich kann jeder das Einkaufszentrum von den Gallows her
betreten, die Passagen durchwandern und einkaufen, wo es ihm beliebt. Allgemein
gilt jedoch: Wer der Arbeiterklasse angehört, arm ist oder Sozialhilfe bezieht,
wird sein Geld in erster Linie für cholesterinhaltiges Essen, Tabak, Alkohol
oder fragwürdige Wetten ausgeben.
Alle drei Jungen sagten
übereinstimmend aus, dass sie nach Betreten des Einkaufszentrums zielstrebig
die Spielothek im Zentrum der Passage aufsuchten. Sie hatten zwar kein Geld,
aber das hielt sie nicht davon ab, den Jeep im »Lets Go Jungle«-Videospiel zu
fahren und den »Ocean Hunter« auf der Suche nach Haien »zu fliegen«. In diesem
Zusammenhang ist die Tatsache interessant, dass diese interaktiven Videospiele
nur für zwei Spieler angelegt sind. Da die Jungen, wie bereits erwähnt, kein
Geld hatten, taten sie nur so, als würden sie spielen, wobei Michael und Reggie
die Joysticks bedienten und lan das Nachsehen hatte. Er behauptete, es habe ihn
nicht gestört, ausgeschlossen zu sein. Alle drei beteuerten, es habe ihnen
nichts ausgemacht, dass sie kein Geld für die Spielothek hatten. Aber man
fragt sich unwillkürlich, ob der Tag vielleicht anders verlaufen wäre, hätten
die Jungen die Möglichkeit gehabt, ihre Neigungen mithilfe gewalttätiger
Videospiele zu sublimieren. (Ich möchte nicht behaupten, dass Videospiele als Erziehungsersatz
dienen könnten oder sollten, aber als Ventil für diese Jungen mit mangelndem
Verstand und noch weniger Bewusstsein von ihren Störungen hätten sie durchaus
hilfreich sein können.)
Dem Besuch in der Spielothek
wurde jedoch ein
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