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George, Elizabeth

George, Elizabeth

Titel: George, Elizabeth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer dem Tod geweiht
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hatte.
Andererseits hatte er eindeutig auf einen der beiden Stühle gezeigt, die vor
seinem Schreibtisch standen.
    »... wird Ihnen keine Probleme
bereiten. Ein guter Mann«, sagte Hillier gerade. »John Stewart dagegen ist ein
harter Brocken. Er hat immer noch Ambitionen, die Stelle des Superintendent
zu übernehmen, und es hat ihn sehr getroffen, als er nach der Probezeit die
Position nicht bekommen hat.«
    Isabelle riss sich zusammen.
Als John Stewarts Name gefallen war, war ihr klar geworden, dass Hillier auch
von den anderen gesprochen hatte, die den Posten des Superintendent zeitweise
innegehabt hatten. Wahrscheinlich hatte er sämtliche Kandidaten erwähnt, die
sich innerhalb des Hauses beworben hatten. Eine Aufzählung der Kandidaten von
außerhalb der Met, die hier vorgesprochen hatten - anders konnte man es nicht
nennen -, war überflüssig, da sie keinem von ihnen auf den endlosen
Linoleumkorridoren im Tower Block oder im Victoria Block über den Weg laufen
würde. DI John Stewart hingegen würde zu ihrem Team gehören. Dem würde sie ein
bisschen die Federn stutzen müssen. Das gehörte nicht gerade zu ihren Stärken,
aber sie würde tun, was sie konnte.
    »Verstehe«, sagte sie zu
Hillier. »Ich werde ihn mit Samthandschuhen anfassen. Ich werde sie alle mit
Samthandschuhen anfassen.«
    »Sehr gut. Haben Sie sich
schon eingewöhnt? Wie geht's Ihren Jungs? Zwillinge, nicht wahr?«
    Sie verzog den Mund zu einem
Lächeln, das man für gewöhnlich aufsetzte, wenn die Rede auf »die Kinder« kam,
und sie zwang sich, sie genau so zu betrachten - in Anführungszeichen. So
konnte sie ihre Gefühle auf Distanz halten, und darauf war sie angewiesen. »Wir
sind zu dem Schluss gekommen - ihr Vater und ich -, dass es besser für sie ist,
wenn sie vorerst bei ihm bleiben, solange ich noch in der Probezeit bin. Mein
Mann wohnt in der Nähe von Maidstone auf dem Land, und da zurzeit Sommerferien
sind, scheint es uns das Beste, wenn sie eine Weile bei ihm leben.«
    »Nicht leicht für Sie, nehme
ich an«, bemerkte Hillier. »Sie werden Ihnen fehlen.«
    »Ich werde beschäftigt sein«,
erwiderte sie. »Und Sie wissen ja, wie achtjährige Jungs sind. Man muss sie
ständig im Auge behalten. Da Bob und seine Frau beide zu Hause sind, können sie
das wesentlich besser als ich, würde ich sagen. Das ist schon in Ordnung.«
    Es klang wie eine ideale
Situation: sie bei der Arbeit in London in der sprichwörtlichen Tretmühle,
während Bob und Sandra die Kinder in frischer Landluft mit Liebe überhäuften
und ihnen aus Biozutaten selbst gebackene Hähnchenpasteten und eisgekühlte
Milch vorsetzten. Und wenn sie ehrlich war, entsprach das sogar in etwa der
Wahrheit. Bob war vernarrt in seine Jungs, und Sandra war auf ihre Art sehr
liebevoll, wenn auch für Isabelles Geschmack ein wenig zu schulmeisterlich.
Obwohl sie zwei eigene Kinder hatte, war sowohl in ihrem Haus als auch in ihrem
Herzen noch Platz für Isabelles Söhne. Denn Isabelles Söhne waren auch Bobs
Söhne, und er war ein fürsorglicher Vater. Das war er schon immer gewesen. Er
war charakterfest, der gute Robert Ardery. Er stellte stets die richtige Frage
im rechten Augenblick, und er äußerte nie eine Drohung, die nicht klang wie
eine großartige Idee, die ihm spontan gekommen war.
    Hillier schien ihre Gedanken
zu lesen oder es zumindest zu versuchen, aber Isabelle wusste, dass es
niemandem so schnell gelang, die Rolle zu durchschauen, die sie spielte. Die
hohe Kunst, nach außen hin kühl, beherrscht und hochkompetent zu wirken,
beherrschte sie perfekt, und die professionelle Fassade hatte ihr über so viele
Jahre hinweg so gute Dienste geleistet, dass sie ihr zur zweiten Natur geworden
war. Sie trug sie wie ein Kettenhemd. So erging es nun mal einer Frau, die den
Ehrgeiz hatte, sich in einer männerdominierten Welt nach oben zu arbeiten.
    »Ja.« Hillier zog das Wort in
die Länge, sodass es eher kalkulierend als bestätigend klang. »Sie haben
natürlich recht. Schön, dass Sie eine gute Beziehung zu Ihrem Exmann pflegen.
Alle Achtung. Das ist bestimmt nicht leicht.«
    »Wir haben uns über die Jahre
immer um einen freundlichen Umgang bemüht«, erwiderte sie, wieder mit dem
angedeuteten Lächeln. »Es schien uns das Beste für die Kinder. Eltern, die
ständig im Streit liegen - das tut niemandem gut, nicht wahr?«
    »Freut mich zu hören. Ja.«
Hillier sah zur Tür, als erwartete er jemanden. Doch niemand trat ein. Er
wirkte angespannt, was Isabelle mit

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